Markt Schwaben:Keine Feier auf'm Weiher

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Mit einem sensationellen Eifelturm hat der Bühnenmaler einst versucht, den "Planet XX" zu retten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Markt Schwabener Weiherspiele fallen im kommenden Jahr aus. Um wieder in die Erfolgsspur zu kommen, sucht der Theaterverein nach einer finanziellen und personellen Neuausrichtung - und nach einem Vorstand.

Von Max Nahrhaft und Ulrich Pfaffenberger, Markt Schwaben

Mehr als 30 Jahre lang gehörten die Weiherspiele Markt Schwaben zur Gemeinde, wie der Frühling in den Kreislauf der vier Jahreszeiten. Seit 1984 gibt es die alljährlichen Theaterspiele auf dem kleinen See unterhalb des Rathauses. Im kommenden Jahr fallen sie aus. Diesen Entschluss fasste der zuständige Ausschuss des Theatervereins und teilte die wenig frohe Botschaft auf der eigenen Weihnachtsfeier mit. Der Grund: Den Verein plagen finanzielle und personelle Sorgen. Im kommenden Jahr wird es also keine schwimmenden Plattformen mit Theaterkulissen geben - der Weiher bleibt leer.

Die Spielpause unterbricht eine Tradition, die nicht nur den Ort prägte, sondern ihn auch über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt machte. "Die Weiherspiele sind und waren ein Aushängeschild für die Gemeinde", sagt Albert Hones (CSU), zweiter Bürgermeister von Markt Schwaben, "jeden Sommer hat das Freilufttheater die Besucher regelrecht angezogen." Dennoch fasste der Theaterverein nun den Beschluss. Josef Schmid, einer der Gründerväter, von Beginn an Regisseur, Intendant und Autor von 31 Weiher-Stücken und inzwischen 70 Jahre alt, wird das Amt des ersten Vorsitzenden aufgeben.

Dann muss bis zur Mitgliederversammlung Mitte Februar Ersatz gefunden werden. "Ich trete zurück, aber keiner will weiter machen", sagt Schmid. Doch nicht nur der Vorstandsposten wäre dann unbesetzt. Es mangele generell an Leuten, so Schmid. Zahlreiche lang gediente Ensemblemitglieder wollten aus Altersgründen nicht mehr auf der Bühne stehen und verließen den Verein. Und "auch im schauspielerischen Nachwuchs weisen wir trotz guter Leute noch Lücken auf", sagt Schmid. Deswegen wolle man nun geordnet und ohne den Zeitdruck anstehender Weiherspiele eine Neubesetzung des Vereins vorantreiben.

4000 Besucher weniger als sonst

Neben der personellen Veränderung strebt der Verein aber auch eine inhaltliche Neuausrichtung an. Mit der diesjährigen Inszenierung, einem futuristisch angelegten Stück mit dem Titel "Planet XX - und dennoch grüßt das Y", ist das noch nicht gelungen. Im Gegenteil. An 16 Spieltagen wurden insgesamt nur 11 000 Gäste gezählt. Dabei lief schon das Stück aus dem vorigen Jahr, "Little Las Vegas", mit 16 000 Zuschauern nicht besonders gut, denn in den Hochzeiten der Weiherspiele kamen auch mal an die 20 000 Besucher an den Dorfteich.

In diesem Sommer hatte außerdem Fritz Humplmayr die Spielleitung von Schmid übernommen und wollte das Stück modern gestalten. Das bisherige Erfolgsrezept, ernste Themen lustig zu verkaufen und das Ganze mit spektakulären Szenen auf dem Wasser zu würzen, wandelte Humplmayr in eine schrille und bunte Komödie, in der es um Geschlechterrollen und Cyberterroristen in der fernen Zukunft ging. Mit begrenztem Erfolg. Viele, gerade lang angestammte Zuschauer, blieben fern.

"Das Stück war sicher nicht für die Zielgruppe gemacht, die wir 30 Jahre lang hatten", sagt ein Mitglied des Theatervereins, das nicht namentlich genannt werden möchte. Auch Fritz Humplmayr gab sich schon im August, als der Misserfolg absehbar war, selbstkritisch und sprach von einem Neuanfang mit Stolpersteinen: "Das Stück hätte weniger extrem sein müssen, um vor allem das Stammpublikum anzusprechen." Auch der Titel hätte potenzielle Besucher abgeschreckt, so Humplmayr.

Mit den Zuschauern blieb auch der erhoffte Gewinn aus. Aufgrund der gestiegenen Kosten und fehlenden Einnahmen waren erhebliche Verluste unvermeidbar. Fritz Humplmayr bestätigt ein Minus in Höhe eines sechsstelligen Betrages. Zudem erschwerten Auflagen das kulturelle Schaffen. Nachdem sich ein Anwohner über die mehrere Wochen dauernde und geräuschintensive Aufbauphase sowie über die Lautstärke der abendlichen Aufführungen beklagt hatte, muss der Verein eine Lärmschutzwand errichten und sich an strenge Schlusszeiten halten. Schon in den vergangenen sechs Jahren war ein leichter Rückgang der Zuschauerzahlen zu beobachten, dieses Jahr war es dann extrem, sagt Humplmayr. Nun müsse sich der Verein konsolidieren und dann mit den Planungen für die Zukunft beginnen.

Doch dazu ist in erster Linie ein neues Konzept nötig. "Wir kommen wieder zu unseren Ursprüngen zurück", sagt Humpl-mayr, "alles was uns ausmacht, sollten wir ausspielen und den Gästen unter Beweis stellen." Im Falle einer Neuausrichtung ist aber ungeklärt, wer die Rolle des Regisseurs - wohlgemerkt auf ehrenamtlicher Basis - einnehmen wird. Ob Humplmayr weitermacht, ist nämlich noch ungewiss. Er würde sich bereit erklären, allerdings nur, wenn die "Ausgangslage passt und Chancen auf Erfolg bestehen".

Entwarnung gibt es für den zweiten Spielort des Vereins, die Theaterhalle im Markt Schwabener Burgerfeld. Marga Kappl vom Kindertheater zufolge sind die Aufführungen ihrer jungen Schauspieler, aber auch die anderer Ensembles so profitabel, dass diese sich in jedem Fall selbst finanzieren. Und der Grandseigneur der Weiherspiele, Josef Schmid, gibt sich trotz der Pause optimistisch: "Eine Ära ist zu Ende gegangen, doch 2018 machen wir mit Sicherheit weiter."

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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