Markt Schwaben:Als wär's ein Stück von ihm

Markt Schwaben: Franz Xaver Bogner bei einem Gespräch in der Markt Schwabener Theaterhalle - in der Marktgemeinde ist er aufgewachsen.

Franz Xaver Bogner bei einem Gespräch in der Markt Schwabener Theaterhalle - in der Marktgemeinde ist er aufgewachsen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Franz Xaver Bogner besucht seine Heimat Markt Schwaben und rollt Stoff für einen ganzen Film aus

Von Ulrich Pfaffenberger, Markt Schwaben

Ein Abend mit Franz Xaver Bogner - "das hat man öfter" (Zitat Bogner jr.), wenn man zur Familie gehört, und eher selten, wenn man nur die Heimatgemeinde mit dem bekannten Autor und Regisseur teilt. Am Freitagabend in der Theaterhalle am Burgerfeld in Markt Schwaben, war's für Bogner ein "Klassentreffen und eine Familienfeier", als er sich auf der Bühne jenen präsentierte, in deren Mitte er 30 Jahre gelebt hat - und damit die Bilanz der gemeinsamen Abende etwas verbessert.

Dass aus dem Besuch nicht nur ein bisschen Umarmen und Ausfragen wurde, ist klugen Köpfen aus dem Theaterverein zu verdanken, die angesichts des hochrangigen Gastes ein anregendes dramaturgisches Konzept ersonnen hatten: Sie gaben der Veranstaltung den Namen "Zur Freiheit" - nach der gleichnamigen Bogner-Serie - und zeigten ausgewählte Szenen daraus, in denen vor allem Ruth Drexel und Toni Berger glänzten, "zwei Leute, die ihr Handwerk verstanden" (Bogner).

Zwischendrin spann Karin Nahrhaft einen anregenden Gesprächsfaden mit Bogner, bei dem sie geistreich auslotete, wo dessen Persönlichkeit und Arbeitsweise sich trennen und begegnen. Die Museumsmusi mit Karl Haushofer, Martin Schimpf, Jakob Hechtl und Hermann Bogenrieder schließlich schuf die klanglich-heimatliche Atmosphäre für die Begegnung mit Gstanzln und Liedern, wie sie in Bogners Serien mehr daheim sind als im Markt Schwabener Alltag.

Im Lauf des Gesprächs erfuhr das gebannt lauschende, immer wieder mal herzhaft auflachende Publikum, darunter auch Bayern-Barde Fredl Fesl, ob der Regisseur nach Abschluss der Dreharbeiten seine Schauspieler vermisst: "Nein!" Sie bekamen bestätigt, dass Bogner, wie manch anderer Kreative auch, am besten arbeitet, wenn der Abgabetermin schon verstrichen ist: "Ich brauche den Druck." Gleich anschließend durften sich alle bestätigt fühlen, die mit guten Vorsätzen nicht weiterkommen: "Man versucht das zu ökonomisieren, das scheitert immer."

Zumal Bogner noch immer seine Bücher mit der Hand schreibt, was die Transkriptoren wegen der fahrigen Züge im Endstadium vor große Herausforderungen stellt: "Aber die können das besser lesen als ich selbst." Die Intima aus der Filmwelt kamen gut an bei den Zuhörern. Zumal der Gast die einfache, klare Sprache seiner Filmfiguren auch für sich selbst in Anspruch nahm, etwa als er das Motiv für seine Stoffe erklärte: "Die Sachen, die ich mache, mache ich deshalb, damit sie kein anderer macht."

Für ein wärmendes Gefühl der Zusammengehörigkeit sorgten die Verbindungen zwischen Bogner und Markt Schwaben: "Da, wo ich jetzt sitz', da stand mein Elternhaus und in ein paar Metern Entfernung sind die Züge am Zimmer vorbeigefahren." Auch der zweitägige Brand in der Holzfabrik Schweiger stand ihm noch vor Augen, genauso wie der Maschinist in der Nachbarschaft, der in Panik seine Möbel aus dem zweiten Stock warf. Besonders erfreut reagierten die Anwesenden auf die leibhaftige Benennung bekannter "Schwobener", die später in Bogners Serien auftauchten, wie der Leitner Hansi mit Transistorradio auf seiner Quickly, dem Vorbild der Rolle Ottfried Fischers in "Irgendwie uns sowieso", oder der "Butz", jenes des von Elmar Wepper gespielten "Sepp". Erfreutes Wiedererkennen im Raum, als die Rede ist von den Figuren am Schlachthof, die vom Onkel Hans, Metzger beim Knittelberger, und dessen Kollegen inspiriert waren, und vom Nachtrodeln am Greppmeier Berg, ausgeleuchtet von Autos, und überhaupt: "Mal schauen, was auf der Straße so geht, und es ging viel".

Flüssig und aufs Wesentliche konzentriert, erfüllt von einer Unterhaltung mit Tiefgang, frei von falschen Komplimenten und gewürzt mit gehaltvoller Sprache erwiesen sich die rund drei Stunden erfreulich frisch und unkonventionell, im Ergebnis nachhaltiger und nachhallender als vermeintlich professionellere Talkformate. Bogner zeigte sich von privatester Seite, nicht als Rolle, wobei er gut selbst in das eine oder andere Szenario passte: "Es ist nicht der Platz es sind die Menschen." Die ihn, Klassenfoto inklusive, am Freitag von Herzen und mit viel Applaus daheim aufnahmen.

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