Süddeutsche Zeitung

Benefizkonzert:Die Lieblingslieder des Grafinger Jugendorchesters

Lesezeit: 2 min

Am 22. Juni treten sie beim Benefizkonzert zugunsten des SZ-Adventskalenders auf. Vorab verraten zwölf junge Musiker ihre Topsongs.

Von Anja Blum

Virtuoses Double

Johannes Schackow, 14 Jahre, Mallets "Mein Lieblingsstück ist "Beehive", ein wunderbarer, schneller Up-Swing. Der Song ist eigentlich ein einziges großes Geigensolo, aber das Vibrafon doubelt das alles. Das ist ein Heidenspaß! Die Melodie besteht zwar aus lauter sehr schnellen Läufen, aber die sind repetitiv, deswegen hat es nicht ganz so lange gedauert, bis ich das drauf hatte. Vielleicht eine Woche. Aufgeführt haben wird dieses Stück noch nie, insofern stehen die Chancen am Comboabend dafür sehr gut! Schließlich ist es auch eindeutig tanzbar."

Klang der Heimat

Benedikt Geisberger, 18 Jahre, Klarinette und Schlagwerk "Mein Lieblingsstück ist "Heidi" von Django 3000. Nicht, weil ich darin als Klarinettist eine tolle Stimme hätte, das Solo spielt auch jemand anderes, sondern einfach insgesamt. "Heidi" ist ein bayerisches Lied, deswegen verbinde ich es mit Heimat. Auf Volksfesten macht es immer schlagermäßig gute Stimmung - es nun selbst einmal spielen zu dürfen, ist einfach cool! Unsere Version ist auch relativ nah an der Version von Django 3000, wir sind nur um einiges größer besetzt."

Endlich am Zug

Philipp Gassert, 23 Jahre, Posaune "Mein Lieblingsstück ist ganz eindeutig "Diga Diga Doo", eine oft gecoverte Foxtrott-Nummer, im Original von 1928. Denn für die Posaunen ist die total geil, da können wir endlich mal unseren Zug zum Einsatz bringen und den Ton so richtig hochschmieren. Außerdem gefällt mir die Dynamik des Stücks: Erst ist es ganz gemächlich - und dann geht es plötzlich ab und reißt die Menschen mit. Das haben wir auch in Südafrika erlebt, wo wir "Diga Diga Doo" oft gespielt haben. Deswegen erinnert es mich auch an diese wundervolle Reise."

Gute Laune

Lisa Detemple, 16 Jahre, Geige "Mein Lieblingsstück in der Combo ist "Forget you", das bei uns intern nur "Fuck you" heißt, ein absolut entspannter Gute-Laune-Song von Cee-Lo Green. Ein Freund von mir liebt diese Nummer, deswegen habe ich mich total gefreut, als ich gesehen habe, dass es auf der Setliste steht. Dann hieß es erst, "das machen wir ohne Streicher", da war ich enttäuscht, aber jetzt dürfen wir doch mitspielen. Denn ich finde es total cool, als Geigerin nicht nur Klassik, sondern auch mal was Poppiges zu spielen, das richtig in die Beine geht."

Dream-Team

Florian Stürzer, 21 Jahre, Akkordeon und Mundharmonika "Mein Lieblingsstück ist "Little Help", das Boss Hoss für "The Voice Kids" geschrieben haben, denn da kommen wir als musikalische Randgruppe endlich groß raus. Mein Partner David Hacker und ich unterstützen ja normalerweise immer andere, aber in dem Song haben wir als Dream-Team das erste Mal ein richtiges Solo. Da werden wir zu zweit reinhauen, so dass man uns hört, an welcher Harmonika auch immer. Hedi hat gesagt: "Spiel', was Dir einfällt." Ich bin schon gespannt.

Schön verzerrt

Xaver Neuhäusler, 26 Jahre, Gitarre "Mein Lieblingsstück ist "Setting me free" der Sängerin Beth Hart, weil das die rockigste Nummer in unserem Repertoire ist. Da gibt es sogar ein verzerrtes Solo für mich und meine Gitarre! Und da der Song eine schön dramatische, düstere Ballade ist - es geht um eine Frau, die sich von einem untreuen Mann löst - kann man das so richtig emotional spielen. Das gefällt mir! Und beim Publikum kommt "Setting me free" auch sehr gut an, wir haben das Stück beim letzten Comboabend nämlich schon gespielt."

