Auf dem Boden des Duschraums steht eine Wasserpfütze. Einer Dusche fehlt die Haltestange für die Brause; sie liegt unter dem Waschbecken. Wände und Böden sind von einem gelben Schmutzbelag überzogen. Eine WC-Kabine hat keine Tür, das Scharnier ist kaputt, die Tür lehnt an der Wand. Eine dicke Schicht eingebrannter Speisereste bedeckt den Herd im Küchenraum.
Seit Februar 2015 leben an die 50 Asylbewerber in Zorneding. Nach einem knappen Jahr ist der Container am Bahnhof in erschreckendem Zustand. Schon mehrmals mussten die Armaturen der Duschen gewechselt werden, weil sie kaputt waren. Auch am Fahrradschuppen ist eine Tür kaputt. Immerhin eine Waschmaschine konnte der Helferkreis inzwischen repapieren.
Auch in anderen großen Asylbewerber-Unterkünften sind die Mängel zahlreich. In der Turnhalle in Kirchseeon seien über Wochen hinweg nur zwei von elf Duschen funktionsfähig gewesen, berichten Mitglieder des Helferkreises - für 170 Bewohner, Toiletten und Duschen seien stark verschmutzt. Aus den Kühlschränken krieche der Schimmel.
Zu wenig Privatssphäre
Das Landratsamt möchte den Zustand der Unterkünfte nicht bewerten. Es lasse sich "leider nicht beantworten", ob die Verschmutzung im Bereich des Erwartbaren liege, erklärt Sprecherin Evelyn Schwaiger. Man erstelle Putzpläne, weise die Flüchtlinge in die Reinigung ein und stelle eine Grundausstattung an Putzmitteln zur Verfügung. Der Rest sei Sache der Bewohner. Nur in den großen Turnhallen gebe es professionelle Reinigungskräfte.
Aber nicht nur die hygienischen Bedingungen in den Unterkünften sind ein Problem. Am meisten leiden die Bewohner unter der mangelnden Privatsphäre. In Kirchseeon leben 165 Männer in einer Zweifachturnhalle. In langen Gängen steht ein Stockbett ohne Sichtschutz neben dem anderen. Wer eines der unteren Betten erwischt, kann sich wenigstens mit Handtüchern und Laken einen privaten Bereich abhängen. Wer oben liegt, den kann die ganze Halle sehen.
Im Vergleich dazu sind die Bedingungen im Zornedinger Containerdorf gut: Dort teilen sich je zwei Flüchtlinge einen der langen, schmalen Wohncontainer. Darin ist gerade Platz für zwei Betten, Kühlschrank und Schrank. Dazu gibt es im Erd- und im Obergeschoss je einen Aufenthaltsraum à 26 Quadratmeter. Im unteren steht eine Tischtennisplatte - damit ist der Raum auch schon voll. Als der Gemeinderat den Bauplan genehmigte, waren für die Gemeinschaftsräume je 42 Quadratmeter eingezeichnet. Außerdem war ein Arbeitsraum für Hausaufgaben vorgesehen, der fehlt komplett.
Im Einheitslook: Ein Notunterkunft in der Verdistrasse, Vaterstetten.
(Foto: Peter Hinz-Rosin)Immer mehr Asylbewerber leben in Turnhallen oder Containerdörfern
Insgesamt 1487 Asylbewerber leben derzeit im Landkreis. Der Anteil derer, die in einem Containerdorf oder einer Turnhalle wohnen, wird immer größer. Das geschieht aus der Not heraus. Den Entscheidern in Kreis und Gemeinden wären kleine Unterkünfte deutlich lieber. Davon lassen sich aber nicht genug finden.
Jede Woche müssen 37 Neuzugänge untergebracht werden. Weil aber nicht entsprechend viele Asylverfahren entschieden werden, steigt die Gesamtzahl der Bewerber immer weiter. In zwei Traglufthallen in Pliening und Poing sollen demnächst jeweils bis zu 300 Asylbewerber einziehen - auch, damit die Turnhallen geräumt werden können und den Schulen und Vereinen wieder für Sport zur Verfügung stehen. Das Landratsamt versucht, die Flüchtlinge nach einiger Zeit in kleinere Unterkünfte zu verlegen.
Wenig Platz, keine Privatsphäre, eine bunte Mischung verschiedener Nationalitäten und Religionen: Konflikte sind programmiert. Schon die Verteilung einer Kiste Bananen kann heftigen Streit auslösen. In den größeren Unterkünften ist rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst aktiv. Geht es richtig rund, kapituliert aber auch der: In Kirchseeon gebe es immer wieder Schlägereien, erzählen Insider.
Die Wachleute bringen sich dann häufig selbst in Sicherheit und warten, bis die Polizei da ist. Etwas besser ist die Situation in der Ebersberger Realschul-Turnhalle: Dort sind mit Bauzäunen und Planen vier Bereiche abgetrennt - ein Minimum an Privatsphäre für je etwa zwölf Bewohner.