Markt Schwaben:Auf eigene Rechnung

Der Aktivkreis Kinder richtet ein Familiencafé im Jugendzentrum ein. Über die Finanzierung wird im Gemeinderat intensiv debattiert.

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Markt Schwaben bekommt ein Familiencafé. Es soll vom 3. März an zweimal pro Woche geöffnet sein. Dass der Aktivkreis Kinder, der das Projekt entwickelt hat, dafür die Räume des Jugendzentrums nutzen darf, beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig. Auf finanzielle Hilfe können die Ehrenamtlichen aber zunächst nicht hoffen: Mit elf zu zehn Stimmen lehnte das Gremium ab, die mit dem Betrieb verbundenen Personalkosten in Höhe von maximal 15 600 Euro zu tragen. CSU, ZMS sowie die FW-Gemeinderäte Manfred Hoser und Andreas Stolze lehnten den Antrag ab.

Um ein kontinuierliches Angebot sicherzustellen, will der Aktivkreis zwei Personen auf 450-Euro-Basis einstellen und zwei weitere über Übungsleiterpauschalen beschäftigen. Das Personal wird er in der Startphase zunächst selbst bezahlen, 4000 Euro hat er dafür angesammelt. Wenn das Familiencafé die ersten drei Monate gut läuft, hofft der Aktivkreis, werde der Gemeinderat einem erneuten Antrag zustimmen. Es soll an einem Vor- und einem Nachmittag pro Woche geöffnet haben.

Das Familiencafé soll einen Ort der offenen Begegnung schaffen, an dem sich Familien mit und ohne Migrationshintergrund niedrigschwellig kennenlernen können und gleichzeitig Beratungen, Deutschunterricht oder Hilfe zur Selbsthilfe in Anspruch nehmen können. Damit möchte der Aktivkreis auch diejenigen erreichen, die fremd und neu in Markt Schwaben sind. Man wolle auf diese Weise Problemen in Familien und Gesellschaft so früh wie möglich begegnen und verhindern, dass soziale Brennpunkte in Markt Schwaben entstehen, sagen die Verantwortlichen vom Aktivkreis. Auf lange Sicht schwebt den Ehrenamtlichen ein Familienzentrum wie in Poing vor.

Markt Schwaben: Hilde Haushofer hofft, dass es nach einer Anlaufphase finanzielle Unterstützung für das Personal gibt.

Hilde Haushofer hofft, dass es nach einer Anlaufphase finanzielle Unterstützung für das Personal gibt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für den Betrieb des Familiencafés sieht das Konzept zwei Teilzeitkräfte mit jeweils neun Stunden vor, die sich zusammen eine halbe Stelle teilen. Sie sollen die Angebote organisieren, für den Einkauf zuständig sein, das Jugendzentrum nach den Treffen aufräumen und Protokolle über die Gäste führen, damit die Einrichtung nach einem Jahr mit fundierten Zahlen Zuschüsse bei Landkreis und Jugendamt beantragen kann. Würde dem stattgegeben, fiele auch der Betrag, den die Gemeinde für die Arbeitskräfte aufbringen müsste, geringer aus.

Der Aktivkreis hat bereits vier Frauen gefunden, die den Betrieb über die zwei Minijobs und die Übungsleiterverträge sicherstellen. Zwei von ihnen sprechen fließend Englisch und Arabisch. Die Kinderbetreuung übernehmen Ehrenamtliche, ebenso die Beratung. "Es ist nicht möglich, den Betrieb nur mit Ehrenamtlichen zu schultern", sagte Hans-Ludwig Haushofer (FW), dessen Frau und Schwägerin bei dem Projekt mitwirken.

Gegen die beantragte halbe Stelle regte sich im Gemeinderat schnell Widerstand. "Wir haben die Auflage vom Landratsamt, freiwillige Leistungen einzuschränken", meldete sich Heinrich Schmitt (CSU) als "Vertreter der Steuerzahler", wie er sich nannte, zu Wort. Auch Vereinen habe man Zuschüsse kürzen müssen. Deutlich wurde auch Monika Schützeichel (CSU): In Markt Schwaben gebe es für Eltern mit Kindern in Krabbelgruppen und Vereinen viele Möglichkeiten, sich zu treffen. Den personellen Aufwand fand sie "weit überzogen". "Ein gewisses Maß an Eigenleistung sollte erbracht werden", fand sie.

Dagegen wehrte sich Bernd Romir (FW), der auch im Aktivkreis Kinder tätig ist: Mit den Projektleiterinnen Lidija Sturman und Karin Haushofer gebe es zwei qualifizierte Kräfte, die sich ehrenamtlich bei der Beratung einbrächten: "Ohne Ehrenamtliche würde das Projekt auch mit eingestellten Kräften scheitern." Und Hans-Ludwig Haushofer betonte: "Ohne finanzielle Unterstützung der Gemeinde wird keine Förderung kommen."

Wer das Familiencafé in Markt Schwaben durch eine Spende unterstützen möchte, kann sich per E-Mail an foerderverein@marktschwabenaktiv.de an Hilde Haushofer, Koordinatorin der Aktivkreise, wenden.

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