Lesung in Vaterstetten:Pikante Details aus dem LKA

Jörg Steinleitner und Matthias Edlinger

Krimiautor Jörg Steinleitner ist studierter Jurist - und mit dem LKA-Chef befreundet.

(Foto: Veranstalter)

Jörg Steinleitner präsentiert seinen Krimi "Blutige Beichte"

Von Manuel Kronenberg, Vaterstetten

Gerade will Jörg Steinleitner zu lesen beginnen, als die Lautsprecher plötzlich ein Störsignal von sich geben. Der Autor runzelt die Stirn und schaut in die Runde. "Haben Sie Wanzen dabei?", fragt er das Publikum in der Vaterstettener Bücherei und erntet lautes Lachen aus den voll besetzten Reihen. Steinleitner setzt eine nicht sehr überzeugte Miene auf, doch da das Störgeräusch schon wieder verstummt ist, beginnt er nun wirklich mit der ersten Szene aus seinem Krimi "Blutige Beichte", in dem der fiktive LKA-Präsident Karl Zimmerschied höchstpersönlich ermittelt.

Es sind diese kleinen Inszenierungen, die diesen Abend so unterhaltsam machen. Der Autor liest nicht einfach nur, vielmehr läuft er hin und her, erzählt wild gestikulierend. Auch zwischendurch, wenn er gerade wieder einmal irgendetwas vorführt, einen kurzen Film zeigt oder Kontext zur Geschichte liefert, spielt er mit so viel Ironie und Spontaneität, dass man glauben könnte, Steinleitner sei nicht nur Schriftsteller und studierter Jurist, sondern auch Schauspieler. Insofern handelt es sich eigentlich gar nicht um eine Lesung, sondern um eine Show. Gleich zu Beginn warnt der 47-jährige Familienvater sein Publikum sogar: Man solle sich nicht vor den zahlreichen Spezialeffekten erschrecken, sagt er und schlägt auf einen Klangstab, ein leiser Ton hallt durch die Bücherei. Kein wirklich spektakulärer Effekt. Steinleitner präsentiert ihn jedoch derart überzeugt, dass er sich der Aufmerksamkeit seiner Zuschauer sicher sein kann.

Bei all den kurzweiligen Darbietungen fragt man sich nur zwangsläufig: Braucht Steinleitner dieses Drumherum? Trägt seine Geschichte ohne das ganze Spektakel etwa nicht? Besonders ausgefallenen Stoff bietet "Blutige Beichte" jedenfalls nicht - ein Krimi eben: Verbrechen und Ermittlung. Die Übeltat ist zweifelsohne denkbar blutrünstig: ein Mord an einem Politiker, durchgeführt mit einem Dönermesser. "Er blutete aus dem Hals wie ein frisch geschlachtetes Kalb", lautet der erste Satz.

Ein ganz normaler Krimi soll "Blutige Beichte" aber dann doch nicht sein. Steinleitner selbst verspricht, dass es drei Besonderheiten gebe, sozusagen drei Premieren: Es ist die erste seiner Erzählungen, die in München spielt; sonst dient meist der Tegernsee als Setting. Es ist der erste Band einer neuen Serie, bei der das LKA im Mittelpunkt steht; der zweite Teil "Tod im Abendrot" erscheint im Mai. Dass der LKA-Präsident selbst ermittelt, ist sicher auch eine Premiere, schließlich ist das Oberhaupt einer solchen Behörde normalerweise wohl eher mit Organisation und Repräsentation beschäftigt, als Verbrechern hinterherzujagen. In "Blutige Beichte" aber hat die Figur des Karl Zimmerschied allerhand zu tun, denn zum Mord gesellen sich Einbruch, versuchte Vergewaltigung und ein Fund von Kriegswaffen. Überall wird dieselbe DNA gefunden - doch wie hängt das alles zusammen? Zimmerschieds Suche nach der Antwort stattet der Autor mit viel Witz und popkulturellen Bezügen aus, Details, die für Auflockerung sorgen: Wenn zum Beispiel das Handy des LKA-Präsidenten klingelt, ertönt "Hells Bells" von AC/DC.

Während Steinleitner viele weitere solcher Details über verschiedene LKA-Beamte erzählt, wird er plötzlich unterbrochen: Auf einer Leinwand startet eine Videobotschaft. Eine gewisse Claudia Vodermaier vom LKA ist zu sehen - sie stammt nicht aus dem Buch, sondern ist tatsächlich eine Mitarbeiterin des Amtes. Sie warnt Steinleitner: Die Behörde habe ganz genau im Blick, was er da von sich gebe. Er solle nur aufpassen, welche Geschichten er über den Präsidenten und die übrigen Beamten erzähle. "Und ich frage noch, ob jemand Wanzen dabei hat!", ruft Steinleitner seinem Publikum zu, bei dem der Scherz gut ankommt. Und so verrät Steinleitner, welche Recherche seinem Buch zugrunde liegt: Er sei mit dem echten LKA-Präsidenten befreundet, sagt der Autor, und der habe ihm wertvolle Einblicke ermöglicht. Außerdem habe er ihm erlaubt, im LKA zu filmen und einige kurze Botschaften wie die von Vodermaier für die Show aufzunehmen. Neben seinem Krimi erzählt der Autor also noch eine zweite Geschichte: Wie sein Buch überhaupt zustande kam. So hält er das Vaterstettener Publikum problemlos bei Laune, und sein Dank ist ein langer Applaus.

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