LTE-Netz in Ebersberg:Neue Technik, alte Bedenken

Grundlage der Zukunft oder Gefahr für die Gesundheit: Ein 1,4 Milliarden Euro teures Pilotprojekt für mobiles Hochgeschwindigkeitsinternet verärgert die Mobilfunkkritiker in Ebersberg.

Carolin Fries

Für den Mobilfunkanbieter O2 ist es "die Grundlage der Zukunft", für Mobilfunkkritikerin Trudi Christof aus Aßling "eine neue Technik, deren Gesundheitsverträglichkeit nicht getestet wurde". Die Rede ist von der sogenannten Long Term Evolution (LTE), einer neuen Funktechnik für mobiles Hochgeschwindigkeitsinternet.

DSL-Anschluss

Der Mobilfunkanbieter O2 will in Ebersberg ein Hochgeschwindigkeitsinternet testen. Die "Diagnose Funk" bemängelt, dass es keine Erkenntnisse über Beeinträchtigungen der Gesundheit gibt.

(Foto: dpa)

Für insgesamt 1,4 Milliarden Euro hat O2 im Mai diesen Jahres neue Frequenzen für den Aufbau eines LTE-Netzes in Deutschland erworben - im Landkreis Ebersberg soll dieses nun in einem Pilotprojekt getestet werden.

In den kommenden Wochen soll laut O2-Pressesprecher Markus Göbel der Aufbau des neuen Funknetzes, welches als Nachfolge-Modell der UMTS-Technik gilt, aufgebaut werden. Hierfür sollen keine neuen Standorte eingerichtet werden, "wir nutzen die vorhandenen Anlagen", so Göbel. Ist das Netz schließlich in Betrieb, soll eine Datenübertragung möglich sein, die bis zu 16 Mal schneller ist als die eines gewöhnlichen DSL-Anschlusses - und zwar mobil.

Auf Handys kann dann etwa "ruckelfrei Youtube geschaut werden", so Göbel. "Die Technik ist extrem breitbandig", schwärmt er. Mit Hilfe der neuen Technologie sei es unter anderem möglich, "die weißen Flecken in der Breitbandversorgung auf dem Land zu schließen".

Neben Ebersberg soll die neue Technik auch in München als Pilotprojekt starten. "Wir haben bewusst eine Stadt und eine ländliche Struktur in der Umgebung gewählt", so Göbel. Das zweite Pilot-Pärchen in Deutschland sind die Stadt Halle und ihr Vorort Teutschenthal. Während in den Großstädten auf Basis der 2,6-Gigahertz-Frequenz geschaltet wird, soll in Ebersberg und Teutschenthal die so genannte Digitale Dividende mit 800 Megahertz zum Einsatz kommen - laut Göbel die bessere Technik, "weil man größere Funkzellen bauen kann und weniger Standorte braucht". Zur Dauer des Pilotprojekts wollte er sich nicht äußern. Für eine Aussage zur Strahlenbelastung sei es derzeit "noch zu früh".

"Es ist eine Sauerei"

Trudi Christof, Vorsitzende des Landesverbandes "Diagnose Funk", ist angesichts dieser Neuigkeiten kritisch. Sie vermutet, dass die LTE-Technik flächendeckend eingeführt wird, wenn diese funktioniert. Sie bemängelt, dass es - wie bereits beim Einsatz der UMTS-Technik - keine Erkenntnisse über eventuelle Beeinträchtigungen der Gesundheit gibt.

"Es ist bekannt, dass das breitbandige UMTS zehnmal mehr Zellschäden verursacht als GSM, und jetzt kommt das noch breitbandigere LTE. Wie soll mit diesen neuen, zusätzlichen Funktechniken die Empfehlung der Bundesregierung umgesetzt werden, die persönliche Strahlenbelastung zu minimieren, um möglichen gesundheitlichen Risiken vorzubeugen?", fragt sie.

Darüber hinaus sei die Bevölkerung nicht über den Einsatz der neuen Technik informiert worden, so Christof. Das bemängelt auch Ebersbergs Zweiter Bürgermeister Toni Ried (FW), derzeit Rathauschef in der Kreisstadt. "Es ist eine Sauerei, dass man die Bevölkerung mit der Unsicherheit alleine lässt." Er will den Mobilfunkbetreiber deshalb zu einer Informationsveranstaltung einladen - "auch um die Sache überhaupt einmal verständlich zu machen".

In Aßling, wo sich auch eine Sendeanlage befindet, weiß man ebenso wenig Bescheid. "Ich muss mich erst einmal erkundigen, was für Auswirkungen das hat", sagte Bürgermeister Werner Lampl (CSU) zur SZ.

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