Eigentlich sind sich Lebewesen und Maschine in diesem Fall gar nicht so unähnlich: Beide sind klein, bewegen sich knapp über der Grasnarbe fort und können bei Kontakt für schmerzhafte Verletzungen sorgen. Die Rede ist vom stacheligen Igel und seinem elektrobetriebenen Widersacher, dem Mähroboter. Weil Letzterer besonders nachts eine erhebliche Gefahr für Ersteren darstellt, hat die Fraktion der Grünen nun einen Antrag in den Kreis-Umweltausschuss eingebracht, in dem sie ein landkreisweites Nachtfahrverbot für Mähroboter fordert. Bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) am Landratsamt, in deren Zuständigkeit eine entsprechende Anordnung fallen würde, begrüßt man den Vorstoß zwar grundsätzlich, hält ihn aber für nur schwer umsetzbar.
Die Idee, Igel durch eine Bettruhe für die automatisierten Rasenmäher zu schützen, ist nicht gänzlich neu. Die Ebersberger Kreisgruppe des Bund Naturschutz hatte im Sommer vergangenen Jahres bereits einen recht ähnlichen Antrag erstellt. Darin forderten die Naturschützer, dass Mähroboter in allen Kommunen des Landkreises von 19 Uhr an ausgeschaltet bleiben müssen, sonst würden Bußgelder von bis zu 1000 Euro drohen. Flächendeckend durchgesetzt hat sich dieser Vorschlag indes nicht, schließlich hätte jeder Stadt- oder Gemeinderat extra darüber abstimmen müssen. In vielen Gremien des Landkreises hat es das Gesuch aber gar nicht erst auf die Tagesordnung geschafft.

Tierschutz in Ebersberg:„Es gab lange genug freundliche Appelle“
Der Bund Naturschutz fordert ein Nachtfahrverbot für Mähroboter in allen Kommunen des Landkreises. Wieso die Maßnahme nötig ist? Aus Mitleid mit den leidenden Igeln.
Diese Hürde wollten die Grünen nun mit ihrem erneuten Anlauf überspringen, indem sie die Verwaltung im Landratsamt gerne mit der Erstellung einer Allgemeinverfügung beauftragen würden, die dann automatisch im ganzen Landkreis gilt. Die Notwendigkeit dafür sei jedenfalls gegeben, wie Niklas Fent betonte, der den Antrag seiner Fraktion in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses vorstellte: „Es gibt immer weniger Igel, was auch an den Mährobotern liegt“, sagte er. Inzwischen stünden die Tiere sogar auf der Roten Liste der bedrohten Arten. „Um den Igel sowie andere Tiere zu schützen und einen Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt zu leisten, sollte eine Allgemeinverfügung für ein Nachtfahrverbot von Mährobotern von der Verwaltung geprüft werden“, heißt es dazu im Antrag der Grünen. Die Fraktion verweist etwa auf die Stadt Köln, wo ein entsprechendes Verbot seit Oktober vergangenen Jahres gilt.
Die Untere Naturschutzbehörde müsste die Einhaltung der Verordnung kontrollieren
Dass auch Ebersberg diesem Beispiel zeitnah folgt, hält Landrat Robert Niedergesäß (CSU) indes für unwahrscheinlich. Es sei zwar wichtig, in öffentlicher Sitzung über das Thema zu beraten, allerdings habe der Kreistag hier keine Entscheidungsbefugnis. Eine Allgemeinverfügung könne nur die Untere Naturschutzbehörde erlassen – und dort halte man eine solche für nicht zielführend. Es war eine Einschätzung, die auch Frank Burkhart bestätigte. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagte der UNB-Chef. Einerseits sei der schwindende Lebensraum für Igel ein immer drängenderes Problem, andererseits habe seine Abteilung schlicht nicht genügend Personal, um die Einhaltung einer solchen Allgemeinverfügung zu kontrollieren.
Dass eine behördliche Anordnung der richtige Schritt ist, damit die Menschen ihre Mähroboter nachts im Gartenhäuschen lassen, bezweifelten auch die Kreisräte anderer Fraktionen. „Sehr sympathisch“ sei der Antrag der Grünen zwar, sagte etwa Manfred Schmidt (AfD), Igel möge schließlich jeder. Er halte den Vorschlag aus praktischen Gründen aber für schwer umsetzbar. Ähnlich äußerte sich auch die Anzinger Bürgermeisterin und CSU-Kreisrätin Kathrin Alte. Sie würde dringend davon abraten, etwas zu verfügen. „Das führt nur dazu, dass die Bürger nachts bei der Polizei und in den Rathäusern anrufen, weil der Nachbar seinen Mähroboter laufen lässt. Da kommen wir in den Wald rein.“
Grundsätzlich gehe es ja nicht darum, dass „jemand nachts mit der Taschenlampe durch die Gärten läuft“, wie Benedikt Mayer (Grüne) sagte. Ziel sei es vielmehr, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Weil die Kreisräte aber in der Sache nichts entscheiden können, musste das Gremium die Debatte letztlich ohne konkretes Ergebnis, aber mit einem eindringlichen Appell an alle Bürgerinnen und Bürger beenden.