Markt Schwaben:Ausgebellt

Nach Monaten des Streits einigen sich Naturschützer, Hundebesitzer und Landwirte darauf, die Leinenpflicht im Schwabener Moos bis 2017 auszusetzen. Statt auf Zwang setzen sie auf Rücksichtnahme.

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Naturschützer, Hundebesitzer, Landwirte und Jäger haben sich im Streit über den Anleinzwang im Schwabener Moos auf einen Kompromiss geeinigt. Bis mindestens 2017 können Hunde in dem Gebiet prinzipiell frei laufen. Bei einem der Wege werden die Spaziergänger künftig gebeten, ihr Tier während des gesamten Jahres anzuleinen, bei einem weiteren Weg gilt diese Bitte für die Zeit vom 15. März bis 31. Juli.

Auch sollen Lerchenfenster - Nistplätze innerhalb einer Wiese oder eines Feldes - angelegt werden, die Vögeln Platz zum Brüten bieten, die Landwirte verzichten außerdem gegen eine Entschädigung in den kommenden fünf Jahren darauf, ihre Ackerflächen intensiv zu bewirtschaften und zu düngen. Damit soll Rücksicht auf Bodenbrüter genommen werden, die im Moos zwar derzeit nicht vorkommen, aber nach Hoffnung der Vogelschützer mit mehr Brutmöglichkeiten und Ruhe bald zurückkommen.

Freiwillige Rücksichtnahme anstelle von Zwang heißt es also nach Monaten des Streits. Stein des Anstoßes war die Verordnung zum Schutz von Bodenbrütern und Storch, in der die Anleinpflicht für Hunde in der Zeit von Mitte März bis Ende Juli festgeschrieben wurde. Nach Protest seitens einiger Hundebesitzer, die sogar eine Interessensgemeinschaft gründeten, hob das Landratsamt den Leinenzwang für zunächst zwei Jahre auf.

Seit vergangenen März traf sich eine Arbeitsgruppe, in der rund 20 Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde, Hundebesitzer, Vogelschützer, Jäger und Landwirte einen dauerhaften Kompromiss verhandelten. "Aus der anfänglichen Konfrontation ist ein konstruktives Miteinander mit sehr guten Ergebnissen geworden", zeigt sich Landrat Robert Niedergesäß mit dem Resultat zufrieden. Auch Albert Hones, der als Zweiter Bürgermeister von Markt Schwaben am Donnerstag Georg Hohmann vertrat, sagte: "Wir sind froh, dass jetzt Ruhe einkehrt."

Die Interessensgemeinschaft IG Moos sprach von einem "größtmöglichen Konsens". Das Konzept sei der richtige Weg ist, weil er alle Interessengruppen berücksichtige. Auch Vogelschützer Richard Straub, auf dessen Betreiben hin der Leinenzwang zustande gekommen war und einzelne Wege für Spaziergänger gesperrt worden waren, saß in der Arbeitsgruppe. "Es haben alle guten Willen gezeigt", sagt er.

Straub sorgt sich seit Jahrzehnten um das Wohl der Vögel in und um Markt Schwaben. Als eine im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde erstellte Untersuchung im vergangenen Jahr erbrachte, dass im Schwabener Moos kein einziger Bodenbrüter mehr lebt, zeigte sich Straub wenig überrascht: "Das muss auf jeden Fall besser werden." Die intensive Landwirtschaft habe die Nahrung für die Vögel - Käfer, Insekten, Schmetterlinge - verschwinden lassen, auch gebe es keine Grünstreifen. Als zweiten Faktor zählte Straub damals die herumlaufenden Hunde auf, die die Vögel aufschreckten.

Markt Schwaben: Auch in Zukunft dürfen Hunde im Schwabener Moos ohne Leine tollen.

Auch in Zukunft dürfen Hunde im Schwabener Moos ohne Leine tollen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Um das erste Problem zu beheben, werden nun Uferrandstreifen renaturiert, auf den Blühstreifen sollen Pflanzen und Kräuter für Bienen & Co. wachsen. Beim zweiten Punkt wird auf das Verständnis und die Rücksichtnahme der Hundebesitzer gehofft. Mit einzelnen Ausnahmen habe das in der Vergangenheit bereits geklappt, sagt Albert Hones, der früher auch Hunde besessen hat: "Wenn sich alle Hundebesitzer am Riemen reißen, ist ein friedliches Miteinander möglich."

Sicher: Die neue Regelung wird sich in den kommenden Monaten erst beweisen müssen. Das sagt auch Landrat Niedergesäß, der die Beteiligten dafür lobt, ohne "die schwingende Keule einer Rechtsverordnung" eine hoffentlich dauerhafte Lösung gefunden zu haben. Die Schilder, die Spaziergänger im Schwabener Moos für den Vogelschutz sensibilisieren sollen, werden am 20. März enthüllt.

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