Kommunalwahl 2020:SPD nominiert Omid Atai als Landratskandidat

Kandidat Landrat SPD

Der SPD-Landratskandidat Omid Atai (2.von rechts) mit der Kreisvorsitzenden Bettina Marquis, Poings Bürgermeister Albert Hingerl und der Landtagsabgeordneten Doris Rauscher.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der 26-jährige Poinger setzt auf mehr Bürgerbeteiligung und will die Solidarität unter den Kommunen stärken.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die SPD zieht mit dem 26-jährigen Omid Atai aus Poing in den Wahlkampf um das höchste Amt im Landkreis. Dies gaben der Kandidat, Kreisvorsitzende Bettina Marquis und ihre Stellvertreter Albert Hingerl, Bürgermeister von Poing, sowie Landtagsabgeordnete Doris Rauscher bei einem Pressegespräch am Dienstagabend bekannt. Atai ist kommunalpolitisch bereits aktiv, seit 2014 gehört er dem Poinger Gemeinderat an. Derzeit studiert er Jura in Augsburg, er ist außerdem ehrenamtlich als Rettungssanitäter beim BRK tätig und Aktiver bei der freiwilligen Feuerwehr Poing. Mit seiner Nominierung will die SPD auch einen Generationswechsel einleiten.

"Wir Älteren haben kein Problem damit, in die zweite Reihe zu treten", sagte Hingerl, ganz im Gegenteil. Ein junger Kandidat habe das Potenzial, ein existenzielles Problem der Genossen im Landkreis zu lösen: "Unsere größte Befürchtung ist, dass wir in der Kommunalpolitik Opfer der Bundespolitik werden." Um also im Gegensatz zur Bundespartei Aufbruchsstimmung zu verbreiten, "haben wir gottseidank junge Leute mit dabei," die außerdem schon erste Erfahrungen in der Kommunalpolitik gemacht haben. "Wir sind froh, einen so überzeugenden jungen Mann gefunden zu haben", sagte Marquis. Laut Rauscher ist Atai "kein Sonntagsredner, sondern ein Energiebündel mit innovativen Ideen". Wer wollte, konnte da eine Anspielung auf den Ansprachen nicht unbedingt abgeneigten Amtsinhaber Robert Niedergesäß (CSU) heraushören.

Dessen Strategie sich Atai aber zumindest ansatzweise ebenfalls zunutze machen will. "Ich werde jeden Ort besuchen und mit den Leuten sprechen", so der Kandidat - ähnlich hatte es Niedergesäß 2013 gehalten, wohl wenige Landkreisbürger dürften ihm damals nicht über den Weg gelaufen sein. Ein Unterschied zum Wahlkampf 2013 - nicht nur der CSU, sondern auch seiner SPD - sei aber, dass man diesmal nicht mit einem festen Programm um Stimmen werben, sondern dieses im Gespräch mit den Bürgern erarbeiten will. "Wir machen das Programm nicht mehr in Klausuren", so Hingerl, stattdessen sollen "die Leute sich einbringen".

Dazu hat die Kreis-SPD in den vergangenen Wochen zusammen mit mehreren Ortsvereinen bereits entsprechende Veranstaltungen abgehalten. Die Resonanz sei gut gewesen, es seien auch viele Anregungen, Vorschläge und Wünsche gekommen, die man ins Programm aufnehmen wolle, sagte Hingerl. Marquis hofft, dadurch auch das Interesse an der Wahl insgesamt zu steigern, sie verweist auf die niedrige Beteiligung beim Urnengang 2013. Tatsächlich hatten in der Stichwahl zwischen Niedergesäß und SPD-Kandidat Ernst Böhm lediglich 41,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. Zudem war der Ausgang am Ende äußerst knapp, Niedergesäß gewann mit 51 Prozent.

Beliebig wolle man damit aber auch nicht werden, denn der Kandidat hat einige Grundthemen, die er auf jeden Fall in den Wahlkampf tragen will. Als Poinger, der in Augsburg studiert und kein Auto besitzt, könne er fast täglich die Probleme mit dem öffentlichen Nahverkehr erleben. "Bei der S-Bahn geht nichts weiter", auch die MVV-Tarifreform und die zweite Stammstrecke bringe für den Landkreis nichts. Dabei sei er in der Wachstumsgemeinde noch vergleichsweise gut angebunden: "Viele kommen ohne Auto gar nicht weg." Dass die Möglichkeiten des Landkreises, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, begrenzt sind, räumt Atai dabei durchaus ein. Trotzdem sei ein SPD-Landrat vielleicht hartnäckiger gegenüber CSU-Verkehrspolitikern in Land und Bund, als es ein Parteifreund wäre, sagt Rauscher.

Das gelte auch beim Thema Energiewende, ein SPD-Landrat könnte "Bund und Land auf die Finger hauen", so Hingerl, etwa bei der umstrittenen 10 H-Regel, wonach Windräder mindestens das Zehnfache ihrer Höhe von der nächsten Wohnbebauung entfernt sein müssen - es sei denn, die Kommunen erlauben ausdrücklich Ausnahmen. Um dies voranzubringen, müsste die 2014 gestoppte Konzentrationsflächenplanung für Windräder wieder aufgenommen werden. Aber "der Landrat wollte es vor der Wahl nicht mehr", beklagt Rauscher, wohl um niemanden zu verschrecken. Atai nennt Windräder unentbehrlich für die Energiewende - genau wie mehr Solidarität der Kommunen. Wenn dicht besiedelte Gemeinden wie Poing keine Standorte dafür fänden, "dann muss dafür auf jedes Hausdach eine Solaranlage".

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