Öffentlicher Nahverkehr:Markt Schwaben: Bahnhof-Umbau wird erneut verschoben

Öffentlicher Nahverkehr: In Markt Schwaben sind sehr umfassende Umbaumaßnahmen geplant, einen neuen Zeitplan gibt es noch nicht.

In Markt Schwaben sind sehr umfassende Umbaumaßnahmen geplant, einen neuen Zeitplan gibt es noch nicht.

(Foto: Christian Endt)

Neue Entwicklungen machen eine Überarbeitung der Pläne zur Barrierefreiheit in Markt Schwaben erforderlich. Woanders soll es hingegen bald losgehen.

Von Barbara Mooser, Markt Schwaben/Grafing

Noch beim Neujahrsempfang im Januar hatte Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) den barrierefreien Bahnhofsumbau als eines der wichtigsten Projekte des Jahres in der Gemeinde genannt. Fest steht freilich inzwischen: Im Jahr 2019 wird es damit schon mal nicht losgehen. Dies war zwar ursprünglich geplant, doch die Bahn will noch einmal umplanen.

Grund ist zum einen der anstehende Ausbau Richtung Mühldorf - aber auch der mögliche viergleisige Ausbau zwischen München und Markt Schwaben und der zweigleisige Teilausbau der S2 Richtung Erding. Um den Zugverkehr reibungslos über Markt Schwaben abwickeln zu können, plant die Bahn am Ostkopf des Markt Schwabener Bahnhofs ein zusätzliches Kreuzungsbauwerk.

Bei der Bahn äußert man Bedauern darüber, dass der lange versprochene barrierefreie Umbau wegen der neuen Planungen weiter auf sich warten lässt. "Aber wir erkennen einen deutlich größeren Nutzen und eine wirtschaftlichere Verwendung von Steuergeldern, wenn die weiteren Ausbauideen jetzt in die Planungen integriert werden", so eine Bahnsprecherin. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass der gerade erst barrierefrei gestaltete Bahnhof in wenigen Jahren erneut kostspielig umgebaut werden müsste.

Der viergleisige Ausbau nach Markt Schwaben ist fest eingeplant

Auslöser der Umplanungen ist vor allem die deutliche Erweiterung des Projekts ABS 38, das einen Ausbau der Strecke München - Mühldorf - Freilassing umfasst. Unter anderem soll dabei die Strecke zwischen Markt Schwaben und Ampfing auf eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde ausgebaut werden. Dadurch werde die Strecke attraktiver, ein zusätzliches "Überwerfungsbauwerk" - also beispielsweise eine Brücke oder eine Unterführung - werde notwendig. Durch das Bauwerk könne darüber hinaus "der hinderliche Mischbetrieb von S-Bahnzügen und Regional- und Güterzügen getrennt werden", so die Sprecherin der Bahn.

Aktuell fährt der gesamte Zugverkehr auf einem Gleis pro Richtung zwischen München-Ost und Markt Schwaben. Nach dem Bau der Kreuzungsbauwerks und dem viergleisigen Ausbau könnte die S-Bahn auf den inneren Gleisen fahren, während Regional- und Güterzüge die äußeren Gleise nutzen. "Diese Trennung der Verkehre könnte Verspätungen bei der S-Bahn und im Regionalverkehr minimieren, zusätzliche Zugfahrten ermöglichen und den Betriebsablauf aller Züge verbessern", erläutert die Vertreterin der Bahn.

Doch das neue Kreuzungsbauwerk hätte auch noch andere Folgen: Denn die S-Bahnen würden dann an einem anderen Bahnsteig ankommen als bisher, was wiederum weitere Umbauarbeiten nötig machen könnte. "Da S-Bahnsteige andere Längen und Höhen haben als die Gleise für Regionalzüge, müssten diese Bahnsteige verlängert und die Bahnsteighöhen angepasst werden", so die Sprecherin der Bahn.

Dies alles soll bei der Neuplanung des Bahnhofsumbaus berücksichtigt werden, ebenso der Bau eines zusätzlichen Bahnsteigs für die zweite S-Bahn-Stammstrecke. "Wir als DB möchten mit allen Beteiligten die bestmögliche Lösung finden, um alle Bahn-Projekte in und um Markt Schwaben so gut und schnell wie möglich zu realisieren, ohne dass alle Umbauten in ein paar Jahren gegebenenfalls wieder rückgängig gemacht werden müssten. Zudem sollen die Einschränkungen durch die Baumaßnahmen sowohl für die Fahrgäste als auch für die Anwohner so gering wie möglich gehalten werden", heißt es in einer Stellungnahme der Bahn.

Die Station in Poing wird mangels Baufirmen frühestens 2021 ausgebaut

Auch wenn die Nachricht über die Verzögerung des barrierefreien Ausbaus nun auch für Enttäuschung in Markt Schwaben sorgen dürfte - eines dürften die Lokalpolitiker immerhin mit Interesse registrieren: dass der viergleisige Ausbau zwischen München und Markt Schwaben so explizit mit eingeplant wird. Handelt es sich doch um eine langjährige Forderung des S-Bahn-Bündnisses Ost, in dem außer Lokalpolitikern aus den Landkreisen Ebersberg, Erding und München auch Vertreter der Messe München, der IHK und der Handwerkskammer zusammenarbeiten. Ihre Befürchtung ist es seit langem, dass das Teilstück zum Flaschenhals wird, wenn hinter Markt Schwaben die Strecke Richtung Osten deutlich ertüchtigt wird.

Während die Markt Schwabener nun erst einmal Geduld beweisen müssen, bis der Bahnhof auch für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, oder Eltern mit Kinderwagen ohne Hürden nutzbar ist, gibt es für Grafing-Bahnhof gute Nachrichten: Hier soll der barrierefreie Ausbau in Kürze beginnen. Bereits von März an sollen die Umbauarbeiten stattfinden, im Februar sind nach Auskunft der Bahn erste Vorabmaßnahmen geplant.

Schon im zweiten Quartal 2019 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Neben einer Erneuerung der Bahnsteige und dem Austausch der vorhandenen Aufzüge soll auch ein neuer Aufzug eingebaut werden, so dass dann auch der Bahnsteig an den Gleisen 4 und 5 barrierefrei erreichbar ist. Auch die Bahnsteigausstattung soll im Zuge des 4,5-Millionen-Euro-Projekts erneuert werden.

Auch die Maßnahmen in Grafing-Bahnhof waren mehrmals verschoben worden, zuletzt war ein Baubeginn im Frühjahr 2018 angekündigt worden. Der neue Termin bündle aber nun die Maßnahmen zum barrierefreien Ausbau mit ebenfalls ansehenden Baumaßnahmen an der Gleisinfrastruktur: "Damit können gemeinsame Sperrpausen genutzt werden, die Einschränkungen für die Reisenden fallen in der Summe geringer aus", teilt die Bahn dazu mit.

Der dritte Bahnhof im Landkreis, der noch auf einen barrierefreien Umbau wartet, ist Poing. Ursprünglich hätte damit bereits im vergangenen Jahr begonnen werden sollen, bei der Ausschreibung fand sich allerdings laut Bahn keine Firma, die auch nur annähernd den gesteckten Finanzrahmen eingehalten hätte. Nun will die Bahn das Projekt im Jahr 2021 umsetzen, geplant sind dann unter anderem zwei neue Außenbahnsteige, ein neues Bahnsteigdach und der Einbau eines Blindenleitsystems. Auch eine barrierefreie Verbindung zu der neuen Fußgänger- und Radlerunterführung unter den Gleisen, die die Gemeinde Poing gerade baut, wird es erst dann geben.

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