Landwirte in Angst:Gefürchteter Käfer bedroht Maisanbau

Der neue Schädling ist erstmals in Vaterstetten aufgetreten - nun gelten strenge Vorschriften für den ganzen Landkreis.

Anja Blum

Seit Jahren rechnen Landwirte mit seinem Eindringen in den Landkreis Ebersberg, jetzt ist es geschehen: In der Gemeinde Vaterstetten wurde ein erster Befall mit dem Maiswurzelbohrer nachgewiesen. Deshalb gilt der gesamte Landkreis als Eingrenzungszone, was strenge Vorschriften für die Landwirtschaft nach sich zieht. Momentan schlummern die Larven des Schädlings zwar noch im Boden, doch Gegenmaßnahmen müssen die Bauern schon jetzt ergreifen.

Ursprünglich stammt der Maiswurzelbohrer, der nicht mit dem Maiszünsler zu verwechseln ist, aus den USA. 1992 tauchte er erstmals in Europa auf, als wegen des Balkankrieges Flugzeuge aus den USA mit Hilfslieferungen landeten. Über Kroatien, Slowenien, Tschechien, Norditalien und Österreich breitete sich der Schädling zunächst in die Landkreise Passau und Deggendorf aus. Der Käfer schädigt seine Wirtspflanzen schwer: Ein Befall kann zu Ernteverlusten von bis zu 50 Prozent führen. Die Amerikaner nennen ihn deswegen "One-Billion-Dollar-Beetle". Auch hierzulande ist der Schädling bei Landwirten und Behörden gefürchtet. "Er darf sich auf keinen Fall hier ausbreiten", sagt Petra Melchior vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Ebersberg. Dass man den Maiswurzelbohrer noch einmal vertreiben kann, glaubt man weder im Amt noch beim Bauernverband. "Aber man kann ihn wohl ganz gut eindämmen", sagt dessen Kreisobmann Franz Lenz.

Das Landwirtschaftsamt kontrolliert das Auftreten des Maiswurzelbohrers seit mehreren Jahren mit Pheromonfallen. Außerdem ist die Behörde dafür zuständig, die entsprechenden Vorschriften der Landesanstalt für Landwirtschaft vor Ort umzusetzen. Dabei handelt es sich um Anbaueinschränkungen: Die wichtigste ist, dass Mais nur zwei Mal hintereinander auf einem Feld angebaut werden darf. Im dritten Jahr muss abgewechselt werden. "Der traditionelle Fruchtwechsel ist eine sehr wirkungsvolle Methode zur Bekämpfung, weil man seinen Larven, die im Boden überwintern, dadurch die Nahrung entzieht", erklärt Petra Melchior.

Der Drei-Jahres-Zeitraum beginnt für die Befallsgemeinde Vaterstetten im Jahr 2011, für das restliche Eingrenzungsgebiet, zu dem die Landkreise Ebersberg und München sowie die Landeshauptstadt zählen, im Jahr 2012. Für Vaterstetten gibt es noch zwei weitere Regelungen: Maschinen, die hier auf Maisfeldern eingesetzt wurden, müssen vor Verlassen des Gebietes von Erde und Maisresten gereinigt werden. Außerdem darf Erde von Feldern, auf denen zuvor Mais angebaut wurde, nicht aus der Gemeinde gebracht werden.

In Anbetracht dieser Maßnahmen klingt die Zahl, die den Alarm ausgelöst hat, fast lächerlich: In Vaterstetten wurden gerade einmal zwei Käfer gefangen. Unklar ist jedoch, ob diese beiden Tiere Einzelgänger oder Vorboten ganzer Schwärme sind. "Das Problem ist, dass das sehr schwer abzuschätzen ist", sagt die Expertin vom Landwirtschaftsamt. Bauernobmann Lenz schätzt, dass es sich bei den beiden gefangenen Exemplaren um "blinde Passagiere" handelt, die mit einem Lastwagen über die Autobahn eingereist sind. Das lege der Fundort nahe. "Allerdings sind dort bestimmt nicht nur zwei Käfer unterwegs."

Was bedeutet der Schädling für die Bauern im Landkreis? Gerade durch den Vormarsch der Biogasanlagen hat der Maisanbau in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Insgesamt sei die Lage im Landkreis aber unproblematisch, sagt Petra Melchior, da bislang nur knapp 38 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen mit Mais bebaut seien. "Alles, was unter 66 Prozent liegt, ist in Ordnung, weil man dann ohne Probleme in einem von drei Jahren etwas anderes als Mais anbauen kann", erklärt sie. Auch Lenz geht davon aus, dass die Ebersberger Bauern nicht in Bedrängnis kommen: Die meisten Landwirte hätten sowieso verstanden, dass Fruchtwechsel eine sinnvolle Sache sei.

Die Einhaltung des Fruchtwechsels kontrolliert das Amt über Anträge, mit denen Landwirte jährlich Zuschüsse beantragen müssen. Bei Verstößen drohen Geldbußen. Um die Ausbreitung des Maiswurzelbohrers zu beobachten, werden weitere Fallen aufgestellt - 40 bis 50 im ganzen Landkreis.

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