Am Broadway

Sebastian Peschl, 19 Jahre, Drummer "Mein Lieblingsstück ist "I wanna be like you", der Affen-Song aus Disneys "Dschungelbuch". Der ist natürlich total cool, weil er mich an meine Kindheit erinnert - und ich denke, das wird auch vielen im Publikum so gehen. Allerdings unterscheidet sich unsere Version durchaus vom Original. Man erkennt das Lied zwar, aber es klingt ganz anders. Wir spielen es in kleiner Besetzung, nur mit Rhythmus, Klavier, Gitarre, Sänger und kleinem Backgroundchor. Und am Ende wechselt der Stil komplett, da wird es richtig broadway-mäßig!"

Erstes Solo

Miriam Schweinböck, 17 Jahre, Querflöte "Mein Lieblingsstück des Abends ist "Bodyline" von Olatunji & System32, ganz klar. Erstens, weil diese Nummer, angesiedelt irgendwo zwischen Reggae und Latin, mit ihrem starken, schnellen Beat ziemlich fetzt. Und zweitens, weil es darin das erste offizielle Querflötensolo unserer GJO-Combo gibt. Das ist toll! Außerdem freuen darf man sich auf spektakuläre Klavierparts. Wir haben das Stück jetzt ganz neu aufgenommen ins Programm, und ich freu mich schon sehr auf diese Premiere beim SZ-Benefizkonzert!"

Kleiner Anschubser

Teresa Gruber, 21 Jahre, Geige und Tanz "Mein Lieblingsstück am Comboabend ist der coole "Mambo Nr. 5", im Original von Pérez Prado aus dem Jahre 1949. Die Fassung von Lou Bega war 1999 ein weltweiter Sommerhit, deswegen hat jeder diese Nummer im Ohr. Mein Partner Kilian Berger und ich werden dazu jedenfalls einen Jive tanzen, unten vor der Bühne, also mitten im Publikum. Das soll ein kleiner Anschubser sein für die Leute im Alten Speicher, sich zu bewegen, vor allem für Paare, dass die sich trauen, auch mal zu zweit zu tanzen."

Das Haus rocken

Benedict Ohmann, 21 Jahre, Saxofon und Drums "Mein Lieblingsstück ist definitiv "La Grange", im Original von ZZ Top. Warum? Ganz einfach: weil ich da nicht Saxofon sondern Schlagzeug spiel'! Außerdem ist die Nummer endlich mal kein Swing oder Jazz, sondern eher rockig - und damit eher die Musik, die mir eigentlich gefällt. Schön ist dabei auch, dass man nicht so leise spielen muss. Gerade die Gitarre und das Schlagzeug sind hier wichtig. Wer die tolle Idee hatte, dieses Stück ins Programm zu heben, weiß ich nicht. Aber ich freu mich sehr auf diese Premiere!"

Rambazamba

Julius Gassert, 18 Jahre, Trompete "Mein Lieblingsstück ist "Coming Out Swingin'" von Sängerin Candye Kane, denn das hat mir mein erstes Solo an der Trompete eingebracht. Bei der Premiere am Comboabend im vergangenen Jahr war "Coming Out Swingin'" obendrein die erste Nummer des Programms, da war ich schon gehörig aufgeregt. Aber es ist alles gut gegangen! Das Stück ist auch der richtige Einstieg in so einen Tanzabend, denn es hat die richtige Energie: vier Takte Drums, dann ordentlich Rambazamba mit dem ganzen Blech und so!"

