Süddeutsche Zeitung

Mariä Himmelfahrt in Ebersberg:Schönheit der Schöpfung

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Kreisbäuerin Barbara Kronester erklärt den Brauch der Kräuterbuschen

Interview von Karin Pill, Ebersberg

Der Feiertag Mariä Himmelfahrt gilt als das größte Marienfest der katholischen Kirche. Traditionell werden dazu am 15. August vielerorts in Bayern Kräuterbuschen gebunden. Auch Barbara Kronester, Kreisbäuerin aus Oberpframmern, pflegt diesen Brauch. Sie erklärt, was es mit den Kräuterbüscheln auf sich hat und was es beim Binden zu beachten gilt.

SZ: Frau Kronester, warum segnet man zu Mariä Himmelfahrt Kräuterbuschen?

Barbara Kronester: Schon seit über tausend Jahren bringt man Kräuter zum Segnen in die Kirche. Die Heilkraft der Kräuter soll durch die Fürbitte der Kirche den ganzen Menschen zum Heil dienen. Mit den Blumen bringt man außerdem die Schönheit der Schöpfung in den Gottesdienst. Das alles macht man auch, um die Gottesmutter Maria zu segnen. Deshalb gilt Mariä Himmelfahrt auch als großer Frauentag.

Welche Kräuter und Blumen werden traditionell verwendet?

Überall kommt etwas anderes in die Büschel, je nachdem, was an diesem Ort wächst. Ich tue gerne Kräuter rein, die sich gut trocknen lassen. In meinen Büscheln bilden immer ein Moorkolben und eine Königskerze den Mittelpunkt. Darum herum kommen je zwei Ähren von jedem Getreide, also Weizen, Gerste und Hafer. Dann sammele ich Pfefferminze, weiße und gelbe Schafgarbe, Salbei, Blutweiderich, Johanniskraut, Mädesüß, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Frauenmantel, eine Dolde Eberersche, Golddistel und wenn ich noch eine im Garten habe, eine schöne rote Rose. Diese Kräuter werden dann um die Mitte herum gebunden. Mir ist aber wichtig, sich da auch nicht zu verbeißen. Wenn ich mal etwas nicht habe, dann mache ich mir deswegen keinen Stress.

Wie viele Kräuter werden traditionell verwendet?

Viele binden ihn mit neun oder elf Kräutern. Da der Kräuterbüschel aber ja nur eine Symbolkraft hat, halte ich mich auch hier nicht starr daran. Wenn es mal ein Kraut mehr oder weniger ist, dann ist das eben so.

Wo findet man die Kräuter am besten?

Am besten sucht man am Waldrand, in einer Waldlichtung, auf einer Mager- oder Feuchtwiese, oder auch am Acker- oder Feldrand. Wenn ich mal am Tag des Bindens in den Bergen bin und da was Schönes finde, nehme ich es auch mit. Den Rest hole ich aus dem Garten.

Wann bindet man die Buschen und wo bewahrt man sie auf?

Traditionell wird er immer am Tag vor Mariä Himmelfahrt gebunden. Nach der Segnung hänge ich den Büschel rücklings auf und lasse ihn erst mal trocknen, sonst fallen die Blüten so zusammen. Wenn er dann getrocknet ist, hänge ich ihn in den Herrgottswinkel und dort bleibt er das ganzes Jahr. Wenn ich den alten Kräuterbuschen runter nehme, verbrenne ich ihn im Holzofen. Mir ist sehr wichtig, dass er nicht etwa im Kompost landet.

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Quelle:
SZ vom 14.08.2021
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