Markt Schwaben:Bahnhof wird erst in zehn Jahren vollständig barrierefrei

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Es gibt zwar einen Aufzug, doch damit kommt man nur in die Unterführung. Zu den Gleisen hingegen führen nur Treppen. (Foto: Christian Endt)

Immerhin will die Bahn sich zeitnah darum kümmern, dass die Unterführung nicht ständig überschwemmt wird. Ansonsten brauchen die Markt Schwabener weiterhin Geduld.

Von Merlin Wassermann, Markt Schwaben

Manfred Kabisch, SPD-Fraktionsführer im Gemeinderat Markt Schwaben, beginnt mit einem Scherz: „Wir haben uns überlegt, Sie hier einzusperren, bis Sie uns eine definitive Zusage machen.“ Die Gemeinderatsmitglieder lachen, doch eigentlich ist das Thema ernst und hat in der Vergangenheit schon für viel Frust gesorgt.

Der Mann, dem Kabisch ein Versprechen abringen will, ist Alexander Pawlik. Er ist Gesamtprojektleiter bei der Deutschen Bahn für den Ausbauabschnitt ABS 38, der seit Jahrzehnten in Planung ist und von München über Markt Schwaben und Mühldorf nach Freilassing führen soll.

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Im Marktgemeinderat berichtet er über das Fortschreiten der Planung und der Baumaßnahmen und betont dabei die Bedeutung, die das Projekt für den Schienenverkehr in ganz Europa haben wird: Mehr als 140 Kilometer Schienen werden neu verlegt werden, die gesamte Strecke wird elektrifiziert werden, was dabei helfen soll, große Mengen CO₂ einzusparen.

Im Zuge des Ausbaus der ABS 38 werden auch auf den Bahnhof in Markt Schwaben Veränderungen zukommen. Pawlik und sein Kollege Alexander Demmler geben zu, dass dieser „nicht schön“ sei und geloben, dass er im Rahmen der Umbauarbeiten angenehmer werden soll.

Die Ursache für die ständigen Überschwemmungen ist gefunden

Bei Starkregen etwa ist die Unterführung des Bahnhofs kaum passierbar, da sie schnell unter Wasser steht. Die beiden Vertreter der Deutschen Bahn erklären, dass man die Ursache dafür gefunden habe: eine defekte Hebeanlage und eine defekte Druckleitung. Man habe übergangsweise eine Pumpe als Ersatz installiert, während die Hebeanlage ausgebaut und erneuert wird.

Nicht überall sind die Nachrichten jedoch so rosig. So sei geplant, den Bahnhof erst bis zum 31. Dezember 2028 „stufenlos“ zu machen. Derzeit gibt es lediglich einen Aufzug, mit dem man in die Unterführung gelangt. Allerdings führen lediglich zwei Treppen zu den Gleisen selbst, einen barrierefreien Zugang gibt es nicht.

Im Rahmen der ABS-38-Baumaßnahmen werden neue Aufzüge installiert, mit denen man dann bis zu den Gleisen gelangt. Vollständig barrierefrei, also so ausgebaut, dass man ohne Höhenunterschiede zu überwinden einen Zug besteigen kann, wird der Bahnhof voraussichtlich erst Mitte der 2030er Jahre.

Die Reaktion aus dem Gemeinderat dazu ist verhalten. Zwar zeigt sich etwa Bürgermeisterin Walentina Dahms (CSU) froh darüber, dass es nun ein Datum für Stufenlosigkeit und Barrierefreiheit gibt. Allerdings kommt von mehreren Seiten nicht nur Zweifel, dass dieser Stichtag eingehalten werden kann, sondern auch die Frage, ob nicht eine Übergangslösung gefunden werden könne.

„Eine solche kann ich leider nicht anbieten“, sagt Alexander Pawlik. Man habe „alles Erdenkliche geprüft“, habe jedoch keine Lösung finden können. So sei etwa der Einsatz eines Treppenlifts erwogen worden, für diesen sei die Treppe jedoch zu schmal, so Pawlik. Bis Ende 2028 bleibe es also beim derzeitigen Zustand.

Neue Lärmschutzwände sind in Planung

Neben Hebeanlage und Aufzug werden auch die Gleise des Bahnhofs verändert. Neue Schienen werden verlegt und ein neues Gleis 5 wird gebaut, um die Zunahme an Zugverkehr bewältigen zu können. Im Deutschlandtakt 2030 ist vorgesehen, dass pro Tag 92 Regio- und S-Bahnen Markt Schwaben passieren, 32 Züge des Fernverkehrs sowie 48 Züge des Güterverkehrs. Der steigenden Lärmbelastung wird die Deutsche Bahn mit Lärmschutzmaßnahmen begegnen und etwa neue Wände aufstellen.

Darüber hinaus werden auch Stellwerke und weitere Infrastruktur in und um Markt Schwaben modernisiert, so auch die Stellwerke. Zwischen Markt Schwaben und Freilassing befinde sich eines der ältesten Stellwerke Deutschlands, sagt Alexander Pawlik, das noch mechanisch betrieben würde. Neue, digitale und zentralisierte Stellwerke sollen dabei helfen, den Zugverkehr künftig reibungslos zu organisieren.

Aufgrund der Bauarbeiten wird der Zugverkehr beeinträchtigt werden. Pawlik berichtet den Gemeinderatsmitgliedern, dass es im ersten Halbjahr 2025 zwischen Markt Schwaben und Dorfen zu zehn Wochenendsperrungen kommen wird. Das sei zwar nicht angenehm, aber notwendig, irgendwann müsse man mit den Arbeiten schließlich beginnen. Und auch im Gemeinderat ist man froh, dass es vorangeht. Zumindest lassen sie die beiden Bahn-Mitarbeiter wieder gehen.

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