Landwirtschaft:Sicher zwischen Stall und Bulldog

Landwirtschaft: Für Kinder kann ein Bauernhof ein Paradies sein - aber bisweilen auch gefährlich. Der Bauernverband und die Berufsgenossenschaft wollen jetzt Sechs- bis Zwölfjährige aufklären.

Für Kinder kann ein Bauernhof ein Paradies sein - aber bisweilen auch gefährlich. Der Bauernverband und die Berufsgenossenschaft wollen jetzt Sechs- bis Zwölfjährige aufklären.

(Foto: Benjamin Nolte/dpa-tmn)

Ein Bauernhof birgt für Kinder viel Spaß, aber auch Gefahren - darüber will der Bauernverband nun aufklären.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Natürlich hat Matthias Vodermeier seine zwei Töchter und den Sohn auf dem Bulldog mitfahren lassen, als sie klein waren. "Für Kinder ist das ja das Höchste", sagt der Neufarner Landwirt und Kreisvorsitzende des Bauernverbands. Aber vorsichtig muss man schon sein: aufpassen, wenn man die Tür aufmacht, die Kleinen auch anschnallen, bevor es auf die wacklige Fahrt übers Feld geht. Wunderbar und bisweilen auch gefährlich - das ist ein Bauernhof für Kinder. Doch die Gefahren kann man durch einfache Maßnahmen reduzieren, das ist nun auch das Ziel eines Kindersicherheitstags, den der Bauernverband Anfang Juni auf dem Betrieb der Familie Röckenschuß in Pliening organisiert.

Manchmal geht es sehr tragisch aus, wenn Kinder in Unfälle auf dem Bauernhof verwickelt sind, wenn sie etwa der Landwirt beim Rückwärtsfahren auf seiner großen Maschine übersieht und sie angefahren oder im schlimmsten Fall überfahren werden. Im Landkreis Ebersberg gab es einen solchen Fall in letzter Zeit glücklicherweise nicht, aber im Nachbarlandkreis Mühldorf starb vor ein paar Jahren bei einem solchen Unfall ein dreijähriger Bub.

Dass Kinder lernen, was ein toter Winkel ist, ist deshalb eines der Ziele bei dem Kindersicherheitstag, wie Organisator Christian Satzl von der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft erläutert. Mit von der Partie sind dabei die Blaulichtorganisationen, die beispielsweise auch über Erste Hilfe und das richtige Verhalten im Brandfall informieren.

Auch ein Strohballen kann gefährlich werden

Doch nicht nur schwere Maschinen können gefährlich werden, auch winzige Staubteilchen, die sich in der Luft anreichern und in Zusammenhang mit einer Lichtquelle zu einer Staubexplosion führen können. Oder Güllegase, die austreten, wenn beispielsweise der Dünger verladen wird. Oder auch Strohballen, auf denen Kinder gern herumkraxeln, von denen sie springen oder sich Burgen bauen. Doch wenn so ein schwerer Ballen sich löst, kann er ein Kind schwer verletzen, ein Sturz von einem Ballenstapel kann ebenfalls schlimme Folgen haben. Wer unter Stroh begraben wird, kann auch ersticken. Beim Sicherheitstag wird es deshalb ganz am Ende auch eine Demonstration mit einem Strohballen und einer Melone geben, erzählt Satzl. Erfahrungsgemäß sind die Kinder sehr beeindruckt, wenn sie sehen, was mit der Melone passiert - und sich vorstellen, was wäre, wenn solche Kräfte auf den Kopf einwirken.

Auf solche und noch viele andere Gefahren machen Vodermeier, Satzl und die übrigen Helfer beim Kindertag aufmerksam. Bei den Landwirtsfamilien im Landkreis sind sie dabei auf großes Interesse gestoßen: Die 75 Plätze sind längst ausgebucht. Bei Bedarf soll es laut dem BBV-Kreisobmann aber eine Neuauflage geben, Interessenten können sich dazu bei der Geschäftsstelle melden.

Satzl hofft, dass die Bauernhofkinder ohnehin als Multiplikatoren fungieren. Denn erfahrungsgemäß wüssten die Buben und Mädchen, die in einer Landwirtschaft aufwachsen, meist schon recht gut, was man auf einem Hof machen kann und was nicht. "Ganz schlimm ist es, wenn befreundete Kinder auf den Hof kommen", sagt er. Die wollten dann jeden Winkel erkunden und jedes Gerät besteigen - was dann gegebenenfalls eben gefährlich werden kann. Lernen können freilich auch die Erwachsenen beim Sicherheitstag etwas, beispielsweise, welche Technik schlimme Unfälle beim Rückwärtsfahren verhindern kann.

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