Geschichte des Landkreises Ebersberg:1200 Jahre älter als gedacht

Geschichte des Landkreises Ebersberg: Die Gemeinde Zorneding ist offenbar deutlich älter als bisher angenommen.

Die Gemeinde Zorneding ist offenbar deutlich älter als bisher angenommen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Jahr 2020 wurden in Zorneding spektakuläre archäologische Funde beim Bau eines Wohnhauses gemacht. Der historische Verein für den Landkreis Ebersberg lädt nun die Öffentlichkeit zur Präsentation ein.

Von Ulli Kuhn, Zorneding/Ebersberg

Vor mehr als 1200 Jahren wurde Zorneding zum ersten mal, damals noch unter dem Namen "Zornkelringa", in einer Freisinger Urkunde erwähnt, das ist überliefert. Doch wie der neuerliche Fund zu beweisen scheint, war dieser Flecken Erde vor circa 2400 Jahren wohl schon einmal bewohnt - also 1200 Jahre früher als gedacht. Ob der Ort seit dieser Zeit bis heute durchgehend bewohnt gewesen ist, kann man durch diese Funde aber noch nicht belegen. Sicher ist, es sind die Überreste einer keltischen Siedlung.

Ein bemerkenswerter Fund ist einem glücklichen Zufall zu verdanken

Insgesamt wurden die Überreste von fünf frühmittelalterlichen Häusern gefunden, außen herum auch ein Graben, der wohl zu einer Palisadenverteidigung gehörte. Es wurden auch Überbleibsel eines alten Ofens, einer sogenannten Darre gefunden - dieser wurde zum Trocknen von Lebensmitteln benutzt. Den wohl bemerkenswertesten Fund stellt eine Gewand- oder Schmucknadel, eine sogenannte Fibel, dar. "Oftmals eine Grabbeigabe", erklärt Ramona Baumgartner, die zuständige Leiterin des Grabungsteams. "Der historische Wert der Ausgrabung ist gigantisch", so Baumgartner weiter.

Geschichte des Landkreises Ebersberg: Das Bild zeigt die Überreste eines alten Ofens, einer sogenannten Darre, der 2020 in Zorneding ausgegraben wurde.

Das Bild zeigt die Überreste eines alten Ofens, einer sogenannten Darre, der 2020 in Zorneding ausgegraben wurde.

(Foto: privat/oh)

Vielleicht sogar mehr als das, da die Ausgrabung ohne einen glücklichen Zufall wohl nie stattgefunden hätte. Die Bauherren haben von sich aus gar nicht bemerkt, was sie da zutage gefördert hatten. Im Vorbeigehen bemerkte ein aufmerksamer - archäologisch versierter - Passant eine ungewöhnliche Verfärbung der Erde und alarmierte sofort das Amt für Denkmalschutz. Ohne diesen anonymen Tipp wären diese fünf antiken Häuserreste wohl einfach überbaut worden.

Möglicherweise reicht der Fund über die Gemeinde Zorneding hinaus

Auch der Zornedinger Heimatforscher Richard Matuszewski findet die Ausgrabung sehr interessant. Durch die gefundene Fibel könne man nun schätzen, dass die ebenfalls bei der Ausgrabung entdeckten Keramikstücke wohl aus der gleichen Zeit stammten, wie die Schmucknadel selbst. Das könne womöglich dabei helfen, weitere Keramik-Fundstücke von anderen Ausgrabungen eindeutiger zu datieren. So könnte dem Zornedinger Fund eventuell auch für archäologische Projekte in anderen Regionen eine große Bedeutung beikommen. "Das ist aber bis jetzt nur eine Hypothese", so der Heimatforscher. Alle aus der Grabung gewonnenen Erkenntnisse wird Matuszewski an diesem Montag in einer Lichtbild-Präsentation mit der Öffentlichkeit teilen.

Der Vortrag "Bodenschätze in Zorneding - Neue archäologische Erkenntnisse" findet am Montag, 6. Februar, im Gasthaus "Alte Post" in Ebersberg statt. Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt ist kostenfrei.

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