Er war wohl einer der letzten, die Markt Schwabens Verbindung in die Vergangenheit noch mit eigenen Augen gesehen hatten: Der damals 15-jährige Gemeinde-Azubi Josef Blasi. Der sich da schon für die Geschichte seines Ortes sehr interessierte und während seiner Pausen gerne in den alten Dokumenten stöberte, so erzählte er es einmal der SZ. In den Wirren und Nöten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg landeten mehrere Kisten mit ebendiesen teils mittelalterlichen Dokumenten dann im Ofen des örtlichen Bäckers – seitdem vorhanden nur noch in den Erinnerungen des Josef Blasi. Nun ist auch diese endgültig verblasst, einen Tag vor Allerheiligen ist er im Alter von 95 Jahren gestorben.
In seiner Gemeinde kannte man ihn seit Jahrzehnten als profunden Experten für die Ortsgeschichte, auch an der Gründung des Markt Schwabener Heimatmuseums war Josef Blasi maßgeblich beteiligt. Bis ins hohe Alter vermochte er bei Vorträgen sein Publikum mit Wissenswertem aus der Marktgemeinde zu faszinieren, sei es mit Geschichten um das Markt Schwabener Schloss, wie die Gemeinde zu ihrem Wappen kam oder auch zum Alltagsleben in früheren Zeiten.

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Für das Archiv, dessen Zweckentfremdung als Heizmaterial er in seiner Jugend miterlebte, hat sich Josef Blasi ebenso eingesetzt und es wurde durch ihn um einige Inhalte reicher: Er verfasste nämlich große Teile der Markt Schwabener Ortschronik. Auch dem überregional bekannten Projekt des Markt Schwabener Gymnasiums „Vergessener Widerstand“, stand er mit Rat und Tat zur Seite. Im Schuljahr 2006/2007 waren im Rahmen des Geschichtsunterrichtes Beispiele von Zivilcourage und Verweigerung die aktive Gegenwehr Einzelner gegen den NS-Staat behandelt worden, daraus entstand später eine weit über die Marktgemeinde hinaus beachtete Ausstellung.
Neben der Historie engagierte sich Josef Blasi auch für die Politik in seiner Gemeinde, er war eines der langjährigsten Mitglieder des Marktgemeinderates: Im Jahr 1978 wurde er erstmals für die CSU ins Gremium gewählt, wo er auch von den anderen Fraktionen für seine höfliche und diplomatische Art viel Anerkennung erfuhr. Er war unter anderem Zweiter und in seiner letzten Amtszeit als Gemeinderat Dritter Bürgermeister, nach 30 Jahren und sechs Wahlperioden zog er sich aus der Politik zurück. Im Jahr 2016 wurde Josef Blasi für seine Verdienste zum Ehrenbürger Markt Schwabens ernannt.
Das Requiem für Josef Blasi findet am Samstag, 9. November, um 9 Uhr in der Pfarrkirche St. Margaret statt, dort wird um 17.30 Uhr noch ein Rosenkranz gebetet.