Lesung am Montag:Geschichten für Zwerchfell und Seele

Lesezeit: 3 min

Wolfgang Oppler aus Ebersberg schreibt Mundartgedichte, Kurzgeschichten und Puppenstücke für Kinder wie Erwachsene. (Foto: Veranstalter)

Der Ebersberger Autor Wolfgang Oppler über sein neues Buch, einen speziellen Adventskalender für seine Ehefrau und weihnachtliche Weißwürste

Von Michaela Pelz

Einige kennen ihn als Nachtwächter und Bierexperten, wieder andere als Künstler vor und hinter der Bühne, oder als Turmschreiber. Die Rede ist vom Stadtführer und Autor Wolfgang Oppler aus Ebersberg, den der Verschönerungsverein der Kreisstadt eingeladen hat, am kommenden Montag, 2. Dezember, sein neues Buch "Zimtrausch, Kaufbaum, Weihnachtsstern" zu präsentieren.

Pointenreich werden in dem Büchlein mitten aus dem Leben gegriffene Weihnachtskatastrophen beschrieben: Vom grotesk-absurden Dekorationswahn des Einzelhandels über ein saisontypisches Wettessen, für dessen Lektüre man ebenfalls einen starken Magen braucht, jedoch keinen Verdauungsschnaps, weil das Zwerchfell vor Lachen so viel arbeiten muss, bis hin zur diffizilen Auswahl passender Geschenke. Nicht zu vergessen die typischen Konflikte im erweiterten Familienkreis inklusive der entsprechenden Dialoge des Grauens unterm Baum. Gleichzeitig findet man aber auch ungemein berührende Geschichten über die Schattenseiten dieser oft an so viele Erwartungen geknüpften Zeit, die für viele auch mit Einsamkeit oder schlechten Erinnerungen verbunden ist. Allerdings gelingt es dem Autor, selbst diese mit einer hoffnungsvollen Note enden zu lassen. Sogar ein mystisches Märchen, das die Quintessenz der Weihnachtsbotschaft enthält, gehört zur Anthologie. Streckenweise versponnen, macht es ausgesprochen neugierig aufs Ende.

SZ: Herr Oppler, was bedeutet Ihnen selbst das "Fest der Liebe"?

Wolfgang Oppler: Die Weihnachts- und Adventszeit liegt mir sehr am Herzen, obwohl sie ja, wie wohl für die meisten, immer ein Spagat ist: Einerseits mag man das Besinnliche, andererseits ist das die am wenigsten "stade" Zeit. Aber wir machen es uns schön - mit Dekoration...

Wer ist bei Ihnen dafür zuständig?

(lacht) Die Frau!

Und wie sorgen Sie selbst für die passende Stimmung?

Mit einem Adventskalender, der aus einer Geschichte besteht, die ich jedes Jahr nur für meine Frau schreibe. Davon lese ich ihr dann 24 Tage lang immer einen Teil vor.

Das ist wirklich ein ganz außerordentliches Geschenk!

Das beruht aber auf Gegenseitigkeit - meine Frau macht auch immer etwas Besonderes für mich.

Gibt es weitere Rituale?

Wir besuchen gern eine Reihe von Weihnachtsmärkten - Ebersberg, Herrmannsdorf, München, Wasserburg - obwohl ich kein Glühweintrinker bin.

Sie sind mehr der Experte auf einem anderen Gebiet...

Tatsächlich trinke ich gern Bier und sehe zu, dass es ein regionales ist - Wildbräu, Maxlrainer, Ebersberger Bier vom Otter ...

...kennen sich aber auch beruflich mit dem Gerstensaft aus...

In Grafing mache ich zusammen mit dem Braumeister des Wildbräu eine Stadtführung, bei der er den Leuten in der Brauerei erst alles über die Technik erzählt, bevor ich vor Ort eine gute Stunde über die vier namhaften Brauereien spreche, die es dort seit Ende des 16. Jahrhunderts gab, bis sie durch Heirat oder Aufkauf zu einer einzigen zusammenkamen. Auch in München mache ich Bierführungen, die sind dann typischerweise länger.

In der Hauptstadt kennt man Sie aber auch als Nachtwächter?

Oh ja, das ist meine Lieblingsführung: Verkleidet und ausgerüstet mit Hellebarde und Laterne entführe ich die Leute ins Mittelalter. Zwar bin ich in meiner Rolle als Ex-Augustinermönch historisch genau, aber alles andere als bierernst. Auch in Ebersberg mache ich gern Gruselführungen, spreche da etwa über die "Weiße Frau".

Zurück zum Thema Weihnachten: Was ist Ihnen da sonst noch wichtig?

Dass die Familie zusammenkommt, gerade, wenn die Kinder schon aus dem Haus sind. Aber ich weiß, dass es oft kompliziert werden kann, sobald nach der Heirat die Eltern und Großeltern der verschiedenen Familien alle wollen, dass man bei ihnen feiert...

Welche Fallstricke so ein Abend in großer Runde bereithalten kann, haben Sie in Ihrem neuen Buch ja auch sehr köstlich beschrieben. Schon die Auswahl des Menüs ist zuweilen ein Problem...

Ja, aber bei uns soll es so stressfrei wie möglich sein, daher bin ich ein großer Verfechter von Weißwürsten als Weihnachtsessen.

Geschenke gibt es aber schon?

Oh ja! Mir ist ganz wichtig, dass bei der Bescherung jeder etwas zum Auspacken hat.

Das Ebersberger Publikum "bescheren" Sie bereits am kommenden Montag, nämlich mit einer Lesung. Wie wird die Veranstaltung ablaufen?

Das hängt ganz vom Publikum ab. Es gibt kürzere und längere Geschichten, auch Gedichte habe ich dabei. Insgesamt werde ich 60 bis 90 Minuten lesen, zwischendrin gibt es eine Pause.

Dürfen die Leute auch Fragen stellen?

Aber sicher, da freue ich mich ganz besonders. Es gibt nichts Schöneres, als wenn die Menschen etwas wissen wollen, auch bei den Stadtführungen. Da kann man die ausgetretenen Pfade verlassen und aus dem Stegreif erzählen.

Lesung von Wolfgang Oppler am Montag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr, Unterm First im Klosterbauhof Ebersberg (Musikschule). Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 30.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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