Süddeutsche Zeitung

Infoabend:Baiern: Landwirte suchen das Gespräch mit Verbrauchern

Lesezeit: 2 Min.

Im Hofcafé des Summererhof in Nettenkofen kommen viele Themen auf den Tisch. Bei manchen davon wird es emotional.

Von Franziska Bohn, Baiern

"Momentan ist die gesellschaftliche Haltung gegenüber Landwirten ein großes Thema bei uns", sagt Luise Braun, Vorsitzende der Solidargemeinschaft Ebersberger Land. Die Landwirte werden laut Braun missachtet. Ihr wurde beispielsweise berichtet, dass einem Bauern im Landkreis der Vogel gezeigt wurde, als er auf seinem Feld stand. "Da läuft etwas schief."

Darum sei es wichtig, Verbraucher und Landwirte zusammenzubringen. "Es gibt nur einen Weg: Miteinander reden", sagt Braun. Deshalb haben die Solidargemeinschaft Ebersberger Land, die regionale Produkte vertreibt und die Katholische Landvolk Bewegung Ebersberg am Mittwoch Anton Kreitmair, Bezirkspräsident des Bayrischen Bauernverbands Oberbayern, zu einem Gespräch in das Hofcafé Summererhof in Netterndorf eingeladen. Ziel war es, Brücken zwischen Landwirten und Verbrauchern zu schlagen. Fast 40 Zuhörer sind gekommen, die meisten unter ihnen sind Bäuerinnen und Bauern.

Der Vorwurf: Landwirte werden von der Gesellschaft missachtet

Auch Kreitmairs Einschätzung ist: "Die Stimmung hier ist katastrophal." Die Landwirte werden laut Kreitmair von der Gesellschaft missachtet. Spaziergänger würden beispielsweise auf Feldwegen nicht einmal mehr zur Seite gehen, um Platz für Schlepper zu machen. Große Schlepper werden von vielen falsch gedeutet. Sie verstehen nicht, dass neue Technik auch Umweltschutz bedeutet - auch große Maschinen wie ein Schlepper mit breiten Reifen.

Zu dieser Situation habe viel die Berichterstattung der überregionalen Medien beigetragen, darin sind sich Braun und Kreitmair einig. Landwirte müssen dabei oft als Klimasünder herhalten. Auch er sei bei der großen Freitagsdemo in München gewesen, denn "Klimaschutz ohne Landwirte geht nicht, wir sind die echten Klimaschützer". Zum Klimaschutz könne aber jeder etwas beitragen. Beispielsweise indem er regionale Produkte von Landwirten kauft. Der Konsument sei entscheidend.

In der Schule werde kaum auf das Thema eingegangen

Besonders beschäftigt die Landwirte der Wortmeldung eines Teilnehmers nach, dass auch in der Schule kaum auf das Thema Landwirtschaft eingegangen werde. Einladungen, Bauernhöfe mit Schulklassen zu besuchen, werden kaum wahrgenommen. Das bestätigt auch Kreitmair. Kinder hätten heutzutage keinen Bezug mehr zur Landschaft. Er fordere deshalb schon seit Jahren, dass Landwirtschaft als Schulfach in den Lehrplan aufgenommen wird. Jetzt werde es vielleicht eine Projektwoche geben, damit sei das Problem aber nur "halbseitig gelöst".

Ein großes Thema war an diesem Abend das Volksbegehren Artenvielfalt. Dieses habe die Landwirtschaft "enorm geschockt", so eine Wortmeldung. Es werde alles auf eine Berufsgruppe abgewälzt. Das habe sehr viel kaputt gemacht. Man müsse auch die Verbraucher in die Pflicht nehmen. Kreitmair schätzt, dass 17 Prozent davon nicht gewusst haben, was sie da unterschreiben. Als Folge sieht er sogar eine Abschaffung der heimischen Landwirtschaft.

Trotzdem ist Kreitmair überzeugt: "Es gibt keinen schöneren Beruf wie den von Bäuerinnen und Bauern. Er stehe zur Landwirtschaft, "ohne gehts nicht!". Braun sieht das ähnlich: "Der Austausch ist wichtig, wir müssen positiv denken und nach vorne schauen. Es werden andere Zeiten kommen."

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Quelle:
SZ vom 08.11.2019
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