Lizenz zuum Schlachten:Ende eines Pferdelebens

Eine Schlachtung der Rösser ist nur erlaubt, wenn eine entsprechende Deklaration als Schlachttier vorliegt. Ansonsten wird der Kadaver in der Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt

Bastian Hosan

Im Landkreis Ebersberg wurden bei verschiedenen Supermärkten Lebensmittelproben genommen, um sie auf Pferdefleisch und mögliche Medikamentenrückstände zu untersuchen. "Bei dem jüngsten Lebensmittelskandal wurde das Medikament Phenylbutazon gefunden. "Das darf für die Behandlung von Schlachtpferden aber nicht verwendet werden", sagt Birgit Huber, Leiterin des Veterinäramtes in Ebersberg. Es würde nun getestet ob medikamentenverseuchtes Pferdefleisch auch in den Landkreis Ebersberg gelangt ist. "Ein Pferd darf nur geschlachtet werden, wenn es in seinem Equidenpass als Schlachtpferd ausgezeichnet ist", sagt Huber. "Es gelten dann ganz bestimmte Regelungen bei der Anwendung von Medikamenten". Es dürften nur bestimmte Präparate verabreicht werden und dann müssten vor der Schlachtung lange Wartezeiten eingehalten werden, bis die Rückstände der Arzneien abgebaut seien. "Der Verzehr von Pferdefleisch ist aber nicht gesundheitsschädlich. Wenn das Pferdefleisch auf der Verpackung angegeben ist, darf es da auch drin sein. Ist es nicht angegeben, handelt es sich um Betrug".

Pferde gehen nur noch selten ihrer ursprünglichen Bestimmung als Arbeitstiere nach. Waren sie früher bei der Feldarbeit und als Arbeitstiere im Waldbau im Einsatz, dienen sie heutzutage meist als teures Hobby vieler Menschen. Sie stehen in Reitställen, werden rundum versorgt, dürfen auf der Koppel grasen und werden zur Entspannung nach Feierabend geritten. Kurz: Sie haben einen Wandel zum Haustier durchgemacht. "Für mich sind Pferde keine Nutztiere. Aber Haustiere wie ein Hund oder eine Katze sind sie auch nicht", sagt Isolde Hofbauer vom Reit- und Fahrstall Neuorthofen. Huber sieht das anders: "Pferde sind ein offizielles Nahrungsmittel. Unter Veterinären gilt ihr Fleisch als gesund, da es fettarm ist, und die Tiere, zumindest in Deutschland, nicht in Massentierhaltung gemästet werden".

Gabriele Entringer ist Tierärztin einer ambulanten Pferdeklinik und behandelt im Monat zwischen 50 und 70 kranke Pferde. "Die meisten Tiere, die wir betreuen, sind keine Schlachtpferde, da ist die Behandlung wesentlich einfacher, da alle zugelassenen Medikamente verwendet werden dürfen", sagt die Veterinärin. Da diese Pferde irgendwann eingeschläfert würden, müssten ihre Kadaver in einer Tierkörperbeseitigungsanlage (TBA) entsorgt werden.

Dort werden die Tiere jedoch nicht einfach verbrannt. Selbst nach ihrem Tod bringen manche von ihnen noch PS. "Ihr Fett wird, nach ausgiebiger Reinigung, zur Herstellung von Biodiesel verwendet. Das Fleisch und die Knochen werden auf unter zwölf Millimeter Korngröße zerkleinert, getrocknet und zur Zementherstellung verbrannt", sagt Berndt Adalbert, Chef der Tierkörperbeseitigungsanstalt in Oberding. Die Firma ist Vertragspartner der Tierkörperbeseitigung in Ebersberg.

Im Landkreis verendete Tiere werden nach St. Erasmus bei Waldkraiburg gebracht und dort weiterverwertet. "Für die Beseitigung eines toten Pferdes gibt es genaue Vorschriften, damit ausgeschlossen ist, das kein Pferd in unser Essen kommt, das dort nicht hin gehört", so Adalbert. In ihrem gesamten Einzugsbereich, der über den Landkreis Ebersberg hinausgeht, verwertet die Firma im Monat zwischen 20 und 40 tote Pferde. In Oberding selbst würden aber nur Schlachtabfälle von Metzgern genommen, sodass Tiere die altersbedingt sterben oder eingeschläfert würden, nicht dort hinkämen.

"Es sterben generell nur noch wenige Pferde eines natürlichen Todes, die meisten werden eingeschläfert, um ihnen unnötige Qualen zu ersparen", sagt Tierärztin Birgit Michels. "Bei uns in der Pferdeklinik sind alle Pferde Nicht-Schlachtpferde". Wenn ein Pferd jedoch als Schlachtpferd ausgewiesen sei, dürfe es von einem Metzger im Beisein eines amtlichen Tierarztes geschlachtet werden und könne ohne Bedenken verzehrt werden.

"Im Landkreis Ebersberg gibt es keinen Pferdemetzger. Daher werden fast alle Pferde, die hier sterben, in der Tierkörperbeseitigungsanlage entsorgt", sagt Huber. Pferde, die als Schlachtpferde deklariert sind, gibt es hingegen schon. "Meine Pferde sind Schlachtpferde. Ich will mir vorbehalten, dass ich sie schlachten lassen darf", sagt Isolde Hofbauer "Ich finde nichts Abstoßendes daran, die Tiere zu essen, würde es aber nicht selber machen".

Will sich ein Pferdehalter die Option des Schlachtens offen halten, muss er strenge Vorschriften beachten. Ein Pferd könne durch einen Eintrag im Equidenpass jederzeit als zur Schlachtung geeignet ausgewiesen werden, der umgekehrte Weg hingegen ist nicht möglich, sagt Huber. "Das Pferd muss dann als Schlachtpferd deklariert sein, es darf also nur bestimmte Medikamente bekommen und auch dann nur unter strengen Auflagen". Die meisten Pferdehalter wollen ihre Tiere ohnehin nicht auf dem Teller oder in der Lasagne haben: "Ich finde es nicht schlimm, wenn Pferde gegessen werden, müsste mich selber aber schon sehr überwinden", sagt Claudia Tristel vom Hammer-Hof. Der Betrieb beheimatet 45 Tiere, die ebenfalls keine Schlachtpferde sind.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: