Feiern im Landkreis Ebersberg:"Wir haben fast alle Vorbereitungen getroffen"

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Werden die fünf großen Volksfeste im Landkreis Ebersberg ausfallen? So mancher Festwirt hat noch Hoffnung.

Von Serafina Rumm

Das Münchner Oktoberfest ist abgesagt - und auch die Planung der fünf großen Volksfeste im Landkreis Ebersberg ist mehr als unsicher: Großveranstaltungen sind aufgrund der immer noch sehr hohen Inzidenzzahlen verboten. Es ist schwer abzusehen, was dieser Sommer noch mit sich bringt.

Diesen Freitag wäre es losgegangen: Mit dem Anstich am 7. Mai hätte das Grandauer Volksfest in Grafing die Festsaison im Landkreis eröffnet. Doch was sich seit Monaten angekündigt hatte, ist nun sicher: Die Corona-Situation lässt auch im Frühling 2021 kein Volksfest zu. "So langsam schiebt schon jeder einen Frust", so der Grafinger Festwirt Anton Kainz über die momentane Lage. "Aber alle sitzen im selben Boot", fügt er hinzu. Die gesamte Gastronomie und der Einzelhandel sind von den Beschränkungen betroffen: "Jeder hofft, dass es bald wieder los geht", sagt Kainz. Doch er ist sich sicher: "Dieses Jahr wird es keine Großveranstaltungen geben."

Die Planung gestalte sich auch für ein Fest in reduzierter Form im Sommer - ohne Festzelt und mit nur ein paar Ständen und Fahrgeschäften - schwierig: Momentan könne man schließlich nicht einmal im kleinen Rahmen planen. Ob sich so ein Volksfest light für ihn überhaupt rentieren würde? "Nein", sagt Kainz. Die Veranstaltung stünde in keiner Relation zum Aufwand. Dass dieses Jahr in Grafing noch ein Volksfest stattfindet, glaubt Kainz nicht. Ein Countdown auf der Internetseite des Veranstalters zählt schon die Zeit bis zum nächsten Jahr: 378 Tage waren es am Donnerstag, ehe es am 20. Mai 2022 in Grafing wieder heißen soll: "O'zapft is!"

Vor 2020 hatte das Volksfest 52 Jahre ohne Unterbrechung auf dem Festplatz in Grafing stattgefunden, wie Kainz erzählt. Normalerweise wäre der Veranstalter jetzt nicht zuhause, sondern bereits seit drei Wochen jeden Tag draußen auf dem Platz zum Aufbau. In diesen Tagen würde der Feinschliff gemacht: Die Garnituren kämen ins Zelt, die Küche und die Schenke würden aufgebaut und die Dekoration angebracht werden. Nicht nur ihm gehe das Volksfest ab, auch den Schaustellerfirmen und den 450-Euro-Kräften fehle der Verdienst vom Volksfest. Egal ob Bedienung, Schank- oder Küchenhelfer, Security-Mitarbeiter oder Musiker - alle sind von dem Ausfall betroffen. "Allein im Zelt sind 80 Leute beschäftigt", sagt Kainz. Dazu kämen mehr als 200 Künstler, die im Laufe der zwölf Tage am Fest beteiligt sind. Aktuell sei es noch ein weiter Weg, bis wieder 1500 bis 2000 Leute zusammenkommen könnten, wie es auf dem Grafinger Volksfest knapp zwei Wochen lang täglich der Fall wäre: "Von so einer Veranstaltung sind wir noch ein gutes Stück entfernt", sagt Kainz. Bis es im Herbst wieder an die Planung für das nächste Volksfest gehen kann, müsse man froh sein, wenn im Juni wieder ein Biergarten aufmache oder wenn man im Sommer einen Geburtstag oder einer Hochzeit mit 50 bis 100 Gästen feiern könne.

Nach den Festtagen in Grafing, wäre das Hohenlindener Volksfest vom 2. bis zum 6. Juni das nächste im Landkreis. Bisher hatten die Veranstalter noch auf eine positive Entwicklung der Situation gehofft - jedoch vergebens. "Bei der aktuellen Lage wird man hier in fünf Wochen keine Veranstaltung ausrichten können", wie Festwirt Robert Schmidt sagt. Einen Ersatztermin gebe es bisher nicht, über einen solchen könne man zu einem späteren Zeitpunkt sprechen, sagt er. "Aber bisher gibt es keine Perspektive", so Schmidt. Die Lage ist für den Wirt ohnehin längst nicht mehr positiv: Als reisender Gastronom sei er finanziell auf Veranstaltungen wie das Hohenlindener Volksfest angewiesen. Über ein Alternativ-Programm mit To-go-Angeboten hätten der Wirt und die Freiwillige Feuerwehr Hohenlinden, die das Fest traditionell ausrichtet, bisher noch nicht gesprochen. "Ich glaube aber nicht, dass sich das rentiert", so Schmidt. Ganz absagen möchte Anton Speckmaier, erster Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Hohenlinden, das Volksfest aber noch nicht. Denn einen Vorteil hätten die Hohenlindner womöglich gegenüber größeren Volksfesten: "Wir sind relativ flexibel", wie Speckmaier sagt. Ein, zwei Monate Vorlauf würden reichen.

