Ortsgeschichte Markt Schwaben:Skelette, Schlösser, Suppenschüsseln

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Wie war es früher, wie ist es heute? Vor allem aus diesem Vergleich zieht das Heimatmuseum Markt Schwaben seinen Reiz. Auf diesem Bild zu sehen: das einstige Lebensmittelgeschäft Wagner. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Markt Schwabener Heimatmuseum beleuchtet zum Jubiläum seine eigene Erfolgsgeschichte - und präsentiert ein paar Überraschungen. Eröffnet wird die Jahresausstellung an diesem Samstag.

Von Anja Blum, Markt Schwaben

Die Exponate im Heimatmuseum Markt Schwaben reichen zurück bis in die Steinzeit, zum Beispiel liegt im Archäologie-Raum ein Skelett aus der Glockenbecherkultur. Ganz so alt wie dieses sind die Macher hinter der Ausstellung freilich nicht - die meisten seien inzwischen "so an die 80", sagt Bernd Romir, Museumsleiter und selbst bereits 74 - doch auf immerhin 32 Jahre "sehr erfolgreiche Aktivität" kann der Verein nun doch schon zurückblicken. Und weil Corona eine Feier zum runden Geburtstag 2020 verhindert hat, wird die Jubiläumsausstellung nun nachgeholt: An diesem Wochenende präsentiert das Team "30+2 spannende Jahre Heimatmuseum", inklusive diverser Überraschungen.

"Wir wollten in Markt Schwaben eigentlich schon immer ein Heimatmuseum haben", erzählt Romir, ehemaliger Schulleiter sowie Gemeinderat. Und 1990 habe der damalige Bürgermeister Willi Haller schließlich den entscheidenden Anstoß gegeben, zu diesem Zweck einen Verein zu gründen. Rund zehn engagierte Heimatforscher fanden sich zu einem bis heute bestehenden, offenbar wirklich sehr harten Kern zusammen. Allerdings sei da noch nicht abzusehen gewesen, dass das Museum tatsächlich mal ein eigenes Haus haben würde, sagt Romir. "Deshalb haben wir einfach mal angefangen, im Speicher des Schlosses alte Sachen zu sammeln."

Der frühere Gemeinderat Bernd Romir leitet das Heimatmuseum Markt Schwaben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bereits zwei Jahre später jedoch bekam die Gemeinde die "Schweigervilla" geschenkt - "nicht Bier-, sondern Holz-Schweiger", wie Museumsleiter Romir betont. Der großzügige Spender war eine Firma, die rund um das schmucke Gebäude aus dem Jahr 1927 mehrere Wohnhäuser baute, und die Gemeinde deshalb "zu einer ruhigen Nutzung verdonnerte". Ein Jugendzentrum oder ähnliches kam also nicht infrage - und das Heimatmuseum konnte seine Geburtsstunde feiern. Allerdings musste die denkmalgeschützte Villa erst aufwendig saniert werden - ein großer finanzieller Aufwand, den eben jene Baufirma gescheut hatte -, bevor der Verein sie ab 1999 schrittweise zum Ausstellungsort ausbauen konnte.

Als der Verein sein neues Haus bezog, war es also komplett leer. Heute, gut 20 Jahre später, ist es voll, von oben bis unten. Der Keller wird als Depot genutzt, die drei oberen Stockwerke dienen als Ausstellungsfläche. "14 unterschiedliche Räume - das macht 14 Jahre heftige ehrenamtliche Arbeit", sagt Romir, "eher sogar noch mehr". Insofern sei er sehr dankbar für das treue Team und seine Spezialisten. Irmgard Köhler etwa habe unermüdlich in Archiven recherchiert, Franz Seiler sich um die archäologischen Themen gekümmert, Josef Blasi sich intensiv mit Burg und Schloss beschäftigt und Leni Pelzer mit dem "Schwabener Porzellan". Ihm galt das erste museal gestaltete Zimmer, eröffnet im Januar 2001.

