Vox-Star Bernd Hackl in Markt Schwaben:„Hilfe, ich kann nicht bremsen!“

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Mit seinem Comedy-Bühnenprogramm „S'Leben könnt' so einfach sein“ strapaziert Pferdeprofi Bernd Hackl im Theater am Burgerfeld in Markt Schwaben die Lachmuskeln seines Publikums. (Foto: Christian Endt)

Bernd Hackl hat es sich als international erfahrener Westernreiter, Ausbilder und Pferdefachmann zur Aufgabe gemacht, sein Wissen im Fernsehen, in Podcasts und Büchern weiterzugeben. Nun hat er ein vergnügliches Comedy-Programm entwickelt, mit dem er in Markt Schwaben auftrat.

Von Alexandra Leuthner, Markt Schwaben

Dass Pferdemenschen nicht in erster Linie für ihren Humor bekannt sind, mag ein Vorurteil sein, also eine sehr subjektive Einschätzung, die als solche durchaus widerlegbar ist. Die Einschätzung könnte aber auch klischeehaft sein und mit dem Bild des klassischen „Reitenden“ zu tun haben, wobei in diesem Fall die rein weibliche Bezeichnung ohne großes „In“ nicht weit von der beobachteten Realität entfernt ist. Die Rede ist von jenem Bild der schlanken, gern mit strengem Zopf und immer in vorbildlicher Haltung – Brust raus, Bauch rein – auftretenden Amazone in eng geschnittenen Reithosen und Respekt einflößenden hohen Stiefeln. Das Ganze gibt es auch in männlicher Ausführung und ist etwa bei Fernsehberichten über olympische Reitwettbewerbe zu bewundern.

Nun ist es durchaus das eine oder andere Klischee, das Entertainer Bernd Hackl auf der Theaterbühne in Markt Schwaben lustvoll ausbreitet, wenn er aus seinem üppigen Erfahrungsschatz berichtet – das vom typischen Isländerbesitzer etwa. Im Gegensatz zum oben beschriebenen Stereotyp gleicht jener eher den kurzgliedrig-haarigen Angehörigen der von ihm favorisierten Pferderasse. Er trage auch im Sommer selbst gestrickte Wollpullover und züchte sein Gemüse in eigenem Beet. Auf letzteres wird noch zurückzukommen sein.

Ganz ohne Pferde kann Westernreiter Bernd Hackl nicht, wenigstens ein Ersatz aus Stoff musste mit auf die Bühne. (Foto: Christian Endt)

Während Hackl also dem einen oder anderen Vorurteil Nahrung verschafft, entkräftet er andererseits auf jeden Fall die Sache mit dem Humor. Schließlich ist Fernsehprofi Hackl selbst Pferdemensch und bringt an diesem Freitagabend im Haus am Burgerfeld eine Menge Gleichgesinnter zum herzhaften Lachen. Der Saal ist ausverkauft und das Publikum ganz klar mehrheitlich vom Fach. Wer spontan aufstöhnt, wenn es um ein, nun ja, Problempferd geht, über das Hackl erst mal nur in einem Nebensatz fallen lässt, dass er von einem „Traber“ spricht, der weiß, was Sache ist. Und worauf er sich einlässt, wenn er sich eine Eintrittskarte für die Show des ehemaligen Vox-Pferdeprofis kauft.

Erstauntes Kopfschütteln über eine Frau, die mit ihrem „superlieben“ Andalusier nur bei schönem Wetter arbeiten kann, weil er bei schlechtem Wetter seine Reiter herunterwirft. Hackl zitiert aus einer E-Mail, erzählt von einer anderen, die quasi in Hysterie verfällt, wenn ihre „arme Maus“ nach drei Runden Laufen ein wenig ins Schwitzen gerät. Und vielleicht vermischt sich der Unglaube im Publikum ja mit gewisser Scham. Etwa als Hackl in bildhafter Körpersprache vorführt, wie die Reiterin des bereits erwähnten Trabers den Sattel irgendwie auf das, sie im Rennschritt umkreisende, Pferd und sich dann in die natürlich schief hängende Reithilfe wuchtet. Ein Pferd, das nicht stehen kann? Kann in den besten Familien vorkommen, wenn es ihm keiner beigebracht hat...

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Reiten und Reiten ist nicht dasselbe. Und Westernreiten etwas ganz anderes - ein Proberitt auf der Penny Well Ranch.

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So schwingt schon im Titel von Hackls amüsant und in unaufgeregtem Oberbairisch dargebotenem Bühnenprogramm „S'Leben könnt' so einfach sein“ jener zweite Teil des Satzes mit, den man aus jeder seiner vergnüglichen Erzählungen heraushört: wenn er nur die Pferde und nicht auch ihre Menschen auf den richtigen Weg bringen müsste. Dass ihm dabei nicht nur die Vierbeiner, sondern auch deren Reiter am Herzen liegen, ist trotz aller Frotzelei und auch trotz all der Verzweiflung, die ihm das Tun mancher überzeugter Pferdeliebhaber abnötigt, spürbar. „Eigentlich ist es ein Wunder, dass nicht jeden Tag viel mehr passiert“, seufzt Hackl.

