Rathaus Markt Schwaben:Im Slalom zur Geburtsurkunde

Im Markt Schwabener Rathaus werden Bürger seit zwei Wochen von Handwerkern begrüßt. Die Sanierung soll im September fertig sein und 850 000 Euro kosten. Ein Besuch auf der Baustelle.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Beate Käser braucht in diesen Tagen gute Stimmbänder. Wenn sie ins Telefon spricht, dann muss sie regelrecht plärren, um den Schlagbohrer zu übertönen. "Die erste Woche war eine Katastrophe", sagt Käser, die in Markt Schwaben den Bürgerservice leitet. Weil das Rathaus seit Anfang der Pfingstferien zur Baustelle wurde, musste Käser mit ihren Kollegen in den Keller ausweichen. Auf ihrem Schreibtisch klingelt jetzt das Telefon, und von oben dröhnt der Baulärm durch die Decke. "Wir laufen Slalom durch die Baustelle", sagt Käsers Kollegin Susanne Sefzik. "Dafür wird hier bald alles schöner."

Wer schön sein will, leidet bisweilen bereitwillig, wobei es im Rathaus Markt Schwaben nicht nur um Ästhetik, sondern vor allem um Sicherheit geht. Seit Mitte Mai wird dort auf zwei Stockwerken gehämmert, geschraubt und gefräst. Handwerker auf Leitern verputzen Wände und isolieren Fugen. Der Parteienverkehr ist stark eingeschränkt, wer Pässe oder Geburtsurkunden abholen will, muss sich anders als sonst vorher einen Termin geben lassen und Bargeld mitbringen, weil der Kartenleser derzeit nicht funktioniert. Die Haupthalle ist zentnerweise mit Möbeln zugestellt, es staubt und rattert. "Vooorsicht": ein Mann wie ein Wandschrank rempelt den Mann im Jackett an, der gerade zwischen Kabeln und Holzbalken durch den Gang balanciert.

Der Brandschutz war seit Jahren überfällig

Als Bürgermeister der Gemeinde ist es mit dem Gleichgewicht nicht immer ganz einfach. Georg Hohmann (SPD) weiß das, nicht erst seit er zum ersten Mal einen Blick in die Haushaltsbücher der finanziell angeschlagenen Gemeinde gewagt hat. Markt Schwaben drückt ein Schuldenberg, und dennoch muss Hohmann versuchen, wichtige Projekte voranzutreiben. Beim geplanten Neubau von Grund- und Mittelschule braucht es noch eine Menge Überzeugungsarbeit - dafür hat nun die Sanierung des Rathauses begonnen. "Endlich", wie Hohmann zu sagen pflegt. "Brandschutz und Energiesparmaßnahmen waren seit Jahren überfällig", sagt er. In den Büros würden etwa stromsparende LED-Lampen eingebaut. Im September soll der komplette Umbau fertig sein, die anvisierten Kosten liegen bei 850 000 Euro.

Der rote Ziegelbau erfüllt seit Jahren nicht mehr die gängige Brandschutzbestimmungen, weswegen bereits vor Hohmanns Amtszeit immer wieder Sicherheitsdebatten aufkamen. Problematisch war vor allem, dass die Türen zwischen den Gängen nach oben einen etwa 20 Zentimeter hohen Spalt freiließen und dass bisher weder Fenster noch Türen brandschutzsicher waren. "Bei einem Brand wäre ein Kamineffekt entstanden", sagt Hohmann. Ein Feuer hätte sich also in kürzester Zeit von einem Gebäudeteil auf das gesamte Rathaus ausgebreitet.

Schallschutzwände sollen künftig für Ruhe sorgen

Die Decken werden jetzt mit Rigipsplatten verkleidet, Schreiner bauen Brandschutz-Türen und -Fenster ein, Fluchtwege führen aus allen Stockwerken über Brandschutzleitern aus dem Gebäude. Im Obergeschoss sind die Handwerker bereits fertig, hier hat Bauleiter Frank Eichner wieder sein Büro bezogen. Der Lärm ist hier zwar zu hören, durch die neuen Schallschutzwände aber gedämpft. Eichner schaut recht zufrieden hinter seinem Schreibtisch hervor, für einen Bauamtsleiter dürfte die Baustelle das natürliche Biotop sein. "Für die Mitarbeiter ist es aber natürlich schon eine Belastung", sagt er. Der Preis für künftigen Komfort: "In Zukunft wird es im Büro angenehmer", sagt Eichner, "weil man normal reden kann, ohne dass man im Nebenzimmer alles hört."

Das Rathaus Markt Schwaben ist nicht das einzig sanierungswürdige im Landkreis. Kürzlich teilte etwa die Stadt Ebersberg mit, man wolle das Rathaus am Marktplatz ebenfalls auf den neuesten Stand beim Brandschutz bringen. Die Stadt will dafür etwa 100 000 Euro investieren.

In Markt Schwaben wäre es mit dieser Summe wohl kaum getan, allein schon, weil dort die Glaskuppel über dem Sitzungssaal ausgetauscht werden soll. "Bei Regen trommelt es so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht", sagt Hohmann. Wegen des maroden Fiberglasdachs und mangels Fluchtwege tagt der Gemeinderat seit Jahren im Feuerwehrhaus. In Kürze soll über dem Sitzungssaal des Rathauses ein schallgeschütztes Dach gebaut werden, Sonnenlicht soll dann nur noch über die Seite der Kuppel auf die orangen Sitze strömen. Am "DDR-Charme der Polster", wie Hohmann sagt, soll sich vorerst nichts ändern. Dafür soll die Heizung repariert werden und ein Fluchtweg vom Sitzungssaal in die Schlossmauern führen. Der Gemeinderat könnte dann zu seinem Stammsitz ins Rathaus zurückkehren.

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