Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise im Landkreis Ebersberg:Der Landrat ernennt einen Virus-Versorgungsarzt

Marc Block aus Zorneding soll in der Corona-Krise eine koordinierende Funktion im Landkreis Ebersberg einnehmen.

Um mit der Corona-Krise im Landkreis noch besser umgehen zu können, hat Landrat Robert Niedergesäß Marc Block aus Zorneding zum Versorgungsarzt für den Landkreis ernannt. Das hat das Landratsamt am Montag in einer Pressemitteilung erklärt. Block nimmt von sofort an an den Sitzungen des Krisenstabes teil.

Die Aufgabe des Versorgungsarztes ist es, ausreichende Versorgung mit ärztlichen Leistungen und entsprechender Schutzausrüstung für die Arztpraxen im Landkreis zu planen und zu koordinieren. Dazu bündelt er unter anderem entsprechende Ressourcen und legt im Bedarfsfall auch einzelne Schwerpunktpraxen fest beziehungsweise schlägt sie dem Landrat zur Entscheidung vor. Der Versorgungsarzt nimmt also eine koordinierende Funktion aller Arztpraxen im Landkreis ein.

Die Zahl der Infizierten ist unterdessen weiter gestiegen. Stand Montag waren 127 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. In häuslicher Quarantäne befinden sich 404 Menschen. Seit Ausbruch der Pandemie wurden im Landkreis nach Mitteilung des Landratsamts insgesamt 176 Menschen positiv auf das Virus getestet. 49 von ihnen sind inzwischen wieder gesund.

In der Kreisklinik werden 14 infizierte Patienten behandelt, fünf von ihnen befinden sich auf der Intensivstation und müssen beatmet werden. Es gibt 28 Verdachtsfälle. Sie werden isoliert stationär behandelt. 96 Landkreisbürger haben sich am Wochenende über das Bürgertelefon (08092) 82 36 80 an das Landratsamt gewandt. Die Arbeiten zur Umrüstung der Dreifach-Sporthalle in Ebersberg zu einer Hilfsklinik gehen weiter voran, die ersten Betten wurden bereits geliefert.

Landrat Robert Niedergesäß begrüßte am Montag die Tatsache, dass Ministerpräsident Markus Söder die Ausgangsbeschränkungen bis zum 19. April verlängert hat: "Das ist konsequent und nur so haben wir hoffentlich eine Chance, die Zahl der Menschen, die sich mit dem Virus infizieren, auf einem Level zu halten, mit dem unser Gesundheitssystem zurechtkommen kann. Noch immer sind wir erst am Anfang des Geschehens. Schon jetzt bedeutet das für viele von uns eine Siebentagewoche. Was wir jetzt brauchen ist das Verantwortungsbewusstsein und das Durchhaltevermögen aller, wo auch immer sie gerade gefordert sind."

In der Kreisklinik bereitet man sich unterdessen weiter auf einen möglichen starken Anstieg der Corona-Erkrankten vor. Die Planungen für das Hilfskrankenhaus seien schon früher als andernorts vorangetrieben worden, bereits in zwei Wochen könne man darauf zurückgreifen, sollten die Kapazitäten im Klinikgebäude selbst nicht mehr ausreichen, so Geschäftsführer Stefan Huber.

Das Problem seien freilich nicht die Bettenkapazitäten, sondern die Zahl der Beatmungsgeräte. In Ebersberg habe man diese bereits von früher zehn auf nun 20 aufgestockt, geplant sei derzeit ein Ausbau auf 40 Beatmungsplätze. Dennoch könnte auch das knapp werden, denn laut Huber muss ein schwer kranker Corona-Patient in der Regel zwischen 15 und 20 Tage lang beatmet werden. Somit wären die Kapazitäten dann möglicherweise dennoch schnell ausgereizt.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Situation derzeit schon sehr anstrengend, sie seien "massiv belastet", dennoch bereiteten sie sich intensiv auf den Höhepunkt der Erkrankungswelle vor, der erst noch erwartet wird. "Es ist hervorragend, wie unsere Mitarbeiter mit der Situation umgehen", unterstreicht Huber, sie seien "verständnisvoll und engagiert". Und zum Glück auch noch weitgehend gesund: Zwar hat den einen oder die andere die jahreszeittypische Erkältung erwischt, eine Coronainfektion im Personal gab es hingegen noch nicht.

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SZ vom 31.03.2020/koei
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