Kommunalwahl in Frauenneuharting:"Männeraltharting passt nicht zu uns"

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Elke Hauser ist seit zwölf Jahren Mitglied in Frauenneuhartings Gemeinderat, von Mai an als einzige Frau. (Foto: Christian Endt)

Frauenneuhartings Gemeinderat hat demnächst die niedrigste Frauenquote im Landkreis Ebersberg. Ausgerechnet. Ein Anruf bei der letzten Verbliebenen.

Interview von Korbinian Eisenberger, Frauenneuharting

Die Gemeinde Frauenneuharting hat gewählt, und zwar auffällig viele Männer. So auffällig viele, dass die Ortschaft nun als doppelte Rekordhalterin in die Amtsperiode geht: Mit der höchsten Männer- und niedrigsten Frauenquote im Kreis Ebersberg. Das Verhältnis in Frauenneuharting lag bei zehn zu zwei, ab Mai steht es elf zu eins. Anruf also bei der letzten verbliebenen Frau in Frauenneuhartings Gemeinderat - kurz nach der Wahl: Elke Hauser, 57. Sie lebt mit ihrer Familie seit 1987 in Frauenneuharting, arbeitet als Erzieherin und sitzt für die Wählergemeinschaft Frauenneuharting (WGF) seit zwölf Jahren im Gemeinderat.

SZ: Frau Hauser, störe ich Sie?

Elke Hauser: Nein, passt, ich war gerade im Garten.

Können Sie mit der Angabe "neun Prozent" etwas anfangen?

Da tue ich mich jetzt schwer, so spontan.

Es handelt sich hierbei um die Frauenquote im neu gewählten Frauenneuhartinger Gemeinderat. Ein Ort der die Frau im Namen trägt, ist damit Schlusslicht bei der Frauenquote im Landkreis.

Wir waren enttäuscht über dieses Wahlergebnis. Zumal wir in meiner Wählergemeinschaft und in der CSU mit insgesamt fünf Kandidatinnen angetreten waren.

Haben Sie eine Erklärung?

Es ist längst normal, Frauen zu wählen. Deswegen hatte ich mir noch mehr Unterstützung von den Frauen in meiner Gemeinde erhofft. Man muss das Wahlergebnis aber differenziert sehen: Eine meiner Kolleginen von der WGF hat nur um vier Stimmen einen Listenplatz verpasst, und die Kollegin der CSU-Liste steht auch auf der ersten Nachrückerposition.

Dennoch haben Männer mit dem Vornamen Markus und Florian im Frauenneuhartinger Gemeinderat ab Mai jeweils eine doppelt so hohe Quote wie Frauenneuhartings Frauen. Wie gehen Sie damit in den kommenden sechs Jahren um?

Mit den Namen und ihren Trägern hab ich kein Problem, mein Sohn heißt auch Florian. Ich kam bisher mit allen gut aus, und wir haben einen sehr engagierten Bürgermeister. Zu meiner neuen Alleinstellung: Ich werde jetzt kein Uschiverhalten an den Tag legen, ich erwarte keinesfalls, dass ich gepampert werde. Ich möchte im Gremium weiter respektvoll gehört werden.

Die Gemeinde Frauenneuharting ist im Frauenranking von 21 Landkreis-Kommunen neuerdings Tabellenletzter. Haben Sie eine Idee, wer vorne rangiert?

Ich weiß, dass die Gemeinde Bruck sehr gut dasteht. Und Grafing dürfte auch nicht so schlecht aufgestellt sein.

Stimmt, Grafing ist von 21 Kommunen mit einer Quote von 33 Prozent geteilter Sechster, Bruck liegt mit 38 Prozent auf Rang fünf. Spitzenreiter ist Hohenlinden mit 44 Prozent und einem Verhältnis von sieben zu neun.

Da sind wir deutlich Schlusslicht.

Haben Sie nach diesem Wahlgang Pläne, eine Art Protestaktion zu starten?

Ehrlich gesagt nein.

Sie könnten einen Antrag im Gemeinderat auf Ortsnamensänderung stellen.

(lacht) Da käme dann Markusneuharting oder Florianneuharting in Frage.

Absolut. Oder Männeraltharting?

Nein, Männeraltharting passt nicht zu uns, wir haben genügend junge Leute und junge Familien im Ort. Die alten Männer haben längst nicht mehr nur das Sagen. Wir haben viele sozial engagierte Frauen - und junge Mitglieder im neuen Gemeinderat.

Sie verteidigen Ihren Ort. Was ist Ihre Botschaft?

Es liegt an jeder Frau selber, sich auf die Hinterfüße zu stellen und sich zu engagieren. Überall und hier in Frauenneuharting auch. Ich habe das Gefühl, dass sich Frauen politisch mehr einbringen könnten. Deswegen, liebe Frauenneuhartinger Frauen, auf geht's!

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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