Ortsentwicklung in Vaterstetten:Wohnungen in der Warteschleife

Ortsentwicklung in Vaterstetten: Wird wohl auf absehbare Zeit eine Baulücke bleiben: Das Grundstück für die geplanten Gemeindewohnungen an der Vaterstettener Dorfstraße.

Wird wohl auf absehbare Zeit eine Baulücke bleiben: Das Grundstück für die geplanten Gemeindewohnungen an der Vaterstettener Dorfstraße.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die geplanten Gemeindebauten in der Vaterstettener Dorfstraße werden aus Geldmangel auf unbestimmte Zeit verschoben.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Ein seit fünf Jahren geplantes Wohnbauprojekt in der Großgemeinde wird bis auf weiteres nicht umgesetzt. Seit 2018 steht der Bau von bezahlbaren Wohnungen in der Dorfstraße auf der Agenda, nun hat der Gemeinderat einstimmig dafür votiert, das Vorhaben auf die Warteliste zu setzen. Wann es von dort wieder heruntergenommen werden kann, ist völlig offen.

Es ist eines der ehrgeizigeren Projekte in Vaterstetten und eines, das mittlerweile schon den zweiten Bürgermeister und den zweiten Gemeinderat beschäftigt: An der Dorfstraße am Ottendichler Kreisel soll eine Wohnsiedlung entstehen, nicht nur auf Gemeindegrund sondern auch in kommunalem Eigentum. Hintergrund ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der es erschwert, dass etwa Kindergärten, Altenheime aber auch die Gemeinde selbst das dringend benötigte Personal zu einem Jobwechsel nach Vaterstetten bewegen können.

Ortsentwicklung in Vaterstetten: Im Februar 2020 wurde im Vaterstettener Rathaus der Entwurf für das Wohngebiet Nordwest von Bauamtsleiterin Brigitte Littke, Jury-Vorsitzendem Hans-Peter Hebensperger-Hüther und dem damaligen Bürgermeister Georg Reitsberger vorgestellt.

Im Februar 2020 wurde im Vaterstettener Rathaus der Entwurf für das Wohngebiet Nordwest von Bauamtsleiterin Brigitte Littke, Jury-Vorsitzendem Hans-Peter Hebensperger-Hüther und dem damaligen Bürgermeister Georg Reitsberger vorgestellt.

(Foto: Christian Endt)

Unter anderem darum wurde 2018 beschlossen, ein zwischen Dorfstraße und Ottendichler Straße geplantes Gewerbegebiet zu einer Siedlung mit bezahlbaren Wohnungen umzuwidmen. Für das Gewerbe wurde ein neuer Standort zwischen Philipp-Maas-Weg und Johann-Sebastian-Bach-Straße gefunden, kommendes Jahr soll es bezogen werden. Das Wohngebiet indes ist kaum vorangekommen. Zwar präsentierte noch Bürgermeister Georg Reitsberger Anfang 2020 einen Entwurf und wenig später vergab der neue Gemeinderat die Planungsaufträge für Vaterstetten Nordwest.

Ortsentwicklung in Vaterstetten: So sah der Wettbewerbs-Sieger für das Baugebiet Vaterstetten Nordwest 2020 aus.

So sah der Wettbewerbs-Sieger für das Baugebiet Vaterstetten Nordwest 2020 aus.

(Foto: Gemeinde Vaterstetten/oh)

Dann aber kam es zu Verzögerungen. Der 2020 gekürte Siegerentwurf missfiel offenbar einigen im Gemeinderat, worum es konkret ging wurde der Öffentlichkeit nie mitgeteilt, es gab nur vage Aussagen, dass man sich mehr Wirtschaftlichkeit gewünscht habe. Auf jeden Fall wurde Ende 2021 dem ursprünglichen Büro der Auftrag entzogen und die Umplanung des Wohngebiets anderweitig vergeben. Immerhin war damals noch ein Zeitplan im Raum gestanden, wonach Ende 2023 mit dem Bau begonnen und dieser 2027 abgeschlossen sein soll.

Ortsentwicklung in Vaterstetten: Das Baugebiet Vaterstetten Nordwest nach der Umplanung im vorigen Jahr.

Das Baugebiet Vaterstetten Nordwest nach der Umplanung im vorigen Jahr.

(Foto: Gemeinde Vaterstetten/oh)

Davon ist man inzwischen weit entfernt. In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte die Verwaltung zwar aktualisierte Planungen für das Projekt vor, demnach ist man jetzt bei 152 Wohnungen. Gleichzeitig jedoch schlug die Verwaltung vor, das Vorhaben komplett aus der Planung zu nehmen und auf eine neu einzurichtende Warteliste zu setzen. Lediglich die Bauleitplanung soll weiterlaufen, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke, so dass man, sollte wieder Geld vorhanden sein, sofort beginnen könne.

Das Baugebiet verschwindet komplett aus der Finanzplanung der kommenden Jahre

Damit würde Vaterstetten Nordwest weder in einem der kommenden Haushalte noch in der Finanzplanung auftauchen. Was dort durchaus Auswirkungen hätte. Denn, wie Kämmerer Markus Porombka in der Sitzung vorrechnete, würde nach Abzug aller Fördermittel die Gemeinde etwa 20,8 Millionen Euro selbst aufbringen müssen. Und das auch nur, weil das Grundstück, obwohl bereits in Gemeindebesitz, von den Förderstellen als Eigenkapital gewertet werde.

Angesichts dieser Summen und vor dem Hintergrund der allgemeinen Wirtschaftskrise warb Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) dafür, das Wohnbauprojekt aus der laufenden Planung zu nehmen: "Wir sollten abwarten und schauen, wie sich die Situation entwickelt." Darum plädierte er auch für die Einführung einer Warteliste, wie sie etwa der Landkreis Ebersberg in seiner Projektplanung bereits seit Jahren nutzt. Spitzauer deutete an, dass die Gemeindesiedlung nicht das einzige Vorhaben auf dieser Liste bleiben werde.

Im Gremium gab es zwar Bedauern über dieses Vorgehen, allerdings keine Gegenstimmen dazu. "Es ist sehr schade, aber es geht nicht anders", fasste Katrin Pumm die Meinung der Grünen-Fraktion zusammen. Josef Mittermeier (SPD) nannte die Entwicklung "ärgerlich" seine Fraktionskollegin Annika Deutschmann wies noch einmal auf den Fachkräftemangel im Kita-Bereich hin, "wenn wir Personal halten wollen, brauchen wir mehr Wohnungen". Klaus Willenberg (FDP) regte an, sich Möglichkeiten zu überlegen, das Vorhaben "außerhalb des Gemeindehaushaltes" umzusetzen, also etwa eine Genossenschaft zu betrauen.

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