Süddeutsche Zeitung

Lesetipp Nummer drei:Einen Moment innehalten

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"Picknick im Dunkeln" von Markus Orths

Auch Hedwig Wobken, Buchhändlerin in Kirchseeon, fällt sofort eine Lektüre für diese besonderen Tage ein: "Picknick im Dunkeln" von Markus Orths. Ein wenig klingt dessen Grundidee wie der perfekte Auftakt eines Films mit "Dick und Doof": "treffen sich zwei Männer in kompletter Finsternis ...". Es geht dabei um eine Begegnung, die der Autor erdacht hat: Den einen Mann, Arthur Stanley Jefferson, kennt man tatsächlich als Stan Laurel. Sein Counterpart in diesem Buch ist niemand anderer als Thomas von Aquin. Für beide ist nicht nur die Begegnung, sondern auch der Weg durch den stockdunklen Tunnel ein Abenteuer. Hier der Komiker, bekannt für seine Slapstick-Stunts und dafür, als bedauernswerter Dummkopf von der traurigen Gestalt bei den Interaktionen mit Filmpartner Ollie immer den Kürzeren zu ziehen. Dort einer der wichtigsten Philosophen und katholischen Theologen nicht nur des Mittelalters. Zwei wie man glauben könnte, komplett unterschiedliche Figuren, die hochphilosophische, teilweise auch aberwitzige Gespräche führen, während sie zusammen versuchen, einen Weg ans Licht zu finden und sich an ihre jeweiligen Leben erinnern.

Autor Orths, der selbst einst Philosophie studierte, begreift das Buch auch als eine Art Abschiednehmen von seinem verstorbenen Vater, einem "gläubigen Christen mit unvergleichlichem Humor." Hedwig Wobken begründet ihre Entscheidung so: "Ich finde, im Moment sollten wir alle einmal innehalten." Darum empfehle sie "Picknick im Dunkeln" von Markus Orths. "In dieser humorvoll geschriebenen und gleichzeitig tieftraurigen Geschichte tasten sich Stan Laurel und Thomas von Aquin gemeinsam durch die Dunkelheit und machen sich dabei tiefschürfende Gedanken über das Leben und darüber hinaus. Deswegen passt das wunderbar in unsere Zeit, denn auch wir tappen aktuell im Dunkeln ..."

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SZ vom 20.03.2020 / mip
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