Bundestagswahl 2025:Bernhard Winter will ins Parlament

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Bernhard Winter, Organisator der Markt Schwabener Sonntagsbegegnungen seit 1992 und Bürgermeister von 2002 bis 2011, will bei der Bundestagswahl als parteiloser Kandidat im Wahlkreis Erding/Ebersberg antreten. (Foto: Christian Endt)

Der frühere Bürgermeister von Markt Schwaben plant, als parteiloser Kandidat im Wahlkreis Erding/Ebersberg anzutreten.

Von Wieland Bögel, Markt Schwaben

Die Zahl der Bewerber um das Direktmandat bei der Bundestagswahl wächst weiter: Nun hat der frühere Bürgermeister von Markt Schwaben, Bernhard Winter, bekanntgegeben, er wolle bei der voraussichtlich am 23. Februar stattfindenden Wahl als parteiloser Kandidat im Wahlkreis Erding/Ebersberg antreten. Dass die Chancen darauf, wirklich ins Parlament einzuziehen, äußerst gering sind, räumt Winter selbst ein.

Er wisse, „dass es seit 1949 noch keinem einzigen Menschen gelungen ist, auf diese freie und ungewöhnliche Art ein Mandat zu erringen“, schreibt Winter in der Ankündigung zu seiner Kandidatur. Tatsächlich war speziell im Wahlkreis Erding/Ebersberg sogar noch nie eine Direktkandidatur erfolgreich, die nicht von der CSU kam. Das gilt im Übrigen auch für die Zuschnitte, denen die beiden Landkreise vor der jüngsten Wahlkreisreform vor 20 Jahren angehörten und auch bei Landtagswahlen waren es in beiden Kreisen stets die Christsozialen, die das Direktmandat gewinnen konnten.

Durch die Sonntagsbegegnungen ist Bernhard Winter überregional bekannt

Dass sich Winter nun dennoch um dieses bewirbt, begründet er mit der aktuellen Situation: „In unseren bewegten Zeiten will ich nicht auf der Seite stehen und die Dinge nur geschehen lassen: Ich werde in Berlin und in unseren Landkreisen Ebersberg und Erding mit meinen Möglichkeiten mitwirken, dass für die großen Themen wie Frieden oder Krieg, Miteinander und Zusammenhalt, Natur und Klimawandel gute Lösungen gefunden werden – und gleichzeitig in meiner oberbayerischen Heimat für die Anliegen und Probleme der Bevölkerung da sein: mit offenen Ohren, hilfsbereit, zupackend, mit einem großen Netzwerk an Kontakten.“

Letzteres ist tatsächlich keinesfalls eine wahlkampftaktische Übertreibung: Durch seine Diskussionsreihe „Sonntagsbegegnungen“ hat Winter durchaus zahlreiche Kontakte knüpfen können. Seit 1992 findet das Format nun – Anfangs noch unter dem Titel „Sonntagsgespräche“ – schon statt, Gerhard Schröder, Rita Süssmuth und Johannes Rau waren dort ebenso schon einmal zu Gast, wie Dieter Hildebrand, Franz-Xaver Bogner und Gerhard Polt.

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Vor 30 Jahren initiierte Bernhard Winter die erste "Sonntagsbegegnung" in Markt Schwaben. Seitdem fand das Dialogformat 111 Mal statt. Hier spricht Winter über den Wert echter Begegnungen, erklärt, nach welchen Kriterien er die Gesprächspartner auswählt, und ob das Gespräch zwischen Cem Özdemir und Campino doch noch stattfindet.

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Bevor Winter aber überhaupt antreten darf, muss er noch mindestens 200 Unterstützerunterschriften sammeln. Klappt dies, wird er am 23. Februar unter „Bündnis Bernhard Winter – Erfahren. Anders. JA“ antreten. Von den klassischen Methoden des Stimmenfangs will Winter aber ein Stück weit Abstand nehmen: „Das, was ich in den kommenden Wochen bis zum Wahltag vorhabe, nenne ich nicht Wahlkampf, sondern Wahlwanderung.“

Mit der Ankündigung seiner Kandidatur beendet Winter eine rund 14-jährige politische Abstinenz: Im November 2010 hatte er nach acht Amtsjahren seinen Rücktritt als Markt Schwabener Bürgermeister bekanntgegeben. Zunächst hieß es, er wolle einen Posten bei der Arbeiterwohlfahrt übernehmen, daraus wurde dann nichts, woraufhin Winter ankündigte, ein Bündnis für Zusammenhalt in seiner Gemeinde zu gründen – unter dem Titel „JA“.

Bislang stehen sieben Direktkandidaten für den Wahlkreis Erding/Ebersberg fest

In der SPD, der Winter damals noch angehörte, kam der Amtsverzicht nicht besonders gut an, einige Genossen forderten sogar, ihn aus der Partei zu werfen. Dazu kam es zwar nicht, allerdings gehört Winter den Sozialdemokraten dennoch nicht mehr an: Kurz vor der Bundestagswahl vor drei Jahren erklärte er seinen Austritt. Passenderweise lief erst kürzlich eine Sonntagsbegegnung unter dem Titel „Brauchen wir Parteien?“ – Bernhard Winter, scheint es, hat die Frage für sich nun mit „Nein“ beantwortet.

Sollte er die nötigen Unterschriften zusammenbekommen, wird der 70-jährige gebürtige Augsburger gegen mindestens sechs weitere Personen antreten: Neben Andreas Lenz (CSU), der das Direktmandat bereits dreimal gewonnen hat, treten noch Christoph Lochmüller (Grüne), Marco Mohr (SPD) und FDP-Landeschef Martin Hagen im Wahlkreis an. Außerdem nominiert sind Jakob Hetkämper (Volt) und Manuela Schulz (AfD).

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