Lesung:Friedrich Ani kommt in die Gemeindebücherei Vaterstetten

Friedrich Ani Autor

Hat neben zahlreichen Romanen auch einige Tatort-Drehbücher verfasst: Der Autor Friedrich Ani.

(Foto: Heike Steinweg/oh)

Der preisgekrönte Autor stellt seinen neuen Roman "All die unbewohnten Zimmer" vor

Interview von Michaela Pelz

Friedrich Ani bei Lesung in München, 2017

In seinem aktuellen Werk "All die unbewohnten Zimmer" lässt Friedrich Ani Helden aus ganz verschiedenen Reihen auftreten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Zahl stimmt, doch "fantastische" Vier möchte man sie nicht nennen, diese von Friedrich Ani geschaffenen Helden mit ihren unterschiedlichen Eigenarten, Stärken, Schwächen, vor allem aber Verletzungen. Ani selbst spricht von einem "Knacks", den sie alle haben. Fakt ist, dass der vielfach preisgekrönte Schriftsteller in seinem aktuellen Werk "All die unbewohnten Zimmer" Helden aus ganz verschiedenen Reihen auftreten lässt. Polonius Fischer, Ex-Mönch und Chef von Fariza Nasri, eine Zeitlang in der Provinz kaltgestellt, außerdem Jakob Franck, auch nach der Pensionierung der beste Überbringer von Todesnachrichten, den man sich wünschen kann sowie Tabor Süden, früher bei der Vermisstenstelle, dann Detektiv, jetzt selbst oft ein Verlorener. Sie alle bringen sich ein, um der Erschießung einer Frau und der Erschlagung eines Streifenbeamten auf den Grund zu gehen. Zu einer Lesung aus diesem spannenden und vielschichtigen Werk lädt Buchhändlerin Margot Bartl am Montag, 4. November, ein.

SZ: Herr Ani, wann waren Sie das letzte Mal am Bahnhof?

Friedrich Ani (stutzt): Gestern.

Wir fragen das, weil der Bahnhof in zahlreichen Ihrer Werke für die Protagonisten eine große Bedeutung hat. Im aktuellen Roman wird er zum Schauplatz eines Treffens zwischen Tabor Süden und Jakob Franck.

Richtig. Die beiden hat das Schicksal dort zusammengeführt. Der Bahnhof spielt aber auch in meinem Leben eine wichtige Rolle. Er ist ein guter Ort, um Menschen zu beobachten, die auf jemanden warten, der ankommt. Oder auch nicht.

Noch einen alten Bekannten dürfen wir in "All die unbewohnten Zimmer" wiederlesen, Polonius Fischer. Wann fiel Ihnen ein, die Herren zusammenzubringen?

Schon vor drei oder vier Jahren wollte ich meine Figuren zusammenkommen lassen. Tatsächlich hatte ich etwas Ähnliches sogar bereits beim letzten "Polonius-Fischer"-Band vor (2009 erschienen, Anm. d. Red.). Das wurde aber nicht gedruckt, weil es hieß "Zwei Kommissare sind einer zu viel". Also musste ich "Totsein verjährt nicht" umschreiben. Nach meinem Verlagswechsel habe ich die Sache noch mal vorgeschlagen und auch den dritten Kommissar eingebaut.

Es ist also eine "alte Idee" ...

Ja, ich bin da hartnäckig. So, wie ich manchmal auch Titel verwende, die es schon mal gab. "All die unbewohnten Zimmer" hieß eine Kurzgeschichte.

Lassen Sie uns über Tabor Süden reden. Der ehemalige Vermisstensucher ist nicht nur optisch ein "Bauchmann" - auch bei vielen seiner Entscheidungen lässt er sich davon leiten. Wie hält es Friedrich Ani?

Vor und nach dem Schreiben ist zu hundert Prozent der Kopf zuständig - wenn er mitspielt. Währenddessen bin ich eher ein intuitiver Autor, auch wenn ich mich natürlich mit Plot und Figuren beschäftige.

Und wenn es nicht ums Schreiben geht?

Wie bei allen: Mal so, mal so (lacht). Gut, die Menschen in meinem Umfeld sagen, ich hätte häufiger mal mein Hirn einschalten sollen.

Zurück zu Süden, Mittelpunkt von mehr als 20 Ihrer Romane. Mittlerweile lebt er in einer Absteige mit seltsamen Nachbarn, ist immer wieder kurz vor dem Absturz, trinkt zu viel... trotzdem hat er Schlag bei Frauen. Woran liegt das?

"Schlag bei Frauen" würde ich nicht unterschreiben. Er ist zuverlässig, nimmt sich selbst zurück, das schätzen die Menschen - auch Männer. Dazu kommt die Faszination, dass er Spuren lesen und Leute finden kann. Die Frauen, die er trifft, haben ja mit seinem Beruf zu tun. Für sie, die alle ein bisschen auf der Kante wandern und gefährdet sind, hat er ein Händchen.

Apropos Frauen... davon findet man nicht so viele in Ihren Büchern, abgesehen jetzt von Fariza Nasri. Sind Männer die dankbareren Protagonisten?

Ich sehe die sogenannten Hauptfiguren nicht nur unter dem Aspekt, dass sie Ermittler sind. Es gibt ja durchaus weitere Frauen - zum Beispiel Indra, die eine wichtige Funktion und Rolle einnimmt. Die Kommissare sind deswegen Männer, weil sie es vorher schon waren. Als die Idee stand, dass die drei Herren zusammenkommen sollten, war noch nicht geplant, dass eine Frau auftaucht. Beim Skizzieren stellte ich aber fest, dass das so nicht funktionierte. Ich brauchte eine Figur von außen. Eine Frau. Die stattete ich dann einfach mit meiner eigenen Biografie aus, mich kennt ja keiner (lacht). Wobei die Aspekte, die ich ihr mitgegeben habe, zu neunzig Prozent nicht im Buch sind.

Ganz offensichtlich war das eine wirklich gute Entscheidung. Heißt das nun, dass künftig immer mit einem Auftritt der Protagonisten im Viererpack zu rechnen ist?

Nein. Im nächsten Roman kommt nur Fariza Nasri vor. 300 Seiten Manuskript habe ich schon geschrieben - allerdings muss ich die noch mal neu schreiben, die Dramaturgie stimmt nicht, die Geschichte franst aus, die Figuren laufen kreuz und quer. Da habe ich noch eine Menge Arbeit vor mir.

Lesung von Friedrich Ani am Montag, 4. November, um 20 Uhr in der Gemeindebücherei Vaterstetten, der Eintritt kostet 15 Euro. Vorverkauf: AP Buch Baldham (08106) 369414 und in der Gemeindebücherei (08106) 383290.

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