Markt Schwaben:Ringen um den "Spitz"

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Der Investor, der am Bahnhof ein Wohnen auf Zeit anbieten will, lanciert auch andere Pläne. Die Anwohner sind besorgt

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Ob nach Jahren des Schwebezustands im Burgerfeld gegenüber dem Bahnhof wirklich ein Wohnen auf Zeit entsteht, ist noch offen. Gemeinde und Investor verhandeln derzeit darüber, wie die Pläne der Delius Immobilien AG aus Aschheim rechtlich dingfest gemacht werden können, wie Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) sagt. Der Gemeinderat hatte Ende September dem Bau eines Boardinghouses zugestimmt, in dem möblierte Wohnungen für eine begrenzte Zeit an Geschäftsreisende oder Studenten vermietet werden können. Derzeit ist auf dem Grundstück lediglich der Bau eines Hotels möglich. Der Begriff Boardinghouse greife aber nicht hundertprozentig, habe der Investor der Gemeinde mitgeteilt, so Hohmann. Die Anwälte beider Seiten arbeiten nun an einer juristisch passenden Formulierung.

Die Bebauung des "Spitzes", wie das Grundstück gegenüber dem Parkhaus am Bahnhof genannt wird, ist umstritten. So mancher Gemeinderat fühlt sich vom Investor unter Druck gesetzt. Hubert Bauer (Zukunft Markt Schwaben) etwa hat ihn am Rand der Asylinformationsveranstaltung im Franz-Marc-Gymnasium als "Wolf im Schafspelz" bezeichnet. Adam Delius hatte unter anderem öffentlich mit dem Gedanken gespielt, auf dem Grundstück ein Hotel zu bauen und die bis zu 400 Zimmer an Flüchtlinge zu vermieten, sollte der Bebauungsplan nicht geändert werden. Diese Äußerungen wiederum hatten einige Anwohner im Burgerfeld auf den Plan gerufen, denen ein Beherbergungsbetrieb in der Nachbarschaft lieber wäre als ein Asylbewerberheim. Wie Wolfgang Korda, derzeitiger ZMS-Vorsitzender und selbst Anwohner, sagt, haben sich mehr als 30 Familien an die ZMS gewendet und ihre Sorgen geäußert. In einer Pressemitteilung spricht sich die Wählergruppierung dafür aus, dass der Gemeinderat dem Investor entgegenkommt und ein Wohnen auf Zeit ermöglicht. Die Vorteile lägen auf der Hand: Die Mieter auf Zeit würden die finanzielle Einnahmesituation der Gemeinde steigern, "ohne dass weitere Ausgaben in den Ausbau von Kindergarten- und Schulplätzen fließen müssen". Mit diesem Argument, dass ein Zuzug von Familien enorme Kosten für die Infrastruktur mit sich bringen würde, hatte der Gemeinderat vor Jahren beschlossen, den "Spitz" als Sondergebiet Hotel und nicht als reine Wohnbebauung auszuweisen. Eine Unterbringung von Flüchtlingen dagegen würde mit sich bringen, dass eben doch Familien nach Markt Schwaben kämen und nach Anerkennung dort blieben, mit eben jenen Folgekosten, vor denen die Gemeinde zurückschreckt, so die ZMS weiter: "Hier sind wir in der Gemeinde bereits am Kapazitätslimit."

Laut den offiziellen Plänen, die er im Gemeinderat vorgestellt hat, möchte Investor Adam Delius eine Anlage mit rund 130 Wohnungen bauen, die allesamt voll möbliert sind und auf maximal drei Jahre vermietet werden. Etwa 100 davon sollen kleiner als 50 Quadratmeter sein. Die Apartments werde er ausschließlich vermieten und nicht verkaufen, so Delius. Der Gemeinderat hatte dieses Konzept mit dem Arbeitstitel "Wohnen auf Zeit" in seinem Beschluss mit dem Begriff Boardinghouse umschrieben, was das Gebäude wiederum zu einer sogenannten Sonderimmobilie macht. Diese wiederum würde die Handlungsfähigkeit des Eigentümers in gewissen Bereichen einschränken.

Bürgermeister Hohmann möchte das Thema nicht hochkochen lassen. Der Gemeinderat, auch er, habe sich dafür ausgesprochen, für das Grundstück einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen, um dort ein Wohnen auf Zeit - wie juristisch dann auch immer genannt - zu ermöglichen. Die Gedankenspiele zum Flüchtlingsheim hatte Delius der SZ mitgeteilt; bei der Gemeinde sind derartige Pläne nicht eingegangen.

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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