Verkehr im Landkreis Ebersberg:Zurück auf Los

Verkehr im Landkreis Ebersberg: Eine nun vorgestellte neue Variante für die Verlegung der Kreisstraße EBE4 könnte Weißenfeld vom Durchgangsverkehr entlasten.

Eine nun vorgestellte neue Variante für die Verlegung der Kreisstraße EBE4 könnte Weißenfeld vom Durchgangsverkehr entlasten.

(Foto: Autobahn GmbH, Niederlassung Südbayern)

Laut neuen Berechnungen würde die Umfahrung für Vaterstettens Ortschaften rund 47 Millionen Euro kosten. Doch zumindest Weißenfeld könnte eine Umgehung bekommen - wenn auch nicht so bald.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Nach mehr als drei Jahrzehnten Diskussion und gut zehn Jahren Planung ist man in Vaterstetten wieder da, wo man einst mit den Überlegungen zu einer Umfahrung der nördlichen Vaterstettener Gemeindeteile angefangen hat: Bei einer Verlegung der Kreisstraße EBE4 in den Süden von Weißenfeld. Eine solche könnte im Zuge des anstehenden Umbaus des Autobahnkreuzes umgesetzt werden. Ob es dazu wirklich kommt und falls ja, wann, ist indes noch völlig offen. Sicher scheint dagegen bereits, dass die seit 2015 fertig geplante großräumige Umfahrung, die auch Parsdorf und Hergolding einschließt, keinerlei Chance auf Umsetzung hat.

Die Zahl des Abends lautete 46,8 Millionen. So viele Euros muss die Gemeinde Vaterstetten für die geplante Straße bezahlen, so eine aktuelle Berechnung des Bauamtes. Wie dessen Leiterin Brigitte Littke am Donnerstag im Gemeinderat sagte, gelte dies nur, sollte man heuer noch mit den Arbeiten beginnen können. Zum Vergleich: Als die Gemeinde die Trasse zur Planfeststellung anmeldete, lagen die geschätzten Kosten noch bei 21,46 Millionen.

Von einem baldigen Baubeginn auszugehen, wäre allerdings selbst dann unrealistisch, würde die Gemeinde über solche Geldmittel verfügen. Denn aktuell hängt der Planfeststellungsbeschluss für die Straße noch beim Verwaltungsgericht fest - und das tut er schon eine ganze Weile. Vor gut drei Jahren wurden die Klagen gegen die Planung eingereicht, fünf sind noch anhängig und haben aufschiebende Wirkung, es darf vor einer Entscheidung also nicht gebaut werden. Wann eine solche fällt, ist unklar, zwischenzeitlich wurde das Verfahren an eine andere Kammer gegeben, die sich erst einarbeiten musste.

Da trifft es sich gut, dass sich im Zuge der Umbaupläne für die Kreuzung von A94 und A99 vielleicht eine Lösung für das Umgehungsproblem auftun könnte. Warum, das erläuterten Frauke Mazur und Jochen Eid von der Autobahn GmbH in Vaterstetten. Durch die geplante Verbreiterung der A99 müsste auch die darunter verlaufende Kreisstraße EBE4 beziehungsweise M18 umgebaut werden.

Bliebe die Straße auf ihrem aktuellen Verlauf, müssten sehr viel größere Tunnels gebaut werden, auch wegen der schrägen Querung der Autobahn. Zudem bräuchte es für die auf fünf Jahre geschätzte Bauzeit eine Ersatzstraße. Diese, so die Autobahn-Fachleute, müsste in gleichem Standard hergestellt werden wie eine dauerhafte Straße - weswegen man auf die Idee gekommen ist, gleich eine neue EBE4 und M 18 in dem Bereich zu bauen.

Die neue Variante für die Kreisstraße EBE4 müsste die Gemeinde mitbezahlen

Diese soll in einem weiten Bogen vom Gewerbegebiet Feldkirchen Süd gerade unter der A99 verlaufen und nördlich von Weißenfeld wieder auf die bestehende EBE4 treffen. Möglich sei aber auch, den Bogen aufzuweiten, so dass die neue Straße erst im Südosten des Ortes wieder auf die alte trifft. Auf Wunsch der Gemeinde Vaterstetten werde man die "Variante 5" genannte Trasse in die Prüfung aufnehmen und etwa untersuchen, wie in diesem Fall die Kosten ausfallen und welchen Anteil gegebenenfalls die Gemeinde zu tragen hätte.

Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) sieht darin zumindest eine Möglichkeit, einen Teil der Umfahrung umsetzen zu können. Angesichts der Kostenentwicklung sei nicht damit zu rechnen, dass die große Lösung in absehbarer Zeit finanzierbar sei - nicht zuletzt wegen anstehender Projekte wie Geothermie, Kitaausbau und Schulsanierungen.

Der Vorschlag der Verwaltung, bei der Autobahn ganz offiziell um die Prüfung von Variante 5 zu bitten, war im Gremium zwar unstrittig. Nicht jedoch, wie man mit der sich rasant der 50-Millionen-Marke nähernden anderen Planung umgehen soll. Axel Weingärtner (Grüne) beantragte, diese sofort einzustellen und auch das Verfahren am Verwaltungsgericht nicht mehr weiterzuführen: "Wenn man diese Kosten sieht, muss doch allen klar sein, dass das Pferd wirklich tot genug ist, um abzusteigen."

Josef Mittermeier (SPD) hofft dagegen auf eine Wiederauferstehung: Er sehe die Umgehung nicht am Ende sondern vor einem neuen Anfang. Falls man durch den Autobahnumbau zu einer Weißenfelder Umfahrung komme, brauche man ja nur noch den nördlichen Ast rund um Parsdorf und Hergolding selber zu bauen. Daran, dass man sich diese dann leisten könne, habe er ebenfalls Zweifel, sagte Benedikt Weber (CSU), dennoch plädierte auch er dafür, die Umgehungsstraße noch nicht aufzugeben. "Lasst uns erst einmal abwarten, was in dem Verfahren rauskommt."

Zumindest keine neuen Kosten, versicherte der Bürgermeister. Planungen gebe es derzeit ohnehin keine, und der Anwalt für das Verfahren werde über die Versicherung bezahlt, die Eigenbeteiligung betrage etwa 1000 Euro. Gegen die Stimmen der Grünen und der Freien Wähler wurde beschlossen, die Autobahn solle Variante 5 prüfen - ohne dass man die andere Trasse aufgibt. Ob Nummer fünf am Ende in die finale Planung geht, entscheidet sich wohl noch in diesem Herbst. Wann sie gebaut wird, ist aber völlig unklar. Bestenfalls sei 2031 Baubeginn, so Mazur - ihr Kollege hält eine Fertigstellung Anfang der 2040er ebenfalls nicht für unrealistisch.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusBella Italia aus Markt Schwaben
:Mit Seele und Ziehharmonika

Viele kennen ihn vom Wildpark Poing oder aus dem Internet: Carmelo Coccaro, Sohn eines Gastarbeiters, bringt das Italien der 1960er in die Jetztzeit. Eine Hommage an seine Mamma rührt Menschen auf der ganzen Welt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: