Nahverkehr in Vaterstetten:Es geht aufwärts

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Der Aufzug an der Station in Vaterstetten soll bis Ende 2023 erneuert werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Lifte an den Bahnstationen Vaterstetten und Baldham sollen erneuert werden. Möglich macht das ein Vertrag zwischen Gemeinde und Deutscher Bahn.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wer mit der Bahn unterwegs ist, kann von vielen Ärgernissen berichten, seien es ausgefallene, verspätete oder unzureichend saubere Züge. In der Großgemeinde indes kann der Ärger auch schon mal beginnen, bevor überhaupt der Bahnsteig erreicht ist - weil man ihn unter Umständen nicht erreicht. Wer nicht so gut zu Fuß, mit viel Gepäck oder einem Kinderwagen unterwegs ist, steht oftmals vor dem Problem, dass die Aufzüge nicht funktionieren. Doch damit soll nun Schluss sein, die Lifte an den Stationen in Baldham und in Vaterstetten werden erneuert. Allerdings, wie bei Bahnangelegenheiten nicht unüblich, bis es soweit ist, wird es noch etwas dauern.

Die Geschichte der Ärgernisse um die Bahnaufzüge geht schon eine Weile, ganz genau seit dem Jahr 1986. Damals wurden die S-Bahn-Stationen im Zuge des Streckenausbaus und der Einführung des 20-Minuten-Taktes umgebaut und mit Aufzügen versehen. Für deren Unterhalt hatte sich die Gemeinde damals per Vertrag mit der Bahn verpflichtet - genaugenommen gibt es einen solchen nur für den Bahnhof Baldham, dennoch wurde auch jener in Vaterstetten seitdem auf Gemeindekosten gepflegt.

Die alten Anlagen werden für die Gemeinde immer mehr zur finanziellen Belastung

Was, wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates erklärte, man damals übernommen hatte, weil es noch keine generelle Verpflichtung der Bahn für barrierefreien Zugang zu den Stationen gab. Allerdings sei diese freiwillige Leistung in den vergangenen Jahren zu einer sehr teuren Angelegenheit geworden. Die Gemeinde habe alleine zwischen 2016 und 2022 ganze 143 295 Euro für Reparatur und Unterhalt der beiden Lifte ausgeben müssen.

Der Lift in Baldham kommt erst im Jahr 2024 dran. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Diese hohen Kosten, so ergab es im vergangenen Jahr auch die Stellungnahme eines Sachverständigen, resultierten aus dem im Laufe der Jahre aufgetretenen Verschleiß der Anlagen. Der Gutachter registrierte damals unter anderem einen größeren Schaden an der Steuerung, weswegen es auch regelmäßig zu Ausfällen komme - und zu Beschwerden der Fahrgäste. Ebenfalls deutlich abgenutzt seien die Kabinen- und Schachtabschlusstüren. Sowohl diese, wie auch die Steuerung, müssten laut des Gutachters komplett erneuert werden.

Die neuen Anlagen sollen auch gegen Vandalismus resistent sein

Bei der Erneuerung der Aufzugssteuerung müssten entsprechende Bedienelemente und eine komplette elektrische Verdrahtung eingebaut werden. Außerdem empfiehlt der Experte, dass die neuen Schachttüren in vandalismusresistenter Ausführung eingebaut werden, dazu sei eine Kompletterneuerung erforderlich. Dies vor dem Hintergrund, dass es in der Vergangenheit immer mal wieder zu mutwilligen Sachbeschädigungen an den beiden Aufzügen gekommen war.

Mit diesen Maßnahmen ist es laut dem beauftragten Sachverständigen indes nicht getan. Wie die Rathausverwaltung in ihrer Stellungnahme schreibt, geht der Experte davon aus, "dass die Aufzugsanlagen nicht mehr nutzbar sind und ein Austausch der beiden Aufzüge dringend in Angriff genommen werden muss".

Was die Gemeinde zum Anlass nimmt, aus dem 1986 geschlossenen Vertrag mit der Bahn auszusteigen, "da die Erneuerung beziehungsweise der Austausch der Aufzugsanlagen über reine Unterhaltsmaßnahmen hinausgehen und es sich mit dem Ende des sogenannten Lebenszyklus, nicht mehr um eine Aufgabe der Gemeinde handeln kann", schreibt die Verwaltung weiter. Weshalb Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) bereits vor gut zwei Jahren bei der Bahn entsprechende Vertragsverhandlungen geführt hat.

Künftig soll die Bahn für die Lifte zuständig sein, auch für deren Erneuerung

Das nun vorgestellte Ergebnis sieht so aus, dass die Bahn, konkret deren Subunternehmen "Station & Service AG" künftig komplett für die Aufzüge zuständig sein soll. Inbegriffen ist ausdrücklich die "Pflicht zur Erneuerung", die Bahn muss also für einen Ersatz der altersschwachen Lifte sorgen. Bei der Gemeinde verbleibt damit nur noch ein Teil-Unterhalt der Personenunterführungen, konkret geht es um die Pflege der Wege durch die Tunnels inklusive der Wände und der Treppen.

Der Austausch der Aufzüge wird dann voraussichtlich im Herbst kommenden Jahres beginnen. Laut Bahn soll im dritten Quartal 2023 zunächst der Vaterstettener Lift erneuert werden, bis zum Jahresende soll die Anlage dann benutzbar sein. Etwas länger müssen sich die Fahrgäste in Baldham gedulden, der entsprechende Vertrag ist noch in der Endabstimmung, aber laut Verwaltung hat die Station & Service eine Erneuerung und Inbetriebnahme bis voraussichtlich Mitte 2024 geplant. Damit hätten sich ab dem Haushalt 2025 für die Gemeinde die Kosten für die Aufzüge an den Bahnhöfen erledigt.

Im Gemeinderat gab es zu dem Thema weder Diskussionsbedarf noch Gegenstimmen.

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