Landtagswahl 2018:Mut für die Mütter

Landtagswahl 2018: Elfriede Schießleder (links) und Natascha Kohnen am Freitagabend im voll besetzten Saal der Ebersberger Sieghartsburg.

Elfriede Schießleder (links) und Natascha Kohnen am Freitagabend im voll besetzten Saal der Ebersberger Sieghartsburg.

(Foto: Christian Endt)

SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen wirbt mit Doris Rauscher in Ebersberg für die Stärkung von Familien

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Die Politik könnte den bayerischen Müttern das Leben leichter machen. Da sind sich die beiden Frauen auf der Bühne einig. "Ich habe mit der Geburt meiner Kinder nicht meine Intelligenz verloren", sagt die eine: Natascha Kohnen hat damit sicherlich recht, trotzdem hat sie sich als Spitzenkandidatin der SPD bei den Landtagswahlen aufstellen lassen - in Bayern eine traditionell undankbare Aufgabe. Zur Unterstützung hat Kohnen Elfriede Schießleder mit auf der Bühne: Die 60-Jährige ist Vizepräsidentin des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Eine Frau für markige Sätze wie diese: "Trotz Gleichberechtigung von Mann und Frau - eine Gleichstellung haben wir noch lange nicht erreicht."

Vier Wochen noch bis zum 14. Oktober dann öffnen in Bayern die Wahllokale. Für die SPD im Landkreis Ebersberg geht Doris Rauscher ins Rennen, an diesem Freitagabend moderiert sie in der Ebersberger Sieghartsburg. Rauscher ist seit fünf Jahren im Landtag - von Listenplatz drei in Oberbayern aus hat sie sehr wahrscheinlich auch in der kommenden Legislaturperiode ein Mandat im Münchner Maximilianeum. 19,9 Prozent holte Rauscher bei der Wahl 2013 mit der Erststimme, der Grafinger Thomas Huber (CSU) kam auf 46,2. Ein Ergebnis, mit dem wahrscheinlich beide gut leben könnten, angesichts der bayernweiten Umfragewerte ihrer Parteien. Da kann ein Besuch der SPD-Spitzenkandidatin in Ebersberg nicht schaden.

Vor 150 Gästen im voll besetzten Saal geht es um Themen, mit denen sich Rauscher im Landtag schwerpunktmäßig befasst: Bildung, Familie, Flüchtlinge. Rauscher selbst moderiert an und ab, den Abend füllen Kohnen und Schießleder in einem Zwiegespräch. Die Passauerin Schießleder gilt als Frau klarer Worte, das wird auch in Ebersberg deutlich. Sie kritisiert, die Nachteile für Mütter in der Gesellschaft, im Beruf, in finanzieller Hinsicht. "Die Familienarbeit der Frauen wird nicht gedankt", sagt sie. Die Folge: Altersarmut treffe vor allem Mütter, so Schießleder. "Das ist keine gerechte Gesellschaft."

Kohnen nennt Beispiele, wo es anders läuft. Etwa in Frankreich, wo Familien ab dem dritten Kind steuerfrei seien. "Und in Schweden laufen ab 17 Uhr die Väter mit ihren Kindern rum", so Kohnen, "danach werden dort keine beruflichen Termine mehr abgehalten". Daran, so Kohnen, könne man sich in Bayern ein Beispiel nehmen, zugunsten von Familie und Nachwuchs.

Seit 2008 sitzt Natascha Kohnen im Landtag, vergangenes Jahr wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der Bundes-SPD gewählt. Kohnen, 50, ist in der Münchner Maxvorstadt aufgewachsen und lebt im nahe gelegenen Neubiberg, hat zwei erwachsene Kinder. "Wir sind als betroffene Mütter zur Politik gekommen, sagt Rauscher, ebenfalls 50, in ihrer Anmoderation. Und Kohnen sagt über ihre Fraktionskollegin: "Es gibt kaum jemanden, der so stark eintritt für Kinderbetreuung, Familien und die sozialen Fragen." Bauchpinselei gehört im Wahlkampf mit dazu.

Ihr Format nennt die SPD-Spitzenkandidatin "KohnenPlus". Auf den roten Sesseln der Bühne präsentiert sie sich stets mit einem Gesprächspartner. Etwa mit Leuten wie dem Kabarettisten Urban Priol, oder dem Schriftsteller Jan Weiler - Prominenz also, nicht Normalbürger von nebenan.

Kohnen ist an dem Abend trotzdem darauf bedacht, Bürgernähe zu demonstrieren. Sie erzählt von ihrer ersten Gemeinderatssitzung, einer 90-minütigen Debatte über die Farbe eines Bushäusls. "Es ging darum, ob hellblau oder grau", sagt sie und wendet sich an Poings Bürgermeister Albert Hingerl, ein Parteikollege, der solche Sitzungen ertragen darf. Kohnen zu Hingerl: Wenn man öfter in solchen Gremien dabei ist, bekomme man ein Gefühl dafür, "welch wichtige Aufgaben die Gemeinden" übernehmen. Wenn es um Sozialwohnungen gehe, oder um die Unterbringung von Asylbewerbern. Ihre Forderung: Nicht nur Mütter bräuchten Entlastung von der bayerischen Landespolitik, sondern auch die Kommunen.

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