Lucie Weber aus Vaterstetten:Albtraum Traumfrau

Karin Bauer - Schriftstellerin, Autorin

Ihr Gesicht zu zeigen, ist für Lucie Weber kein Problem - so lange es nicht mit ihrem richtigen Namen in Verbindung gebracht wird.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Autorin widmet sich dem Thema Schönheitsideale

Von Hoda Shoeir, Vaterstetten

Die diversen Frauenbewegungen tragen durchaus Früchte, ob im Arbeitsumfeld, in der Bildung oder im Haushalt, überall finden mal kleine, mal größere Schritte Richtung Gleichberechtigung statt. Doch egal, wie viele benachteiligende Konventionen man auch hinter sich lassen mag, eine "Erbsünde" wird das weibliche Geschlecht offenbar nicht los: den beständigen Konflikt der Frauen mit ihrem äußeren Erscheinungsbild. Lucie Weber aus Vaterstetten thematisiert ihn in ihrem Buch "Bin ich eine Traumfrau?", das auf ihrer Familiengeschichte beruht. Die 45-Jährige schrieb es zusammen mit ihrer Mutter Marika Kovacs und der großen Schwester Paula Lenz, allerdings sind die Namen der drei Verfasserinnen Pseudonyme, eben weil sie alle von ihren persönlichen, teils schwierigen Erfahrungen erzählen.

"Ein perfekter Tag. Eine Familienfeier steht an. Alles passt - nur die schicke dunkelblaue Hose nicht. Ich habe wohl wieder ein bisschen zugelegt? Was wird die Familie denken? Schon wieder dicker geworden? Am liebsten würde ich zuhause bleiben, um den Frotzeleien aus dem Weg zu gehen. - Nur wenige Frauen kennen solche Momente nicht." So heißt es in der Beschreibung des Buches.

Schnell wird klar: Lucie Weber und ihre Schwester wuchsen mit einer ganz speziellen Furcht in Dresden auf. Nicht etwa vor großen Spinnen, Fremden oder Monstern unter dem Bett, sondern mit der Angst vor einem unschönen Erscheinungsbild. Das Buch gibt Einblick in eine erschreckende Familiendynamik: Die Mutter ist Ungarin, der Vater ein Deutscher, der das Leben der Mädchen mit vielen kritischen Bemerkungen und spontanen Wutanfällen prägt - die Ursache des ein oder anderen Kindheitstraumas. Unter anderem meißelte der Vater laut Weber ein Schönheitsideal in Stein, dem die weiblichen Familienangehörigen nie gerecht werden konnten.

Heute bezeichnen die drei Frauen sich selbst als autonom und unabhängig, die Mutter hat sich mittlerweile vom Vater getrennt und Abstand genommen. Allerdings hätten sie "alle drei einen Schönheitswahn", sagt Lucie Weber. Und sie weiß auch, was des Grund dafür ist: Kritik, die sehr scharf formuliert wurde. "Ich habe mich umgehört, meinen Freundinnen ging es anders. Ihre Eltern hatten sie immer lieb, ob sie mal schmal oder breit waren. Das kannte ich aus meiner Familie nicht", erzählte sie. Noch heute ist für die 45-Jährige ihr Gewicht ein großes Problem, sie bezeichnet es als einen "Drahtseilakt zwischen Genuss und Schönheit", dem die gebürtige Dresdnerin offenbar nicht immer gewachsen ist - obwohl nach eigenen Angaben glücklich verheiratet.

"Wieso sollten sich Feinschmeckerdamen von Kalorien, Fett und Süßem fernhalten, nur um einem vorgeschrieben Schönheitsideal gerecht zu werden?" Mit der Frage nach sozialen Normen befasst sich das Buch in vielen Details. Das Ziel vor den Augen der Autorinnen ist dabei klar, es besteht darin, "selbstbewusst und strahlend auf die Welt zuzugehen" - ohne sich von Äußerlichkeiten verunsichern zu lassen. Was bedeutet es, eine "Traumfrau" zu sein? Der Antwort darauf versuchen sich die drei Frauen aus zwei Generationen mit Humor und Selbstironie zu nähern.

Dem Bild der klassischen Schriftstellerin entspricht Lucie Weber nicht. Die Tierpflegerin hat zuhause nicht einmal einen festen Arbeitsplatz: "Ich schreibe am Handy, manchmal im Bett, da kann man gut abschalten. Es ist auch nicht so, dass ich mich stundenlang hinsetze und ganze Seiten entstehen. Vielmehr kommt eine Idee, ein Schwung, dann schreibe ich los." Das sei einfach eine Inspirationssache. Große Vorstellungskraft beweist Weber, als die Idee einer Buchverfilmung zur Sprache kommt: "Das wäre toll", sagt sie und strahlt, als Besetzung würde sie für ihren Charakter niemand anderen als Cameron Diaz einsetzen, an deren Seite würde sie sich Kirstie Ellie als Schwester und Iris Berben als Mama wünschen.

Lucie Weber will in ihrem ersten Buch Ansätze für den Entwurf einer Traumfrau aufzeigen. Als nächstes aber - ganz im Sinne der Gleichberechtigung - wird der Mann unter die Lupe genommen: Das Dreierteam schreibt bereits an einem weiteren Buch: "Wie finde ich den (Alb)traummann?"

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