Fast ganz allein

Florian Hacker, 22 Jahre, Saxofon "Mein Lieblingsstück des Comboabends ist "You and me". Diese Nummer wurde schon ziemlich oft gecovert, aber unsere Version ist ziemlich nah an der von Meute, denn das ist einfach eine coole Band. Darauf kann man total abgehen! Ein Kollege von mir, Alex Abl, hat das Stück vorgeschlagen, aber das Saxofonsolo darf ich spielen. Schade für Alex! Und ich werde vermutlich schon ein bisschen aufgeregt sein davor, weil es an dieser Stelle kaum Hintergrundmusik gibt. Da ist das Sax fast ganz allein. . ." Protokolle: Anja Blum

Ihr wisst ja, dass ich immer einen Galgen dabei habe", sagt Hedi Gruber und schaut streng in die Runde. Sorgen muss man sich um die hier abgebildeten jungen Menschen aber trotzdem nicht machen, der Strick aus Grubers Tasche hat nur symbolischen Charakter: Wird es der Chefin des Grafinger Jugendorchesters (GJO) in der Probe zu bunt, legt sie ihn wahlweise einem ihrer unkonzentrierten Schützlinge oder sich selbst um den Hals. Diese drastische Maßnahme sorgt für Erheiterung - und anschließend für wieder mehr Disziplin.

Gesteckt voll ist der Raum im ehemaligen Ebersberger Sparkassengebäude, in dem das Jugendorchester an diesem Tag probt. Kein Wunder, dass man fast vollzählig ist: Die Sommerkonzerte stehen vor der Tür, vom 22. bis zum 26. Juni hat das große Ensemble den Alten Speicher in Ebersberg für sich und seine Gäste reserviert.

Los geht der musikalische Reigen am Samstag mit einem Special, dem Benefizkonzert zugunsten des "Adventskalenders für gute Werke" der Süddeutschen Zeitung: Die GJO-Combo lädt mit einem Programm aus Swing, Ska und Rock'n'Roll zum stilvollen Tanzen und Feiern ein. Da ist gute Laune garantiert! An den weiteren Abenden folgen unter dem Motto "Once upon a time" die symphonischen Auftritte des generationenübergreifenden Klangkörpers.

Markenzeichen des Grafinger Jugendorchesters ist, dass es ohne irgendwelche Ressentiments an Musik herangeht, dass es in seinen Konzerten wild Epochen und Stilrichtungen mischt. Klassik, Jazz, Pop - ganz egal, Hauptsache die Stücke machen etwas mit den Musikern und ihren Zuhörern. Bei diesem Ensemble darf es ruhig emotional werden, aber auch lustig und wild.

Das GJO beherrscht tatsächlich alle Stimmungslagen. Das Besondere an den Combo-Abenden ist nur, dass hier noch mehr Gewicht gelegt wird auf Spaß und Tanz, auf gefühlvollen Gesang, mitreißende Rhythmen, strahlende Bläsersätze. Wie hat einer der jungen Musiker den Unterschied erklärt? Bei den Konzerten sei das Blech nur schmückendes Beiwerk zu den Streichern, in der Combo sei es endlich mal umgekehrt. Da dürfen die Geigen allenfalls bei den Balladen für den nötigen Schmelz sorgen.

In der Probe steht gerade "It's Raining Men" auf dem Programm, der 80er-Hit von den Weather Girls. Hier kommen alle Instrumentengruppen zum Zug, spannungsvoll bauen sie einen Höhepunkt nach dem nächsten auf, meistern auch die schwierigen Einsätze meist perfekt.

Trotzdem gibt es für Gruber immer Details, an denen man noch feilen kann. Sei es das akustische Verhältnis zwischen den Stimmen, die Fermate auf der Drei oder das Crescendo in Takt 48. Wie eine Geheimsprache muten ihre Kommandos zuweilen an, doch die Musiker wissen, was ihre Chefin will - und so darf der Strick diesmal in der Tasche bleiben. Fest steht: Wer Ohren hat und ein gewisses Alter, dem wird bei dieser Nummer eine Gänsehaut nicht erspart bleiben.

Benefizkonzert des "Grafinger Jugendorchesters" für den SZ-Adventskalender: "Swing, Ska und Rock 'n' Roll", am Samstag, 22. Juni, um 20 Uhr im Ebersberger Alten Speicher. Karten für 12 Euro gibt es unter www.jugendorchestergrafing.de

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URL:
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Quelle:
SZ vom 08.06.2019
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