Stadtentwicklung in Ebersberg:Lückenfüller

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Auf dieser Wiese neben der Bahnlinie am südwestlichen Stadtrand von Ebersberg soll ein neues Wohngebiet entstehen. (Foto: Christian Endt)

Auf einer Fläche neben der Bahn plant man in der Kreisstadt ein neues Baugebiet. Auch günstige Wohnungen sollen dort entstehen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Kreisstadt Ebersberg rückt näher an die Bahn. Zumindest im Südwesten an der Straße "Am Augrund", dort soll ein neues Wohngebiet entstehen. Grundsätzlich beschlossen wurde diese Entwicklung bereits vor zwei Jahren, nun steht auch fest, wie das neue Baugebiet einmal aussehen soll.

Denn, dass an der Bahn nicht bereits gebaut wird, liegt auch daran, dass die Politik einige Bedenken gegen die ursprünglich vom Investor HI Wohnbau eingereichten Entwurf äußerte. Dieser sah neun dreigeschossige Gebäude vor, angeordnet entlang einer zentralen Erschließungsstraße, welche von der Straße "Am Augrund" abzweigen sollte. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder fand diesen Entwurf gerade wegen der Lage am Stadtrand zu wenig ansprechend. Beschlossen wurde daher eine sogenannte Mehrfachbeauftragung. Das ist gewissermaßen die einfachere Form eines Architektenwettbewerbs, bei dem mehrere Planer Entwürfe einreichen können, die dann von einer Jury bewertet werden.

Fünf Entwürfe hat die Jury begutachtet

Fünf Büros hatten sich an dem Verfahren beteiligt, gewonnen hat der Entwurf des Münchner Büros Zeitler und Blaimberger zusammen mit den Landschaftsarchitekten Brandhoff, Voß und Partner, ebenfalls aus München. Warum sich die Jury so entschieden hatte, erläuterte deren Vorsitzender, Architekt Rainer Hofmann. Die Planung habe die Juroren "durch ihre Einfachheit" überzeugt, sie sei "eine schlüssige Antwort, wie mit einfachen Mitteln unspektakulär eine nachhaltige Siedlung gebaut werden kann". Gelobt wird auch die geringe Flächenversiegelung und die im Vergleich zu den anderen Entwürfen geringere Dichte.

Der Sieger-Entwurf für das Wohngebiet Augrund der Büros Zeitler, Blaimberger Architekten und Landschaftsarchitekten Brandhoff, Voß, Partner. (Foto: Stadt Ebersberg/oh)

Statt der im ersten Entwurf noch neun Wohngebäude sieht der Wettbewerbsgewinner nur noch sieben vor, die sich in ihren Abmessungen unterscheiden. Zwar sollen alle Häuser, wie ursprünglich geplant, dreistöckig werden, auch in der Ost-West-Richtung sind die Gebäude gleich breit. In der Nord-Süd-Ausrichtung gibt es dann aber vier verschiedene Gebäudegrößen. Das längste und das kürzeste liegen jeweils an der östlichen Seite des Baugebiets: Im Norden eines mit etwa 45 und südlich eines mit knapp unter 20 Metern Länge. In der nördlichen Reihe gibt es dann drei Gebäude mit jeweils rund 30 Metern und im Süden dann zwei knapp 25 Meter lange Häuser. Ganz im Südwesten gibt es eine Freifläche, wo im Entwurf ein Spielplatz mit Pavillon eingezeichnet ist.

Auch wenn die Jury bei der Gestaltung der Häuser etwas mehr Kreativität, insbesondere auf die Sondersituation mit der Hanglage und dem Alpenblick, gewünscht hatte, sei das neue Wohngebiet zumindest für den Bestand unproblematisch: Die Baukörper fügten sich in die Nachbarschaft ein, die Anordnung in Nord-Süd-Richtung halte die Blickachsen ins Gebirge frei. Dass man dieses auch von der Freifläche im Südwesten gut sehen kann, gab ebenfalls Pluspunkte, auch wenn die Jury bemängelte, dass diese nicht entlang der Laufwege in der Siedlung liegt. Gut gelöst sei dagegen die Anordnung der Fahrradstellplätze, Tiefgarageneinfahrten und Müllhäuschen, die allesamt entlang im Norden an der Straße "Am Augrund" liegen.

Ein Drittel Sozialwohnungen sind Vorgabe

Ebenfalls positiv gewertet wurde, dass dieser Entwurf die geförderten und die frei vermarkteten Wohnungen nicht räumlich trennt. Denn damit die bisher als Ackerland definierte Fläche zu Bauland werden kann, hatte die Stadt zur Vorgabe gemacht, dass ein Drittel Sozialwohnungen entstehen müssten. Wie viele Wohnungen es insgesamt werden, hängt von deren Größe ab, im ersten Entwurf war von 80 Wohneinheiten die Rede. Im Gegensatz zu anderen Plänen, welche die Sozialwohnungen in eigene Gebäudekomplexe ausgegliedert hätten, beim Siegerentwurf "die soziale Durchmischung (...) ausreichend gewährleistet".

Der Technische Ausschuss folgte dem Entscheid der Jury ohne Diskussion und ohne Gegenstimmen. Damit wurden die beiden Büros mit der weiteren Bearbeitung des Entwurfs beauftragt. Wenn dieser dann das Placet der Stadtratsmitglieder erhält, geht es an die Aufstellung des Bebauungsplanes.

Möglicherweise enthält der dann auch schon etwas, auf das man in der Kreisstadt seit einem halben Jahrhundert wartet: Einen zweiten Bahnhof. Dieser war schon 1972 mit Eröffnung des S-Bahnverkehrs geplant, wurde dann aber nicht mehr weiterverfolgt. Im Zuge der Planung für ein Ausweichgleis zwischen Ebersberg und Grafing-Stadt taucht der Bahnhof nun aber wieder auf: Ein im Dezember vorgestelltes Gutachten der Bahn und des bayerischen Verkehrsministeriums empfiehlt eine "Kreuzungsstelle Ebersberg Süd inklusive Verkehrshalt" etwa in dem Bereich, wo das neue Wohngebiet entstehen soll.

Wer sich ein Bild vom Stand der Planung machen möchte, kann dies demnächst tun. Dann werden alle fünf Entwürfe im Rathaus öffentlich ausgestellt.

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