Landkreis:Silbrige Klänge

Rosina Steinberg und Erik Kießig haben beide erste Preise errungen. Sie stehen für den überdurchschnittlichen Erfolg der Landkreis-Teilnehmer beim Wettbewerb "Jugend musiziert".

Von Rita Baedeker und Sara Kreuter

Am Tag vorher sei Rosina noch sehr aufgeregt gewesen, erzählt die Mutter. Zusammen mit dem Musiklehrer der Tochter und Angehörigen wartet die Gitarrenlehrerin vor Raum 130 im ersten Stock der Musikhochschule München auf den Auftritt ihrer Tochter. "Auf dem Sofa saß sie und hat sich eine Decke über den Kopf gezogen", berichtet sie mit einem Lächeln. Jetzt scheint alle Nervosität verflogen zu sein. Auch Duo-Partnerin Elisabeth Januschenko aus Puchheim, die Gitarre spielt, wirkt ruhig. Dabei scheint das ganze Bauwerk zu vibrieren. Bläser-, Streicher- und Pianoklänge dringen ans Ohr. Auf der obersten Treppenstufe sitzt ein Bub und übt weltvergessen Gitarre.

Das Summen entspricht der nervösen Gestimmtheit all der jungen Menschen, die am letzten Januarwochenende in der Musikhochschule und im Steinway-Haus in München am Regionalwettbewerb Jugend musiziert teilnehmen und, unterstützt von Eltern, Lehrern und Freunden, ihr Repertoire vortragen - vor einer Jury, deren Mitglieder aufmunternd lächeln, sie wissen, was in den Schützlingen vorgeht.

Rosina Steinberg ist die einzige aus dem Landkreis, die im Fach Mandoline antritt. Seit zehn Jahren zupft sie das schmucke Lauteninstrument mit dem sanften, silbrigen Klang, das vor 200 Jahren in Pariser Salons Furore machte. "Mein Bruder hat es gespielt, der Klang gefiel mir gut, da wollte ich es auch lernen", erzählt Rosina.

Mit einer Komposition ihres Lehrers Oliver Kälberer, Lehrer an der Musikschule Sauerlach, werden sie und ihre Partnerin den Vortrag eröffnen. Doch zunächst ergeht die Aufforderung, sich warmzuspielen. Dann wird es ernst. Auf dem Programm stehen Astor Piazollas Komposition "Nightclub", original für Flöte und Gitarre geschrieben, die Gigue aus einer Partita für Violine von Johann Sebastian Bach und eine Mazurka von Chopin, die im Original für Klavier geschaffen wurde. Originalliteratur für Mandoline gebe es erst etwa seit 1900, sagt Oliver Kälberer. Dem Mandolinenspieler stehe jedoch die reiche Geigenliteratur zur Verfügung. "Die Geige ist gleich gestimmt und auch die Griffe sind gleich", erklärt der Lehrer.

Beim Vorspiel, das mit einem ersten Preis und der Weiterleitung zum Landeswettbewerb belohnt wird, überzeugt Rosina Steinberg mit rhythmischer Präzision, ausdrucksvollem Spiel und weichem Schönklang. Der Applaus ist entsprechend. Lehrer und Juroren lächeln erfreut. "Wir sind zufrieden", sagt Kälberer. Rosina ist mehr als das. Glücklich fällt sie den Angehörigen um den Hals.

Überwältigendes Ergebnis

Beinahe jeder der 46 Teilnehmer aus dem Landkreis Ebersberg hat beim Regionalwettbewerb Jugend musiziert in der Musikhochschule und im Steinway-Haus in München einen Spitzenplatz erspielt. 38 erste Preise wurden vergeben, davon 20 mit Weiterleitung zum Bayerischen Landeswettbewerb. Eine Weiterleitung ist mit einer Punktezahl von mindestens 23 und ab Altersgruppe 2 möglich. Die Ergebnisse im einzelnen:

Duo Klavier und Streichinstrument - Grafing: David Ambarzumjan, Violine, 1. Preis, Hamlet Ambarzumjan, Klavier, 1. Preis, Aviva Fischer, Violine, 1. Preis mit Weiterleitung, Jasmin Gärtner, Klavier, 1. Preis, Helena Peschel, Violoncello, 1. Preis, Jakob Skudlik, Klavier, 1. Preis; Ebersberg: David Khatchatrian, Klavier, 1. Preis mit Weiterleitung, Anna-Lena Linke, Violine, 1. Preis mit Weiterleitung; Poing: Ayano Miura, Violine, 1. Preis mit Weiterleitung; Vaterstetten: Carlo Hässelbarth, Klavier, 1. Preis mit Weiterleitung, Abelina Ellert, Violine, 1. Preis mit Weiterleitung;

