Leonhardifahrt:Segen im Regen

Es ist kalt, es regnet. Doch das schlechte Wetter schreckt die Zuschauer nicht ab, die traditionsreichen Leonhardifahrt zu besuchen. Es kommen Tausende.

Christoph Baborka

Trotz Regen und niedrigen Temperaturen haben mehrere tausend Zuschauer die Leonhardifahrt am Sonntag in Grafing verfolgt. Im Anschluss an einen Festgottesdienst vor der Leonhardikirche machten sich 38 prächtig geschmückte Pferdegespanne von Trachten- und Brauchstumsvereinen aus Grafing und Umgebung sowie zahlreiche Reiter auf den dreimaligen Umzug durch die Altstadt, um von Monsignore Domkapitular Lorenz Kastenhofer den Segen für sich und ihre Pferde zu erbitten.

Leonhardifahrt: Tausende Zuschauer kamen zur Leonhardifahrt nach Grafing. (Archivbild)

Tausende Zuschauer kamen zur Leonhardifahrt nach Grafing. (Archivbild)

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Zuschauer konnten dabei einen Eindruck von den vielfältigen Trachten der Region gewinnen und sich an den liebevoll gestalten Motivaufbauten erfreuen. Der Trachtenverein Grafing war mit drei Gespannen am stärksten vertreten, aber auch die Trachtenvereine aus Glonn, Ebersberg, Markt Schwaben sowie Vogtareuth und Rosenheim nahmen in traditionellen Gewändern an der traditionsreichen Umfahrt durch die Stadt teil.

Die Motivaufbauten zeigten die Leonhardikirche in Grafing und landwirtschaftliche Geräte aus alter Zeit. Ebenso zu sehen waren Landschaftsmodelle zu Ackerbau und Almwirtschaft sowie ein festlich geschmückter Erntewagen. Die Zugspitze mit der Leonhardstandarte bildeten Andreas Amtesbichler sowie Josef und Martin Rothmoser. Für Musik sorgten die Stadtkapelle Grafing, die Blaskapelle Glonn sowie die Blaskapelle Frauenneuharting.

Die Leonhardifahrt in Grafing ist eine der größten in Bayern und seit dem Jahr 1708 schriftlich belegt. In Bayern lässt sich der Leonhardi-Brauch bis in das 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Anfangs wurde der heilige Leonhard noch als Fürsprecher der Gefangenen, als Schutzherr der Reisenden sowie als Helfer der Gebärenden verehrt. Aus diesem Grund wurde er mit Ketten dargestellt, die ihm die Gläubigen aus Dankbarkeit für ausgestandene und ausgebliebene Gefangenschaft gestiftet hatten.

In der Neuzeit jedoch wandelte sich der Heilige zum Patron der Nutztiere, nachdem die Landwirte die eisernen Attribute zu Viehketten uminterpretierten. Und so wird die Leonhardifahrt vielerorts in Altbayern und Österreich jährlich abgehalten, um den Segen für die schön herausgeputzten Pferde zu erbitten. Nach der Umfahrt in der Grafinger Altstadt ging es am Marktplatz weiter mit einem Standkonzert der Stadtkapelle sowie Einlagen der Ebersberger Goaßlschnalzer.

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