Landkreis hofft auf Entspannung der Lage:Zögerliches Angebot

Seit Jahren steht das alte Forsthaus in Anzing leer. Der Freistaat will die Räume nun für eine Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellen. Auch in anderen Gemeinden tun sich neue Perspektiven auf.

Von Barbara Mooser

Asylbewerberunterkunft in Anzing

Seit Jahren steht das ehemalige Forsthaus in Anzing leer. Nun könnten hier bis zu 30 Asylbewerber einziehen.

(Foto: Lukas Barth)

Der Freistaat setzt die Landkreise gehörig unter Druck: Sie müssen die Asylbewerber unterbringen, die ihnen zugewiesen werden - auch wenn es noch so schwer fällt. Die Suche nach Unterkünften ist inzwischen eines der drängendsten Probleme auch im Landkreis Ebersberg geworden. Nun kommen voraussichtlich zwischen 20 und 30 Flüchtlinge im alten Forsthaus in Anzing unter - in einer Immobilie, die dem Freistaat selbst gehört. Kommunalpolitiker sind verwundert darüber, dass ihnen die Immobilie nicht von selbst angeboten wurde, bei der zuständigen "Immobilien Freistaat Bayern" bestreitet man das. Überdies habe man keinen Überblick darüber, wie sich der Bedarf in den einzelnen Regionen gestalte, sagt Geschäftsführer Dieter Knauer. Außer in Anzing gibt es derzeit auch in Poing und anderen Gemeinden vielversprechende Pläne für neue Flüchtlingsunterkünfte. Davon erhoffen sich die Verantwortlichen zumindest vorübergehend Entspannung.

Das alte Forsthaus in der Anzinger Wendelsteinstraße, das auf zwei Etagen acht Zimmer und Sanitäranlagen bietet und früher unter anderem als Wohnhaus für Bedienstete der Forstverwaltung genutzt wurde, steht seit langem leer - mit einer gut einjährigen Unterbrechung. Zwischen Mitte 2009 und Ende 2010 mietete die Gemeinde Anzing es als Ausweichquartier an, weil das Rathaus während dieser Zeit vollständig saniert wurde. Wie es nun kam, dass der Landkreis bei seiner verzweifelten Suche nach Räumlichkeiten auf das Gebäude aufmerksam wurde, darüber gibt es unterschiedliche Berichte. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sagt, der Kreis sei durch eine anonyme Postkarte auf das Haus hingewiesen worden. Anzings Bürgermeister Franz Finauer (FW) hingegen erklärt, er selbst habe telefonisch die zuständige Stelle im Landratsamt über die leer stehende Immobilie informiert. Und Dieter Knauer von der "Immobilien Freistaat Bayern" schließlich weist darauf hin, dass seine Mitarbeiter selbst die Räume angeboten hätten. Allerdings erst, wie er einräumt, nachdem das Landratsamt angefragt habe, ob es vielleicht andere Immobilien des Freistaats im Landkreis nutzen könne, die sich aber als ungeeignet herausgestellt hätten. Während Landrat Niedergesäß seine Verwunderung darüber, dass es den Landkreisen nicht leichter gemacht wird, sehr dezent ausdrückt, wird Anzings Bürgermeister schon deutlicher: "Das ist doch wirklich nicht einzusehen, dass der Freistaat eine solche Immobilie leer stehen lässt, während wir mit Hochdruck nach Unterkünften suchen." In Anzing habe sich bisher trotz vieler Gespräche noch keine Möglichkeit ergeben, Flüchtlinge unterzubringen, doch die Unterkunft in der Wendelsteinstraße sei immerhin ein erster Schritt.

Knauer verteidigt die Tatsache, dass der Freistaat nicht von Anfang an offensiv seine Immobilien angeboten hat. Die eigenen Gebäude seien nur in Hinblick darauf geprüft worden, ob sich diese als große Gemeinschaftsunterkünfte für mehr als 50 Menschen eigneten. Dies sei bei keinem der Objekte im Landkreis der Fall gewesen. Wie sich die Situation darüber hinaus in den Landkreisen darstelle, darüber sei man nicht auf dem Laufenden. Grundsätzlich verwehre man sich aber nicht, wenn entsprechende Anfragen kämen, so Knauer. Der Landkreis müsse sich nun äußern, wie lange er das Haus nutzen wolle. Auch Umbau- oder Sanierungsarbeiten müsse der Kreis in Eigenregie veranlassen.

Unterdessen zeichnet sich auch in Poing eine Möglichkeit ab, Flüchtlinge unterzubringen. Etwa 20 Flüchtlinge könnten nach Angaben einer Sprecherin des Erzbistums in einem derzeit ungenutzten Wohn- und Pfarrhaus der katholischen Kirche in der Anzinger Straße unterkommen. Hier gehe es nun nur noch um einige Details des Mietvertrags. Ein ehemaliges Jugendhaus, das von der Kirchengemeinde ebenfalls als Unterkunft vorgeschlagen worden sei, sei hingegen in einem zu schlechten Zustand, um es als Wohnhaus zu vermieten.

Die zwei größten Unterkünfte des Landkreises werden voraussichtlich in nächster Zeit in Vaterstetten und Zorneding entstehen. Entsprechende Entscheidungen in den Gemeindegremien stünden kurz bevor, kündigte Landrat Robert Niedergesäß bei einem Pressegespräch an. Insgesamt könne so in den nächsten Monaten Wohnraum für 150 weitere Flüchtlinge geschaffen werden.

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