Ein bisschen Volksfeststimmung soll es im Landkreis dieses Jahr aber geben: In Vaterstetten ist für den Frühsommer eine Veranstaltung geplant. "Es wird bestimmt etwas stattfinden", sagt Wirtin Claudia Fahrenschon. An der Baldhamer Straße könnte auch heuer wieder eine Art "Sommer Dahoam" stattfinden, wie ihn die Familie Fahrenschon bereits 2020 organisierte. Vom 17. Juli bis zum 2. August gab es in einem eingezäunten Bereich einen überdachten Biergarten, Fahrgeschäfte und Stände. Sollte die Inzidenz es auch diesen Sommer zulassen, könne sich Fahrenschon ein Volksfest in diesem Stil gut vorstellen: "Wir sind positiv gestimmt", sagt sie. Ob die Corona-Beschränkungen die Pläne dann im Sommer genauso zulassen, könne man jedoch erst kurzfristig sagen: "Ich vermute, dass es bis dahin leichter ist", so Fahrenschon.

Der Termin für das offizielle Volksfest in Vaterstetten ist Stand jetzt noch für den Zeitraum von 2. bis 13. Juni angesetzt: "Letztes Jahr dachten wir, dass wir die Pandemie dann im Griff haben", sagt Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). "Vielleicht verschieben wir das Volksfest aber wieder auf den Zeitraum vom letzten Jahr", so Spitzauer. Das müsse jedoch erst mit der Veranstalter-Familie abgesprochen werden. Auch der Bürgermeister steht einem zweiten "Sommer Dahoam" positiv gegenüber: "Nur To-Go fände ich schade", sagt er.

Die Festwirte Manuel Scheyerl und Stefan Staudinger haben die Planungsaktivitäten zu ihrem Poinger Volksfest 2021 ins Internet verlegt: "Am Donnerstag haben wir eine virtuelle Festkomitee-Sitzung", wie Scheyerl erzählt. Ob etwas stattfindet und in welchem Rahmen werde erst dann entschieden. "Letztlich muss man sowieso abwarten, wie sich die Fallzahlen entwickeln, um zu sehen ob es überhaupt eine Grundlage für eine Genehmigung der Veranstaltung gibt", sagt Scheyerl. Bisher sei aufgrund der nicht vorhersehbaren Situation noch nichts Konkretes besprochen worden: "Es ist schwierig", so Scheyerl. Ein Volksfest mit Abstand könne sich der Wirt aktuell nicht vorstellen, letztendlich müsse aber das gesamte Volksfest-Team darüber beratschlagen. Auch für die Schausteller sei die Situation zurzeit problematisch. Denn einzelne Feste anzufahren, lohne sich aus wirtschaftlicher Sicht nicht. Eines sei zumindest sicher: Sollte es dieses Jahr in Poing ein Volksfest geben, dann nicht in gewohntem Rahmen. "So viel steht schon mal fest", sagt Scheyerl.

Abgerundet wird die Festsaison im Landkreis traditionell durch das Volksfest in Ebersberg im August: "Natürlich haben wir fast alle Vorbereitungen getroffen", sagt Festwirt Martin Lohmeyer. Aber auch für ihn ist die Lage bisher unberechenbar. Spärlich seien deshalb auch die Alternativen für das Ebersberger Volksfest: "Man kann sich auf nichts einstellen", so Lohmeyer. Offiziell absagen möchte er trotzdem noch nicht. Ob das Volksfest die geforderten Hygienevorschriften erfüllen könne, sei noch nicht sicher. Zudem würden sich Fahrgeschäfte für ein paar Tage bei wenigen Gästen nicht lohnen, der Aufwand für die Schausteller wäre größer als der Gewinn. Ein Funken Resthoffnung hat Lohmeyer dennoch für den Sommer: "Letztes Jahr waren im Sommer auch 500 Leute im Biergarten erlaubt." Die Planung bleibt aber weiterhin schwierig. "Man kann zurzeit keine Aussagen treffen, weil man nicht weiß, wie streng die Vorgaben sein werden."

© SZ vom 07.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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