Landkreis:Grüne werfen Fauth Führungsschwäche vor

Kreistagsfraktion zieht Halbzeitbilanz: Krankheit des CSU-Landrats überschattet die Wahlperiode.

Lars Brunckhorst

Es ist keine explizite Rücktrittsforderung, aber erstmals stellt eine Fraktion des Kreistags die Dienstfähigkeit von Landrat Gottlieb Fauth öffentlich infrage. In ungewohnter Deutlichkeit kritisieren die Grünen Fauths Amtsführung und stellen einen direkten Zusammenhang zur Krankheit des CSU-Politikers her. "Wir stellen immer mehr fest, dass eine Führung im Landratsamt fehlt, Sachgebiete schlecht zusammenarbeiten, Fehlorganisation und mangelnde Sitzungsvorbereitung zu teilweise widersprüchlichen Entscheidungen führen", so Grünen-Fraktionssprecherin Waltraud Gruber auf der Internet-Seite ihrer Partei. "Die Krankheit des Landrats überschattet diese Wahlperiode."

Landkreis: Immer wieder fällt Landrat Gottlieb Fauth wegen seiner Krankheit aus - ein Problem für die Kreispolitik?

Immer wieder fällt Landrat Gottlieb Fauth wegen seiner Krankheit aus - ein Problem für die Kreispolitik?

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grubers Parteifreund und Fraktionskollege Benedikt Mayer äußert sich genauso deutlich: "Wie ein roter Faden zieht sich durch die Kreispolitik der letzten Jahre die Führungsschwäche von Landrat Gottlieb Fauth", schreibt der Kreisrat auf der Homepage www.gruene-ebe.de. Diese Führungsschwäche sei schon vor der Wahl 2008 zu spüren gewesen, "sie wird aber immer offensichtlicher".

Als Beispiele nennt Mayer eine mangelnde Leitung von Sitzungen des Kreistags und seiner Ausschüsse, die fehlende Führung des Landratsamts sowie Fauths "Schweigen zu wichtigen Themen und Entscheidungen. Ob es um den Haushalt des Landkreises geht, um Arbeit und Struktur des Jugendamtes oder um das Mobilitätskonzept: Äußerungen oder gar Richtungsweisungen des Landrats gibt es viel zu selten". Nach Ansicht von Gruber hat sich Fauth bei der jüngsten Entscheidung im Kreisausschuss zum Atomausstieg durch seine alleinige Gegenstimme zudem "vollends ins Abseits" manövriert.

So deutlich hat bisher noch keine Partei den Landrat und dessen Amtsführung kritisiert. Auch die Grünen hielten sich stets mit Kritik an Fauth zurück, der seit mehreren Jahren unter einer wiederkehrenden Entzündung im Gehirn leidet. Allerdings haben sie in der Vergangenheit wiederholt gefordert, der Landkreis brauche einen Landrat, "der seine volle Arbeitskraft in den Dienst der Bevölkerung stellen kann". Man habe großes Mitgefühl, sagt Mayer. Klar sei aber auch: Fauth komme der Aufgabe, mit der er von den Wählern mehrheitlich betraut worden sei, nicht ausreichend nach. Und Grünen-Fraktionschefin Gruber betont: "Nicht seine Krankheit ist das Problem, sondern seine Untätigkeit."

Dass sich ihre Fraktion jetzt so dezidiert äußert, begründet Gruber mit der Halbzeit der Wahlperiode. Diese sei entscheidend von der Krankheit des Landrats und den Folgen geprägt gewesen. Zur Halbzeitbilanz ihrer Arbeit im Kreistag, die die Grünen dieser Tage ziehen, gehöre daher auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Arbeit des Landratsamts und des Landrats, so Gruber. Dabei sparen die Grünen auch nicht mit Kritik an Fauths Partei: Die CSU habe es nicht fertig gebracht, eine Lösung zu finden.

Eine Führungslosigkeit im Landratsamt hatte zuletzt auch SPD-Fraktionschef Albert Hingerl beklagt. Anlass waren Eigenmächtigkeiten von Finanzmanagerin Brigitte Keller.

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