Wer im Landkreis Ebersberg wohnt, hat meist ein überdurchschnittliches Einkommen. Dies geht sowohl aus aktuellen Erhebungen des Bayerischen Statistischen Landesamts als auch des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Beim verfügbaren Einkommen, also dem, was nach Abzug der notwendigen Ausgaben übrig bleibt, liegt Ebersberg ebenfalls zwar noch über dem bundesweiten Durchschnitt – aber wegen der hohen Lebenshaltungskosten deutlich weiter unten.
Verwendet für die Statistiken wurden jeweils die Daten aus dem Jahr 2022. Daraus ergibt sich ein durchschnittliches Jahreseinkommen im Landkreis Ebersberg von 31 373 Euro nach Steuern, Abgaben und Versicherungsbeiträgen. Laut Landesamt für Statistik reicht das für bayernweit Platz fünf, laut IW liegt der Landkreis Ebersberg damit bundesweit auf dem siebten Platz.
Neue Statistik:Wer ist Millionär?
Laut einer aktuellen Erhebung lebten im Jahr 2018 im Landkreis Ebersberg 79 Menschen, deren Einkünfte die magische Grenze überschritten. Das ist zwar nicht wenig, die Spitzenplätze im Ranking besetzen dennoch andere.
Auch die wenigen Landkreise, die besser abschneiden, liegen in der Region: Die Top Drei sind hier die Landkreise Starnberg mit durchschnittlich 40 205 Euro, Miesbach mit 38 621 und München mit 35 823 Euro Jahreseinkommen. Bayernweit folgt die Landeshauptstadt auf Platz vier, mit 35 467 Euro, bundesweit reicht es für München nur für den fünften Platz.
Die Nachbarschaft mehrerer Kommunen mit sehr einkommensstarker Bevölkerung führt dazu, dass rein statistisch der Landkreis Ebersberg im regionalen Vergleich sogar noch etwas unter dem Durchschnitt liegt: Für Oberbayern errechnet das Statistische Landesamt einen Wert von 31 846 Euro Jahreseinkommen nach Steuern und Abgaben. Bayernweit sind es indes lediglich 28 643 Euro, den niedrigsten Wert ermittelt die Behörde für den Regierungsbezirk Oberfranken mit 26 387 Euro.
Die Kaufkraft in Ebersberg wird durch die hohen Lebenshaltungskosten aufgefressen
Betrachtet man das sogenannte Realeinkommen beziehungsweise die statistische Kaufkraft in den einzelnen Landkreisen, schneidet Ebersberg zwar immer noch relativ gut ab, fällt in der Rangliste indes deutlich nach unten: Laut IW liegt dieses bei durchschnittlichen 28 393 Euro, das reicht dann immer noch für Platz 45 von insgesamt 400 Landkreisen und kreisfreien Städten.
Warum das so ist, erklärt sich aus dem vergleichsweise hohen Preisniveau im Landkreis Ebersberg. Das IW hat ermittelt, dass die hiesigen Lebenshaltungskosten dem 110,5-fachen des bundesweiten Durchschnitts entsprechen. In der Liste der teuersten Landkreise und kreisfreien Städte kommt Ebersberg damit auf 392 von 400, also auf den neunten Platz.

Demografie im Landkreis:Bei zu vielen ist es zu wenig
Die Altersarmut nimmt zu, gerade auch im Landkreis Ebersberg, wo das Leben teuer ist. Laut VdK liegen inzwischen viele Renten unter Sozialhilfeniveau, und zwar nicht nur bei Frauen. Die Dunkelziffer der Bedürftigen sei hoch.
Die höchsten Lebenshaltungskosten ermittelt das IW – wenig überraschend – für die bayerische Landeshauptstadt, dort zahlt man für die Dinge des täglichen Bedarfs inklusive Wohnen 124,4 Prozent des bundesweiten Durchschnitts. Da das nominelle Einkommen in München aber ebenfalls deutlich höher ist als der Durchschnitt, kommt man dort noch auf den 33. Platz bei der Kaufkraft.
Dass im Landkreis mehr Geld verfügbar ist, hängt vor allem mit dem Zuzug zusammen
In den bei den Durchschnittseinkommen bayernweit führenden Landkreisen sind die Lebenshaltungskosten zwar ebenfalls überdurchschnittlich – der Landkreis München kommt auf den zweiten, Starnberg auf den vierten und Miesbach auf den 14. Platz – dort sind die Nominaleinkommen indes so hoch, dass Starnberg und Miesbach ihren ersten und zweiten Platz auch in der Tabelle der Realeinkommen behaupten, München fällt im bundesweiten Schnitt leicht vom fünften auf den neunten Platz.
Ebenfalls untersucht wurde, wie sich die Einkommen in den vergangenen Jahren entwickelt haben, auch da schneidet der Landkreis Ebersberg überdurchschnittlich ab. So ist in Oberbayern das verfügbare Einkommen insgesamt seit 2001 um 40,1 Prozent gestiegen – pro Einwohner jedoch lediglich um 29,1 Prozent. Dies bedeutet, dass vor allem der Zuzug mehr Kaufkraft in die Region gebracht hat. Diese Entwicklung ist auch bayernweit zu beobachten: So ist im Freistaat im Jahr 2022 das insgesamt verfügbare Einkommen im Vergleich zu 2012 um 37 Prozent gestiegen – der Durchschnittsbayer hat aber nur 28,8 Prozent mehr Geld in der Tasche.

Immobilien im Landkreis:Nachholbedarf beim Wohnungsbau
Das Pestel-Institut legt eine neue Analyse für den Landkreis Ebersberg vor. Demnach müssten pro Jahr 910 Wohnungen zusätzlich entstehen. Dabei gäbe es eigentlich genügend Leerstand.
Für den Landkreis Ebersberg indes – hier gibt es beim Statistischen Landesamt allerdings nur Zahlen bis 2021 – scheint dieser Trend besonders deutlich auszufallen: Laut Landesamt gehört Ebersberg zu den Landkreisen, in denen das verfügbare Einkommen insgesamt im Zeitraum von 2001 bis 2021 zwischen 70 und 90 Prozent zugenommen hat. Beim verfügbaren Einkommen pro Person liegt Ebersberg dagegen lediglich bei den Landkreisen „unter 40 Prozent“, genauer wird das Landesamt hier nicht.
Dafür gibt es Zahlen für die einzelnen Jahre, und die bestätigen den Trend: Besonders deutlich zeigt sich dies im Jahr 2015, hier stieg das verfügbare Einkommen insgesamt um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, pro Person lag der Anstieg indes nur bei 0,9 Prozent. Allerdings war 2015 auch das Jahr mit dem größten Zuzug, um 2548 Personen ist die Bevölkerung gewachsen.
Dieser Effekt zeigt sich auch im ersten Corona-Jahr 2020: Laut Statistik haben die Ebersberger im Schnitt 0,1 Prozent ihres verfügbaren Einkommens eingebüßt – insgesamt verzeichnet der Landkreis aber einen Zuwachs um 0,6 Prozent, dem zwar unterdurchschnittlichen aber mit 442 Personen doch noch merklichen Zuzug sei Dank. Interessant ist die Entwicklung des Folgejahres: Hier ist der Zuzug mit 471 Personen nicht viel höher, das verfügbare Einkommen steigt indes um 2,6 Prozent – und um 2,3 Prozent pro Person. Hier dürfte das Ende der Corona-Pandemie ausschlaggebend gewesen sein.