Landrat ändert seine Meinung:Die Reform der Reform

Landrat begrüßt Söder-Vorstoß zu Tarifgestaltung beim MVV

Noch vor wenigen Tagen hatte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), gleichzeitig Sprecher der MVV-Landkreise, in einem SZ-Interview die MVV-Tarifreform verteidigt, die er selbst mit ausgehandelt hatte. "Ein Scheitern der Reform wäre kein gutes Zeichen, da die Reform insgesamt in die richtige Richtung geht, auch wenn sie sicher nicht der ganz große Wurf ist", sagte er in der vergangenen Woche. Nun allerdings hat er seine Ansicht geändert - vorangegangen ist ein Meinungsumschwung in der Staatskanzlei und im Verkehrsministerium. Denn Ministerpräsident Markus Söder hat sich für ein Ticket nach dem Modell der Stadt Wien ausgesprochen - dort zahlen alle Einwohner 365 Euro und bekommen dafür eine Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel. In Wien gilt dieses Ticket allerdings nur für das Stadtgebiet; im Münchner Umland soll man damit hingegen im gesamten MVV-Gebiet fahren können. Niedergesäß bezeichnet das als "unerwartet erfreuliche Kehrtwende", weshalb er sich nun dafür ausspricht, die ursprünglich geplante Reform nicht mehr umzusetzen.

Weil derzeit noch unklar ist, wann eine Ticketvariante nach dem Wiener Modell in München und Umgebung umgesetzt werden könnte - die Rede ist immerhin von einem Zeitraum zwischen 2020 und 2030 -, spricht sich Niedergesäß dafür aus, zunächst das vorhandene Reformpaket zu überarbeiten. "Zumindest müssen wir in einem ersten Schritt die möglichen Verlierer der Reform in Stadt und Umland spürbar besser stellen", unterstreicht Niedergesäß in einer Pressemitteilung. Das betreffe unter anderem diejenigen, die in den Münchner Außenraum einpendeln und nach der Reform zum Teil deutlich mehr zahlen. Aber auch bei den Senioren und den Gelegenheitsfahrern, die ebenfalls Nachteile hinnehmen müssten, muss man laut Niedergesäß ansetzen.

Eigentlich hätte die MVV-Reform im Oktober im Ebersberger Kreistag behandelt werden sollen, Vertreter der Fraktionen hatten bereits signalisiert, dass sie dem Paket zustimmen würden, wenn auch ohne große Begeisterung. SPD-Fraktionssprecher Albert Hingerl etwa hatte bereits in der Vergangenheit betont, dass ihm das gerade wieder diskutierte Wiener Modell lieber wäre. Anders sah das im Nachbarlandkreis München aus, hier hatte sich großer Protest formiert. Unter anderem war die Forderung laut geworden, dass alle Gemeinden aus dem Landkreis München in die neue M-Zone - eine Art erweiterter Innenraum - aufgenommen werden. Im Münchner Kreistag hatte sich schließlich eine Fraktion nach der anderen gegen die Reform ausgesprochen - ein Scheitern wäre also ohnehin sehr wahrscheinlich gewesen.

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