Markt Schwaben:Nah an den Menschen

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Der Markt Schwabener Pfarrer Karl-Heinz Fuchs organisiert wieder eine Reise nach Israel - er glaubt, dass es dort vorerst ruhig bleiben wird

Interview von Michael Haas, Markt Schwaben

Zum ersten Mal war Karl-Heinz Fuchs vor fast 30 Jahren in Israel, seitdem hat das Land den evangelischen Pfarrer nicht mehr losgelassen. Zahlreiche Reisen sind inzwischen hinzugekommen, auf den Spuren der Bibel und des Nahost-Konflikts hat Fuchs Freunde gefunden. Mit Gläubigen und anderen Interessierten wird er von 12. bis 22. Februar 2015 erneut durch das Heilige Land reisen - trotz des jüngst zu Ende gegangenen Kriegs zwischen Israelis und Palästinensern und neuer Unruhen in Jerusalem.

SZ: Wieso planen Sie gerade jetzt eine Reise nach Israel?

Karl-Heinz Fuchs: Die Planung läuft schon länger und inzwischen ist der Krieg ja auch wieder vorbei. Ich gehe deshalb davon aus, dass es vorerst ruhig bleiben wird. Bei einer solchen Reise fährt man ohnehin nicht dorthin, wo es kracht - ich mache ja kein Harakiri. Die Menschen dort brauchen aber Unterstützung. Vor allem jetzt nach dem Krieg freuen sie sich über jeden Besucher, denn viele leben vom Tourismus.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation im Heiligen Land?

Aus der Ferne ist das schwer zu sagen. Ich denke, es ist Ruhe eingekehrt. Von Bekannten dort habe ich gehört, dass auch die Touristen inzwischen wieder kommen. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass sich die Situation in den vergangenen Jahren kaum verändert hat. Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern sind in der Gegend spürbar. Man sieht das Unrecht, wenn man in Bethlehem oder Hebron unterwegs ist. Da wird irgendwann auch wieder ein Krieg kommen, wenn Israel nicht mit seinem Siedlungsbau aufhört. Das ist ein Nährboden für Gewalt von palästinensischer Seite, die Radikalen gewinnen an Einfluss. Diejenigen, die eine friedliche Lösung wollen, werden auf beiden Seiten zu wenig gehört.

Seit 20 Jahren organisieren Sie regelmäßig Fahrten nach Israel. Was reizt Sie so an diesem Land?

Es ist ein schönes und abwechslungsreiches Land. Die biblischen Orte sind sehr beeindruckend und helfen einem, biblische Geschichten vom Land her zu verstehen. Außerdem habe ich in Bethlehem einige Freunde, die ich gerne besuche und dadurch unterstützen möchte. Einer meiner Hauptgesprächspartner ist der Pfarrer der evangelischen Weihnachtskirche, Mitri Raheb. Er hat ein Begegnungszentrum aufgebaut, in dem sich Israelis, Palästinenser und Menschen aus der ganzen Welt treffen, und setzt sich für den Frieden ein. Menschen wie er sollen merken, dass man sie sieht und hört. Außerdem möchte ich den Teilnehmern der Reisen zeigen, wie die Situation in Israel und Palästina ist - so gut das in einigen Tagen möglich ist. Ich stelle immer wieder fest, dass viele denken, sie sind informiert, weil sie regelmäßig Zeitung lesen. Aber es ist einfach etwas anderes, wenn man das tolle und vielfältige Land, die Mauer und die Siedlungen mit eigenen Augen sieht und wenn man erlebt, wie sich Menschen auf beiden Seiten für ein friedliches Miteinander einsetzen. Sie sorgen dafür, dass man sich wohl fühlt und ohne Angst im Land reisen kann.

Die Gruppe wird auch die Weihnachtskirche in Bethlehem besuchen, wo Pfarrer Mitri Raheb ein Begegnungszentrum der Religionen eingerichtet hat. (Foto: Fuchs)

Sie versprechen "authentischen Tourismus". Was heißt das?

Ich versuche, nah an den Menschen zu sein. Es gibt viele Reisen, bei denen sieht man sich das Land an, isst und trinkt etwas und genießt die Zeit. Der Konflikt wird oft einfach ausgespart und umfahren. Jemand hat mir sogar mal erzählt, er wäre in Israel gewesen und hätte die Mauer nicht gesehen. Authentisch heißt in diesem Zusammenhang, dass man nicht nur durch die Heiligen Stätten läuft wie durch das Disneyland. Mir ist wichtig, dass die Teilnehmer auch etwas über die Lage in Israel erfahren und beide Seiten des Konflikts zu Wort kommen. Deswegen werden wir verschiedene Menschen treffen und sowohl in israelischen als auch in palästinensischen Unterkünften übernachten.

Glauben Sie nach den zahlreichen Reisen und Gesprächen noch an Frieden im Heiligen Land?

Die Vorschläge für eine Lösung des Konflikts liegen ja längst auf dem Tisch. Aber um sie umzusetzen, müsste Israel die Vertreibung der Palästinenser beenden und seine Siedlungspolitik ändern. Es müsste zwei getrennte Teile geben und keiner dürfte vom anderen dominiert werden. Im Moment tut Israel aber alles dafür, eine Zwei-Staaten-Lösung immer schwieriger zu machen. Da ist auch die jüngste Ankündigung neuer Siedlungen kein Hoffnungsschimmer.

Weitere Informationen zur Reise gibt es bei Pfarrer Karl-Heinz Fuchs unter Telefon (08121) 400 40 oder im Internet unter www.marktschwaben-evangelisch.de. Anmeldeschluss ist Anfang November.

© SZ vom 03.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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