Landkreis:Magere Rabatte

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Thomas Huber, Pankratz Perfler, Max Maier, Johannes Hintersberger, Robert Niedergesäß, Stephanie Perfler, Alois Stockinger, Rosi Spiel (von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Von den 500 Besitzern einer Ehrenamtskarte kommen 150 zum Ehrenabend des Kreises. Sie üben auch Kritik am System

Von Jan Schwenkenbecher, Ebersberg

Das Weiß der Dirndlbluse leuchtete, ebenso Rosi Spiels Gesicht. Die erste Gauschriftführerin des Bayerischen Inngau-Trachtenverbands, gekleidet im ordenbehangenen Festgewand, freute sich: "Bei McDonalds gab's zehn Prozent." Spiel berichtete, wie sie zuletzt an der Kasse des Schnellrestaurants ihre Ehrenamtskarte zückte und der Preis auf der Rechnung plötzlich kleiner wurde. Im Trachtenverband war sie die erste, die die Karte in der Hand hielt. Inzwischen haben sie schon vier weitere Verbandsmitglieder, missioniert durch Rosi Spiels Werbung. Alle vier waren am Donnerstagabend in den Alten Speicher in Ebersberg gekommen, dort fand als Dankeschön an die Inhaber der Ehrenamtskarte ein Festabend des Landkreises statt. Die Einladung gab es zum Einjährigen der Karte. Seit Herbst vergangenen Jahres können freiwillige Helfer eine blaue Ehrenamtskarte bekommen, wenn sie sich seit zwei Jahren mindestens fünf Stunden pro Woche unentgeltlich für die Allgemeinheit engagieren. Auch eine goldene Version gibt es, die erhält, wer ein Ehrenamt seit mehr als 25 Jahren ausübt. Insgesamt haben etwa 500 Personen im Landkreis eine der beiden Karten, 150 von ihnen waren in den Alten Speicher gekommen.

Zum Auftakt bedankte sich Landrat Robert Niedergesäß (CSU) bei den Gästen und betonte, wie wichtig deren Arbeit für den Landkreis sei. Auch bedankte er sich bei allen anderen ehrenamtlich Aktiven, die keine der Karten besitzen. "Wir haben nur die Ehrenamtskarteninhaber eingeladen", sagte Niedergesäß, "das deckt aber nicht das komplette Ehrenamt ab. Denken Sie etwa an die ganzen Helferkreise." Niedergesäß hob hervor, wie zufrieden er über die Verbreitung der Karte ist, das "Netzwerk ist ein breites, ist ein bayernweites." 81 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte machen mit, es gibt rund 4000 Akzeptanzpartner. Im ganzen Freistaat besitzen knapp 115 000 Bayern eine Ehrenamtskarte.

Neben Niedergesäß bedankte sich auch Staatssekretär Johannes Hintersberger bei den Freiwilligen, die mit ihrer Arbeit "der Kitt sind, der dieses Gemeinwesen zusammenhält" und ihre Arbeit "ohne Luftballons" sozusagen als "hidden Champions" verrichteten.

Zwischendurch spielte eine Akkordeon-, später eine Jazzband. Auch ein Pantomime trat auf. Anschließend war am Eingang des Saals noch Zeit für Gespräche. Neben Schnittchen und Getränken informierten sich Robert Niedergesäß und die Ehrenamtsbeauftragte des Landkreises, Sabine Meyer, wie die Karte bei den Inhabern ankommt. Dabei zeigte sich, dass viele der Ehrenamtlichen die Karte zwar haben, aber sie gar nicht oft im Landkreis nutzen. So etwa Christian Ortmaier von der Kirchseeoner Feuerwehr, der in seiner Uniform kurz grübelte und sich dann erinnerte, dass er sie zuletzt bei der "Landesausstellung Bier" in Aldersbach gezückt hatte, dort bekam er Rabatt auf den Eintrittspreis. Ein wenig enttäuscht war Dagmar Heid, die die Karte für ihr Engagement in der Übergangsklasse in der Kirchseeoner Grundschule besitzt. Sie hatte die Karte im Mai beantragt, da sie sie in den Sommerferien nutzen wollte. Doch erst im September erhielt sie den Brief aus dem Landratsamt. Die Erklärung von Niedergesäß, der zuvor erläutert hatte, dass es meist etwas dauere, da er die Anträge persönlich unterschreiben möchte, stellte sie aber zufrieden. Heid möchte die Karte jetzt zwar nutzen, allerdings nicht in Ebersberg, denn "hier sind die Rabatte etwas mager."

Ein Problem könnte sein, dass es momentan nur ganze 19 Akzeptanzpartner im ganzen Landkreis gibt, nur fünf neue Partner konnten in diesem Jahr dazugewonnen werden. Rosi Spiel stört das allerdings nicht weiter: "Ich schaue immer ob's was gibt und freue mich dann, wenn's was gibt."

Akzeptanzpartner im Landkreis sind in Grafing: Freibad, Stadthalle, Bücherei, Hofer'sche Sanvithek, Herrenfriseur Schmaus, Geldempfehlung.de, Volkshochschule. In Aßling: Schulschwimmbad. In Glonn: Hallenbad. In Kirchseeon: Hallenbad, Optik Lochner. In Ebersberg: Hallenbad, Stadtbücherei, Museum Wald und Umwelt, Musikschule, Optik Lochner. In Poing: Mary's Apotheke, Bauzentrum Poing. In Zorneding: Raiffeisen-Markt.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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