Wenn es wochenlang nicht oder nur wenig regnet und mit einem Mal 40, 50 oder 60 Liter pro Quadratmeter niedergehen, dann haben viele Landwirte ein Problem. Denn das abwechselnde Auftreten von Trockenheit und die Felder überschwemmendem Regen, wie es im Zuge des Klimawandels zunehmend auftritt, zerstört einerseits die Bodenstruktur der Felder und nimmt andererseits den Pflanzen die Möglichkeit, kontinuierlich ihren Bedarf an Wasser und Nährstoffen zu decken. Das Wasser fließt nämlich oftmals an der Oberfläche einfach ab - und nimmt die wertvollen Nährstoffe gleich mit.
Mit diesem Problem befasst sich unter anderem die Versuchsstation in Grub, die über ihre Erkenntnisse zum Thema Boden, Wasser und Energiepflanzenvielfalt kürzlich auch Fachpublikum und Landwirte informiert hat. Im Blickpunkt steht vor allem der Hauptpfeiler jeder landwirtschaftlichen Tätigkeit: der Boden. Denn wie Max Stadler vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Pfaffenhofen klarstellen möchte, bedeutet eine gute Ernte nicht automatisch gleich guten Boden.
Für einen solchen brauche es nämlich mehr als Dünger und mechanische Bodenbearbeitung. Wichtig sei vielmehr, das "Bodenleben" zu fördern, also Regenwürmer beispielsweise. Diese sorgen nämlich mit ihren Gängen für eine gute "Wasserinfiltration", sodass der Boden nicht abdichtet und Regenwasser besser hineingelangen kann. Seine Mahnung an die zahlreich anwesenden Landwirte ist, nicht nur an die obersten 20 bis 30 Zentimeter des Bodens zu denken, sondern bis auf mehr als einen Meter hinab Maßnahmen zu ergreifen, um auch die tieferliegenden Schichten locker und stabil zu halten. Hier ist das Stichwort Erosion, denn instabile Böden können leichter abgetragen werden, reißen auf oder rutschen gar an Hanglagen großflächig ab.
Ebenfalls von besonderer Bedeutung sei der Einsatz von geeigneten Zwischenfrüchten. Denn diese könnten, wie Stadler erläutert, durch verschieden tiefe Verwurzelung ebenfalls zu einem guten Bodenleben beitragen. Stephan Obermaier, selbst Landwirt und Wasserberater, kann hierzu konkrete Erfahrungen liefern: So verwendet er eine besondere Mischung, bei der auch der Einsatz von Herbiziden entfalle. Triticale und Roggen spielen hier unter anderem eine große Rolle. Er selbst ist zwar kein Erzeuger von Substraten für die Biogasproduktion, kann diese Mischung jedoch auch hierfür empfehlen. Nicht zuletzt die Bienen würden hiervon profitieren, wenn man denn die Blühzeiten berücksichtige.
Die Erkenntnis, dass ein gut durchwachsener Boden, der vor Zerkrümelung und Verklebung geschützt ist, für den Landwirt Priorität haben sollte, stellt sich bei den Vorträgen schnell ein. Nicht nur aus Gründen der Versorgung mit Nährstoffen und Wasser, sondern auch aus Gründen des Wasserschutzes. Denn mit den Nährstoffen würden schließlich auch Düngemittel abgeschwemmt und gelangten damit in Flüsse sowie in das Grund- und Trinkwasser. Das bereitet zunehmend Probleme: Die Nitratbelastung des Grundwassers liegt im bundesweiten Durchschnitt oft über dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter, neben Niedersachsen auch in Bayern. Besorgnis darüber hat der Bund Naturschutz (BN) kürzlich in einem Schreiben an die Bundestagskandidaten im Landkreis Ebersberg geäußert. Diese Belastung lasse sich auch auf zu hohe Düngung zurückführen.
Dagegen richtet sich das neue Düngemittelgesetz, welches zu Beginn der Veranstaltung durch Georg Friedl vom Fachverband Biogas erläutert wird. Hier gilt laut Friedl: "Wenn kein Bedarf besteht, darf ich nicht düngen, das ist die Grundvoraussetzung." Der Bedarf berechnet sich aus einer Kombination von Ernteerwartung und anderen Faktoren. Während die Berechnungen exemplarisch vorgeführt werden, ist aufgeregtes Tuscheln von Zuschauern zu hören. Aus den Publikumsfragen lässt sich schließen, dass manch einer die neuen Regeln, welche auch mit Sperrfristen verknüpft sind, für nicht umsetzbar hält.
Doch laut Friedl könnte wenigstens für die Biogaserzeugung vielleicht eine geringere Beschränkung gelten, die sogenannte "Biogasderogationsregel". Das würde für die Branche eine Ausnahmeregelung von den Düngebegrenzungen bedeuten, doch die EU muss diesem Vorgehen erst zustimmen. Und gerade die Europäische Union war es, die schon vor Jahren wegen der bestehenden Düngepraxis gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hatte. Insgesamt zeichnet sich also ein schwieriges Bild von der Situation der Landwirte: einerseits strengere Regeln, andererseits erschwerte klimatische Bedingungen und der Wunsch, höhere Erträge zu erzielen. In den nächsten Jahren wird sich das Problem eher verschärfen: Denn der Klimawandel schreitet fort, und auch in die Düngemittelverordnung ist bereits eine geplante Verschärfung des Grenzwerts für die Landwirte mit eingebaut.