Klarinette - Grafing: Adam Ambarzumjan, 1. Preis mit Weiterleitung, Anna-Theresa Schackow, 1. Preis mit Weiterleitung; Vaterstetten und Baldham: Philipp Haiber, 1. Preis mit Weiterleitung, Theresa Ströbele, 1. Preis mit Weiterleitung; Zorneding: Sophie Maiwaldt, Klavierbegleitung, 2. Preis. Horn - Kirchseeon: Benjamin Frederick Engl, 1. Preis mit Weiterleitung; Blockflöte - Grafing: Amelie Sieben, 1. Preis, Forstinning: Chiara Czeslik, 1. Preis mit Weiterleitung, Karoline Läuger, 2. Preis, Julia Numberger, 1. Preis; Hohenlinden: Christina Banke, 1. Preis, Christine Bichlmaier, 1. Preis, Hannah Eicher, 1. Preis, Lea Hofstaller, 1. Preis mit Weiterleitung, Josephine Schwaiger, 1. Preis, Katharina Wagner, 1. Preis, Erik Kießig, 1. Preis mit Weiterleitung. Trompete/Flügelhorn - Markt Schwaben: Annika Gripp, Trompete, 1. Preis, Leonard Sangl, Kornett, 1. Preis; Vaterstetten: Carlo Hässelbarth, Trompete, 1. Preis, Jakob Rasch, (Baldham) Trompete, 2. Preis. Klavier vierhändig - Markt Schwaben: Zheng Huang, 1. Preis, Marisa Johanning, 2. Preis, Kevin Xie, 2. Preis; Vaterstetten: Anja Feigl, 1. Preis mit Weiterleitung, Sarah Haiber, 1. Preis mit Weiterleitung, Katja Fickenwirth, 1. Preis; Querflöte - Baldham: Rebecca Horch, 2. Preis, Zorneding: Theresa-Maria Seßler, 2. Preis; Musical - Zorneding: Franziska Holzmann, 1. Preis mit Weiterleitung; Mandoline - Egmating: Rosina Steinberg, 1. Preis mit Weiterleitung, Hackbrett - Landsam: Rebecca Mengl, 2. Preis. Gitarre - Forstinning: Felix Plan, 1. Preis, Felix Vogt, 1. Preis mit Weiterleitung, Hohenlinden: Lea Kadavy, 2. Preis, Erik Kießig, 1. Preis, Anna-Maria Oberschätzl, 3. Preis. SZ

Der 13-jährige Erik Kießig aus Hohenlinden hat schon einige "Jugend musiziert"-Auftritte hinter sich gebracht, auch er wirkt entspannt. Er hat sich bewusst gegen den Fußball entschieden - und für die Musik. Seitdem er fünf Jahre alt ist, spielt er Blockflöte, mittlerweile noch Trompete und Gitarre. Für Erik ist die Musik Entspannung - "so rege ich mich vom Alltag ab", erklärt der große, blonde Achtklässler. Jeden Tag übt er eine Stunde lang seine drei Instrumente, dreimal die Woche hat er Flöten-, Gitarren,- und Trompetenunterricht. Alle drei machen ihm "gleich viel Spaß". Klar, dass Mama und Papa Kießig stolz sind. Zwar findet das Üben oft im Wohnzimmer statt - "aber es wird immer ansehnlicher", erklärt Kerstin Kießig.

Für den diesjährigen Auftritt bei "Jugend musiziert" hat sich Erik gezielt auf Blockflöte und Gitarre vorbereitet. Er will sein Bestes geben und dann "gucken, was passiert". Die Platzierung ist ihm nicht allzu wichtig, der Wettbewerb ist für ihn vielmehr "ein Ansporn, immer und immer weiter zu üben".

Erik besucht das Musische Gymnasium in Erding. Mit der Musik soll es auch nach dem Wettbewerb weitergehen. Erik würde zwar gerne an der Musikhochschule Komposition lernen, dennoch ist Musik sein Hobby, und das soll sie auch bleiben, denn beruflich will der Dreizehnjährige Pilot werden. Oder Produkte vermarkten. Mal sehen, "ich hab ja noch Zeit". Jetzt zählt erst einmal nur die Musik.

Letztendlich beweist Erik, dass er seine Instrumente nicht nur gerne, sondern auch gut spielt: Sowohl auf der Gitarre als auch auf der Blockflöte erhält er einen ersten Preis, auf letzterer sogar mit Weiterleitung zum Landeswettbewerb. Das Üben kann also munter weitergehen.

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