Zu ernsthaftem Schaden kommen die Menschen aus Hackls Geschichten nicht

Klare Sache, dass in all jenen Geschichten, die er aus seinen Kursen erzählt, dem Beritt von Jungpferden oder der Korrektur von sogenanntem Problempferden, niemand ernstlich zu Schaden gekommen ist: Kein Pferd und auch keiner der Reiter, die dabei im Staub landeten. Auch nicht die Besitzerin jenes Trabers, die sich nach erfolgreichem Aufsitzen an ihr Tier klammerte, während es im Renntempo immer im Kreis um den Roundpen – eine Art Reithalle ohne Ecken – jagte. Der Ausruf „Hilfe, ich kann nicht bremsen“ nötigte schließlich den Reitlehrer zu selbstlosem Eingreifen, was zu einem „Rollback“ des Trabers führte, der nun in der Gegenrichtung im Kreis raste. Bis sich der Reitprofi wieder in seine Bahn und sich das Pferd – das ja gezüchtet wurde, um zu rennen – erneut auf den Hinterbeinen herumwarf. „Den ersten hat’s no g'sessn“, feixt Hackl, um dann die Arme auszubreiten und mit einem süßlichen Unterton zu fragen: „Kennt’s ihr den Jens Weißflog?“ Nun, man kann sich vorstellen, auf welche Weise die Dame ihr Pferd verlassen hat. Die Teilnehmer an jenem Kurs übrigens, der sie auf Hackls Ranch geführt hatte, hätten eigentlich alle drei Grundgangarten beherrschen sollen. Für Uneingeweihte: Reiten hätten sie können müssen. „Auch auf dem eigenen Pferd“, ergänzt Hackl, „das hätt' ich vielleicht dazu schreiben sollen“.

In mehr als drei Jahrzehnten hat er seine Erfahrungen gesammelt, hatte sich schon früh dem Westernreiten verschrieben, das er in Aus- und Fortbildungen bei verschiedenen Trainern, im Einsatz auf Ranches und Pferdefarmen unter anderem in den USA verfeinert und zu einem eigenen Konzept entwickelt hat. In der Reihe „Die Pferdeprofis“, ausgestrahlt auf Vox, konnte er über mehrere Jahre hinweg immer anhand von zwei Pferden unterschiedlichster Rassen pro Sendung einem breiten Publikum Problemlösungen demonstrieren, die das Pferd und sein Wesen in den Vordergrund stellten. „Der Faktor Pferd relativiert vieles“, sagt Hackl, und Schönreden helfe nicht. Von wegen, ein Pferd sei „leichtfuttrig“ oder „barock“.  Er habe schon so machen angeblich barocken Araber gesehen, scherzt er – wer diese Pferderasse kennt, weiß, dass sie im Idealfall eher einer Gazelle gleicht als einer Madonna von Peter Paul Rubens. „Wenn einer fett ist, dann sag’ ich das auch.“

Für Eingeweihte eine Schau: Bernd Hackl karikiert Pferderassen. Der Araber macht ganz gerne mal „Alarm“. (Foto: Christian Endt)

Für manchen Pferdeliebhaber durchaus eine Herausforderung, schließlich glaubt jeder, nur das Beste zu tun. So wie jene Reiterin, die mit einem Friesen in Hackls Stall zog und sich sorgte, weil er die frisch gewaschenen Karotten verweigerte, die sie ihm zur Eingewöhnung gab. Mit einem Geräusch, dass sich anhörte wie ein Elefant mit Schnupfen und das Hackl mit vielen Os und Hs  nachmachte, lehnte das große Pferd die Möhren ab. Dass ihm schlicht deren Geruch nicht behagte, weil seine Besitzerin den angeblichen Supermarktdreck - die Karotten waren zuvor in einer Plastiktüte -  mit bitterem Spülmittel abgewaschen lag, konnte erst geklärt werden, als oben erwähnte Isländerbesitzerin ins Spiel kam. Ihr erdverkrustetes Gemüse, natürlich aus dem eigenen Beet, verspeiste der Friese mit Genuss. Sein Frauchen: not amused. Der Pferdecoach: umso mehr.

Weniger zum Lachen fand Hackl dagegen die Sache mit den zwei jungen Haflingern, deren Besitzerin ihnen beigebracht hatte, sich vor ihr aufzubäumen und ihr die Beine auf die Schultern zu legen. Schon mal einen Huf ins Gesicht gekriegt? Muss nicht sein. „'Eine tolle Vorübung für die Hohe Schule', hat sie zu mir gesagt“, erzählt er. „Na, für die Hohe Schule, des glaub I ned“, aber in der Bronx hätte sie sich mit ihren Pferden sicher nicht fürchten müssen, befand er. Als Dreijährige hätten die beiden schon ausgesehen wie zwei Mafiosi, scherzt Hackl, und sich auch so benommen. Nach einer ersten Annäherung seinerseits an die zwei Halbstarken habe er die Dame und ihre Pferde zur weiteren Ausbildung an einen eher ungeliebten Kollegen weitervermittelt - von dem er nie wieder etwas gehört habe.

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