Landtagswahl 2018:Rote und grüne Karten für die Kandidaten

Bei einer Podiumsdiskussion der Katholischen Jugend in Markt Schwaben erhalten die Bewerber für die Landtagswahl schnelles Feedback

Von Annalena Ehrlicher, Markt Schwaben

Grüne Zettel für Zustimmung, rote für Ablehnung, 72 Sekunden Zeit, um das eigene politische Programm vorzustellen: Bei der vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) organisierten Podiumsdiskussion im katholischen Gemeindezentrum Markt Schwaben herrschen klare Regeln. Das Programm ist ehrgeizig, geladen sind Vertreter aller zwölf Parteien, die bei der Landtagswahl am 14. Oktober für den Landkreis Ebersberg antreten. Erschienen sind - mit Ausnahme des CSU-Direktkandidaten Thomas Huber - alle. "Wir wollten bewusst alle Parteien vorstellen, weil ja doch einige Chancen darauf haben, dieses Mal in den Landtag einzuziehen", erklärt Sebastian Appolt, BDKJ-Vorsitzender für München-Freising, der den Abend moderiert.

"Ich sehe gerade: Ich bin die einzige Frau", stellt Doris Rauscher, Direktkandidatin der Ebersberger SPD, während der Vorstellungsrunde fest. "Das passt - Gleichberechtigung gehört zu den Themen, die mir besonders wichtig sind." Das Bild auf der Bühne täuscht jedoch: Tatsächlich sind drei ihrer Mitbewerber in Vertretung für die eigentlichen Kandidatinnen erschienen: Fritz Lietsch ist "die zweite Frau in der Runde", wie er sagt, da er Rosi Reindl (ÖDP) ersetzt, der Poinger Markus Krätschmer springt als Krankheitsvertretung für Yasemin Capan von der V-Partei³ ein und Falk Bräcklein spricht für Afra Held von der Partei "mut", die sich keine Bühne mit AfD-Vertretern teilen will.

Landtagswahl 2018: Vertreter von elf Parteien stellen sich im Markt Schwabener Gemeindezentrum den Fragen der jungen Leute.

Vertreter von elf Parteien stellen sich im Markt Schwabener Gemeindezentrum den Fragen der jungen Leute.

(Foto: Christian Endt)

Bock auf Wahl? Unter diesem Motto hat der Verband speziell junge Menschen dazu eingeladen, ihre Direktkandidaten für den Landkreis kennenzulernen - und sie nach Themen zu befragen, die ihnen besonders wichtig erscheinen.

Was aber bewegt junge Menschen? Vor der Diskussion können die jungen Wählerinnen und Wähler, für einige unter ihnen ist es die erste Wahl, Punkte für bestimmte Themenfelder vergeben, die im Mittelpunkt des Abends stehen sollen. Das Ergebnis: Besonders intensiv soll über die Bedingungen von Pflege sowie über den Naturschutz gesprochen werden.

Genug Gesprächsstoff bieten beide Themenfelder, und die Fragen aus dem Publikum reißen nicht ab: "Was kann man gegen den Mangel an Pflegekräften tun?", will jemand wissen. "Wäre eine allgemeine Pflegeversicherung eine Idee, die man in größerem Stil diskutieren könnte?", fragt eine Frau. Eine der zentralen Fragen zu Beginn der Diskussion, lautet: "Wie lassen sich bessere Pflegebedingungen finanzieren?" Markus Krätschmer reagiert schnell: "Derzeit wollen ja viele den Solidaritätsbeitrag abschaffen, weil keiner so genau weiß, was mit dem Geld eigentlich passiert - in der Pflege wäre das doch sinnvoll aufgehoben!" Der 34-Jährige erntet spontanen Applaus und einige grüne Karten.

Landtagswahl 2018: SZ-Grafik

SZ-Grafik

Ein junger Mann tritt an das Mikrofon und stellt die erste Frage des Abends, die sich speziell an den Direktkandidaten der AfD, Hilmar Sturm, richtet: "Sie sagen, dass Pflegeberufe aufgewertet werden sollen: Wie genau stellen Sie sich das vor?" Sturm zögert. Bezahlung sei selbstverständlich ein Aspekt. "Aber dann muss einem der Beruf natürlich auch liegen, das hängt ja von der Persönlichkeit ab. Was soll man da machen?", fragt er. "Ganz stark!", ruft jemand aus dem Publikum, "Toller Plan!". Während die Diskussion bei den meisten Themen - von Veganismus über kostenlosen öffentlichen Nahverkehr - sachlich bleibt, droht die Stimmung zu kippen, als Hilmar Sturm gefragt wird, wie er zum "rechtsextremen Flügel" seiner Partei steht. "Den gibt es nicht", antwortet der Direktkandidat. "Rechtsextrem ist, wer gewaltbereit ist", sagt er auf Nachfrage des Moderators. Ob es nicht ein Akt der Gewalt sei, vor Asylbewerberheimen Schilder aufzustellen, die für Abschiebungen werben? Sturm verneint. "Ich würde Sie auch gerne abschieben!", ruft ein junger Mann aus dem Publikum, woraufhin es kurz laut wird.

Weniger emotional ist die Stimmung beim Thema Pflegefinanzierung. Auch als die Sprache auf Klimawandel und Naturschutz kommt, wird firm, aber sachlich gesprochen: "Die 10H-Regel für die Windräder hat uns in puncto Windenergie so weit zurückgeworfen - wie soll es bei diesem Thema weitergehen?", will ein Mann wissen. Applaus gibt es an dieser Stelle für Thomas von Sarnowski (Grüne), der zum einen die Abschaffung der 10-H-Regel fordert und zum anderen festhält: "Um unseren Energiebedarf für den Landkreis zu decken, brauchen wir 33 Windräder - und einige davon müssen eben in den Forst."

Am Ende des Abends werden die Zuhörerinnen und Zuhörer aufgefordert, an einer Probewahl teilzunehmen. Das Ergebnis: Die Grünen liegen mit 23,2 Prozent klar vorn, danach folgen "Die Partei" mit 15,9 Prozent und die SPD mit 14,5 Prozent. Das Mittelfeld teilen sich die restlichen Parteien, die CSU kommt gerade einmal auf 4,3 Prozent.

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