Sonne, Sand und Epoxid:Die das Meer in Bilder gießt

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Maria Valérien zeigt im Glonner Marktblick ihre "Resin-Art": Verblüffend realistisch wirkende maritime Motive, die sofort das Fernweh wecken

Von Anja Blum

Die perfekte Welle" - mit diesem Song über die Sehnsucht nach dem einen überwältigenden, völlig freien Moment hat die deutsche Pop-Rock-Band Juli schon vor vielen Jahren einen riesigen Hit gefeiert. "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag, lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach. . ." Und steht man nun vor Maria Valériens Bildern, die derzeit im Glonner Marktblick ausgestellt sind, könnte man sagen: Dieses Lied ist der Soundtrack dazu. Denn auch sie spiegeln die Sehnsucht nach Freiheit wider, nach Weite und nach völliger Unbeschwertheit - und zwar mit maritimen Motiven.

Das Lied "Die perfekte Welle" könnte der Soundtrack zu den Bildern von Maria Valérien sein. (Foto: privat)

Sie wolle mit ihren Bildern "den Strand nach Hause bringen", sagt Maria Valérien, gerade in Zeiten wie diesen, wo Urlaubsträume zerplatzen wie Seifenblasen, sei ihre Kunst doch "ein höchst willkommener Ausstieg". Und tatsächlich: Ihre Bilder knipsen Fernweh und Fantasie an wie auf Knopfdruck, es ist, als würde das Wasser einen umspülen, das Meer im Ohr rauschen, die Sonne auf der Haut kitzeln - während man tatsächlich bei herbstlichen Temperaturen in Steinbergers Marktblick einen heißen Kaffee genießt. Die aus München stammende und mittlerweile in Friedberg bei Augsburg lebende Künstlerin stellt übrigens deshalb in dem Glonner Café aus, weil ihr Vater dort Stammgast ist: Günther Valérien aus Oberpframmern, Musiker und in der Region bestens bekannt als "Karaoke King". Die Kreativität ist also vermutlich genetisch bedingt.

Die besonderen Effekte ermöglicht ein Kunstharz. (Foto: privat)

Verblüffend ist vor allem die höchst realistische Anmutung - man könnte fast sagen: Sinnestäuschung - der Meeresbilder von Maria Valérien. Pazifische Untiefen, gigantische Wellen, das karibische Spiel von Wasser, Sand und Licht, weiße Gischt, Strömungen, Riffe, raue Klippen: All das wirkt erstaunlich echt. Manche der Werke sehen aus wie Luftaufnahmen eines Ozeans, andere zoomen nah heran an jene magische Stelle, wo das Wasser aufs Land trifft. Es gibt große Arbeiten und eher kleine, hoch- sowie querformatige. Das Meer, so scheint es, lässt sich von der 41-Jährigen in sämtliche Varianten gießen.

Sie wolle mit ihren Bildern "den Strand nach Hause bringen", sagt die Künstlerin. (Foto: privat)

Ja, gießen. Denn dass Maria Valérien ihre Motive so realistisch gestalten kann, ist einer ganz besonderen Technik zu verdanken: Die studierte Betriebs- und Marketingfachwirtin arbeitet mit Resin, einem Epoxidharz, das laut Valérien vor allem in USA und Australien sehr im Trend liegt und sich nun auch am europäischen Markt etabliert. Das flüssige, transparente Kunstharz wird zunächst vermischt mit einem Härter und Farben, Valérien verwendet diverse Metallicpigmente und Tinten. "Dabei ist natürlich enorm wichtig, dass das Verhältnis passt", sagt sie. Anschließend schüttet die Künstlerin das Resin auf eine drei Millimeter dünne, edle Alu-Dibond-Platte, die sie zuvor mit einer Wasserwaage ausrichtet hat.

Urlaubsfeeling fürs Wohnzimmer verspricht Maria Valérien mit ihren Bildern vom Meer. (Foto: privat)

Ist das Ergebnis also purer Zufall? "Nein, mittlerweile nicht mehr", sagt Valérien und lacht. Eigentlich vom Zeichnen kommend, habe sie es zunächst mit dem Gießen von Acryl probiert, sei dann Ende 2019 aber im Internet auf den Resin-Trend gestoßen und sofort fasziniert gewesen. "Dieses Leuchten, dieser Glanz, der 3-D-Effekt - das ist schon einzigartig!" Heute beschreibt Valérien die Kunst mit Resin als süchtig machend: Sie verbringe jede freie Minute mit ihrem kreativen Ausgleich zum Marketingjob, selbst bei 30 Grad im Schatten werde im Dachgeschossatelier fleißig gegossen und kreiert.

Denn nach dem Schütten ist es noch lange nicht vorbei: Mit einem Heißluftföhn lässt Valérien Wellenformen entstehen, mit einem Bunsenbrenner werden Bläschen und störende Partikel entfernt. Staub, Katzenhaare, sogar eine Fliege sei mal an der feuchten Oberfläche kleben geblieben. Ist das Harz aber erst einmal getrocknet, braucht es laut der 41-Jährigen schon eine Flex- oder Schleifmaschine, um noch einmal Veränderungen an einem Bild vorzunehmen. Die Gestaltung sollte also gleich beim ersten Mal sitzen. "Aber das ist eigentlich gut steuerbar", sagt Valérien, die sich die Resin-Technik selbst angeeignet hat, "per Onlinevideos und mit einfach Ausprobieren".

Die Resultate sind Träume in Weiß und zahllosen Blautönen, von zartem Türkis bis hin zu fast Schwarz, viele Bilder bieten starke Hell-Dunkel-Kontraste. Teils sind die Flächen marmoriert gestaltet, teils monochrom gehalten, immer gerade so, dass der Eindruck von Natürlichkeit entsteht. Die Oberfläche glänzt dabei so stark, dass man meint, tatsächlich spiegelndes Wasser vor sich zu haben. Und so wie dieses faszinierende Element haben auch die Bilder von Valérien eine sehr unterschiedliche Wirkung: Manche leben von großer Dynamik, von schäumenden, tosenden Wassermassen, andere hingehen strahlen eine unendliche Ruhe und Weite aus. Teils arbeitet die Künstlerin über das Harz hinaus auch noch mit anderen Materialien: Dann klebt sie echten Sand auf, modelliert Klippen oder verziert ihre Werke mit Muscheln. Klar, sollen sie doch Urlaubsträume fürs Wohnzimmer sein. Wer Feel-Good-Kunst liebt, wird die Arbeiten von Maria Valérien lieben.

Ausstellung von Maria Valérien im Glonner Marktblick, noch zu sehen bis Mitte November, weitere Infos auf Instagram unter https://www.instagram.com/maria.valerien.art/?hl=de.

© SZ vom 21.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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