Ein wahrlich schmuckes Refugium für Ortsgeschichte: die Schweiger-Villa in der Bahnhofstraße 28. (Foto: Gerhard Wilhelm/oh)

Inzwischen ist jeder Raum einem anderen Thema gewidmet, von den Markt Schwabener Brauereien bis zur Druckkunst, man kann eine Küche aus den 20er Jahren bestaunen, eine Schuhmacher-Werkstatt sowie ein historisches Schulzimmer, sogar eine sakrale Abteilung gibt es. Und besonders stolz ist Romir darauf, dass es gelungen ist, jedem Raum eine ganz eigene Aufmachung, ein anderes Flair zu verleihen. Höhe- und Schlusspunkt des Ausbaus waren 2018 und 2019 die beiden "Zimmer der Zeitgeschichte" von 1900 bis 1950 sowie von 1950 bis 2000. In dieser jüngsten Epoche geht es um den wirtschaftlichen Aufschwung vor Ort, aber auch um Dinge, die Markt Schwaben schon lange besonders auszeichnen, zum Beispiel die beliebten "Weiherspiele".

Erst heuer konnte man überdies eine Medienstation eröffnen: ein Touchpad, auf dem per Fingerzeig Themen ausgewählt und entsprechende Fotografien betrachtet werden können. Die Gegenüberstellung von Früher und Heute zu bestaunen und in Erinnerungen zu schwelgen - darum geht es im Heimatmuseum Markt Schwaben. Und obwohl die wunderschöne Villa eigentlich bereits voll ist bis unters Dach, hat das Team schon die nächste Neuerung parat: "Was bislang gefehlt hat, das war eine ausdrückliche Würdigung unserer Vereine", erklärt Romir. Doch das solle nun nachgeholt werden, und zwar mit kleinen Tafeln im Treppenhaus, die jeweils einen der 14 ältesten Vereine Markt Schwabens vorstellen, von den Schützen bis zum FC Falke.

Der Kirta-Montag mit der "Museumsmusi" lockt regelmäßig zahlreiche Besucher an. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Schau zum Jubiläum wird nun in die Dauerausstellung integriert sein: In mehreren Räumen befinden sich jeweils in der Mitte extra Stellwände, auf denen vornehmlich Fotografien zu sehen sind. Vorgestellt werden so nicht nur die einzelnen Schritte zur Entstehung des Museums, sondern vor allem jene vielen Menschen, die dieses Projekt vorangebracht haben: die Ausstellungsmacher, die Protagonisten der Veranstaltungen, etwa die Museumsmusi, sowie die vielen Besucherinnen und Besucher. "Wir zeigen Aufnahmen von Eröffnungen, aber zum Beispiel auch von den zahlreichen Kirta-Montagen mit Musik und Lesung", erklärt der Museumsleiter.

Besonderes Augenmerk legt man auch auf die Jahresausstellungen, die bis 2000 im Rathausfoyer und seit 2001 im Museum stattgefunden haben. Stellvertretend für mehr als 30 unterschiedliche Schauen werden hier die Themen "Von der Römerstraße zur Autobahn", "Heimat der Flüchtlinge und Vertriebenen", "Partnerstadt Ostra", "Fasching in Markt Schwaben" und "Kindheit in Markt Schwaben" vorgestellt.

Aus der Ausstellung "Kindheit in Markt Schwaben" stammt dieses Bild einer kleinen "Prinzessin" vor dem Schloss. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Außerdem zeigen wir noch einige Überraschungen aus der Historie Markt Schwabens", sagt Romir, zum Beispiel könne man einen echten Kinderfilmstar präsentieren sowie eine Vitrine mit verschiedenen Exponaten, die bislang noch nie zu sehen waren. "Und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Zeitzeugnisse starke Emotionen auslösen werden - von erschreckend bis lustig." Genaueres aber möchte der Museumschef noch nicht verraten, schließlich soll es beim Besuch noch jede Menge zu entdecken geben.

Jahresausstellung zum Jubiläum im Heimatmuseum Markt Schwaben, Eröffnung an diesem Samstag, 12. November, um 14 Uhr, geöffnet anschließend bis 18 Uhr, sowie Sonntag, 13. November, 14 bis 18 Uhr, Mittwoch, 16. November, 18 bis 20 Uhr und Sonntag, 20. November, 14 bis 17 Uhr. Alle Infos unter https://heimatmuseum-markt-schwaben.de/

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