Markt Schwaben:Biogas-Anlage gescheitert

Lesezeit: 2 min

In Markt Schwaben wird es vorerst keine Biogas-Anlage geben. Die Ursache liegt nicht im Misstrauen gegenüber der Technologie. Der Gemeinderat konnte sich nicht auf einen Standort einigen.

Karin Kampwerth

Auf absehbare Zeit wird es keine Biogasanlage in Markt Schwaben geben. Nicht etwa, weil grundsätzliche Bedenken gegenüber der Technologie bestünden, sondern weil sich der Gemeinderat nicht auf einen Standort einigen kann. Das allerdings wertet Bürgermeister Bernhard Winter (SPD) als Grundsatzbeschluss gegen Biogas. Einige Gemeinderäte sehen sich wiederum von der Rathausverwaltung vorgeführt, wie Georg Holley (CSU) im Anschluss an die Sitzung Dienstagabend formulierte. Zuvor hatte ein Zuhörer der turbulenten Debatte den Gemeinderat als "Kasperltheater" bezeichnet. Hermann Bogenrieder (CSU) sprach im Nachhinein von einer "schlechten Vorstellung".

In Markt Schwaben wird es vorerst keine Biogasanlage geben. (Foto: ddp)

Auslöser war ein Antrag des Landwirts Wolfgang Lichti gewesen, der auf einer Ackerfläche an der Finsinger Straße und südlich des Hechtl-Hofes eine Biogasanlage bauen möchte. Bei einem Ortstermin, welcher der Sitzung am Dienstag vorausgegangen war, machten sich die Gemeinderäte ein Bild von dem Standort. Dort kam man schnell zu der Überzeugung, dass der Hechtl-Hof sowie drei weitere Anwesen zu dicht an der geplanten Anlage liegen.

Eine 200 Meter entfernte Fläche, welche Lichti bei dem Ortstermin als Alternative an bot, stieß auf weitaus mehr Zustimmung. Darüber hinaus hat Lichti drei weitere Grundstücke in petto: ebenfalls an der Finsinger Straße sowie in der Nähe des Umspannwerks an der Staudhamer Straße. Alle fünf Standorte kämen infrage, so der Landwirt, um auch die geplante Versorgung der Eon-Hackschnitzelanlage mit Wärme im Sommer zu gewährleisten.

Rita Stiegler (SPD) ahnte, dass es bei der von Bürgermeister Bernhard Winter geplanten Beschlussfassung zum großen Missverständnis kommen könnte. Sie plädierte dafür, vor einer Entscheidung über den Standort grundsätzlich darüber abzustimmen, ob der Gemeinderat eine Biogasanlage in Markt Schwaben befürworte. Deshalb hatte sich der Gemeinderat im September zu einer Sondersitzung mit Experten getroffen. Neben der Standortfrage, so Stiegler, müsse geklärt werden, welche Substrate in der Anlage zur Verbrennung kämen und ob die Größe zum Ort passe.

"Abstimmung ging gründlich in die Hosen"

Auch Susanne May (SPD) wollte nicht über die in der Sitzung vorgeschlagenen Standorte entscheiden, ohne diese zuvor gesehen zu haben. Nach Ansicht von Josef Riexinger (Freie Wähler) widersprach die Abstimmung gar der Geschäftsordnung des Gemeinderats. Schließlich sehe die Tagesordnung nicht einen Beschluss über Alternativen, sondern nur über den beantragten Standort.

Diesen lehnte der Gemeinderat schließlich einstimmig ab. Die weiteren Bedenken gingen in der Diskussion unter. Bürgermeister Winter setzte sich dafür mit seinem Vorschlag durch, getrennt über die alternativen Standorte abzustimmen. "Wir müssen den Betreibern ein Signal geben, wo sie weiter planen sollen", sagte er und plädierte dafür, die drei verbleibenden Möglichkeiten für den Bau einer Biogasanlage zu prüfen. Bei der Abstimmung fand sich jedoch für keinen Standort eine Mehrheit. Denkbar knapp und mit ganz unterschiedlichen Mehrheiten wurde jedes Grundstück abgelehnt.

"Diese Abstimmung ging gründlich in die Hosen, das wollten wir nicht", bedauerte Monika Schützeichel (CSU) im Anschluss. Sie sprach damit die fraktionsübergreifende Gemütslage aus. Der Bürgermeister hingegen blieb bei seiner Haltung: "Eine Biogasanlage braucht einen Standort", sagte er und zeigte sich überzeugt, dass die Mehrheit im Gemeinderat gegen eine Anlage sei.

© SZ vom 07.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: