Markt Schwaben:Das Ende der Integration

Markt Schwaben: In den 20 Containern am Markt Schwabener Erlberg wohnen seit einem Jahr Männer aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, Pakistan und Senegal.

In den 20 Containern am Markt Schwabener Erlberg wohnen seit einem Jahr Männer aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, Pakistan und Senegal.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wenn der geplante Wertstoffhof in Markt Schwaben gebaut wird, muss das Containerdorf aufgelöst werden. Dann verlieren 45 Flüchtlinge ihre Unterkunft.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

In Markt Schwaben diskutieren sie seit längerem über die Mängel des alten Wertstoffhofs am Ortsrand. Weil die Anlage, die innerhalb des Bauhofs angesiedelt ist, nicht mehr den umweltschutzrechtlichen Bedingungen entsprach, musste sie zuletzt sogar mehrere Wochen geschlossen werden.

In Kürze soll der Wertstoffhof deshalb vom Ortsrand an den Erlberg verlegt werden, die Entscheidung des Gemeinderats war wenig überraschend. Auf einem gemeindeeigenen Grundstück wird dann ein neuer Wertstoffhof gebaut. Eigentlich keine große Sache. Das Problem daran ist nur, dass sich auf diesem Grundstück derzeit die Containerunterkünfte für 45 Flüchtlinge befinden.

Eine Ersatz-Lösung wurde bisher noch nicht gefunden, noch bleibt dafür Zeit. Das Landratsamt, das die Unterkünfte betreibt, und die Gemeinde, die ihren Grund zur Verfügung stellt, haben sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt, den Vertrag für die 20 Wohncontainer zu verlängern.

In fünf Monaten endet der Vertrag des Containerdorfs

Wie Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) auf der jüngsten Gemeinderatssitzung mitteilte, sei der Fortbestand der Unterkünfte damit für fünf zusätzliche Monate gesichert - bis Ende Februar 2017. Wie es danach weitergehen soll, dafür gibt es jedoch noch keine konkreten Lösungsansätze, wie Joachim Weikel, Gemeinderat der Grünen und Vorsitzender des Markt Schwabener Flüchtlingshelferkreises, erklärt.

Ob der Vertrag über den Februar hinaus verlängert wird, ist unklar. Entscheidend dafür dürfte sein, wie weit die Planungen des neuen Wertstoffhofs dann fortgeschritten sind. "Wenn alles reibungslos verläuft, könnten wir im Frühjahr soweit sein, dass wir mit den Baumaßnahmen beginnen", sagt Weikel, der als Mitglied des Markt Schwabener Bauausschusses an der Planung des Wertstoffhofs beteiligt ist. Ob die Baugenehmigung jedoch bis Anfang März erteilt ist, könne er nicht prognostizieren. "Klar ist aber, dass die Flüchtlinge eine neue Bleibe brauchen", sagt Weikel.

Wie schwer dieses Unterfangen im östlichen Teil des Münchner Speckgürtels ist, bekommen viele zu spüren, die im Landkreis Ebersberg nach Wohnraum suchen. Krankenschwestern, Kindergärtner und Polizisten, also Menschen aus der Mittelschicht, finden hier immer schwieriger eine bezahlbare Unterkunft. Flüchtlinge haben es umso schwerer, weil sie in der Regel finanziell noch eingeschränkter sind. Für die Markt Schwabener Flüchtlinge dürfte die Suche besonders kompliziert werden, denn keine andere Landkreisgemeinde muss mit so wenig Platz für so viele Einwohner auskommen.

Die Bewohner sind in der Region integriert - damit könnte es bald vorbei sein

Von den Flüchtlingen der Containerunterkunft am Erlberg suchen derzeit etwa ein Viertel nach einer Wohnung. Bisher, so Weikel, sei jedoch niemand fündig geworden, weswegen die Betroffenen als sogenannte "Fehlbeleger" weiterhin in der Übergangsunterkunft wohnen bleiben. Es handelt sich dabei um anerkannte Asylbewerber aus Eritrea. Die übrigen Bewohner - Syrer, Afghanen, Pakistaner und Senegalesen - warten derzeit auf das Ergebnis ihres Asylantrags.

Seit die Container am Erlberg im September 2015 aufgestellt wurden, bemühen sich Weikel und seine Kollegen vom Helferkreis - wie in vielen anderen Landkreisgemeinden - darum, die geflüchteten Männer in der Gemeinde zu integrieren. "Mittlerweile ist jeder einzelne in einem Integrationskurs oder macht eine Weiterbildung", sagt Weikel. Einige würden als Küchenhilfe arbeiten oder Regale im Supermarkt einräumen, Jobs auf 450-Euro-Basis.

"Mittlerweile kann ich mich mit fast allen auf Deutsch unterhalten", sagt Weikel. Wenn die Containerunterkünfte im Ort wegfallen, befürchtet er, dass der Integrationsprozess aufgehalten werden könnte - ein Problem, das man bei anderen Helferkreisen im Landkreis Ebersberg ebenfalls sieht: "Wenn es keine Möglichkeit gibt, dass sie in der Region bleiben können, dann müssen sie bei vielen Dingen wieder von vorn beginnen".

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