In knapp zweieinhalb Jahren sollen die ersten Häuser in der Großgemeinde Vaterstetten mit warmem Wasser aus der Tiefe beheizt werden. Dies geht aus einem nun im Gemeinderat vorgestellten Zeitplan hervor, demnach könnte das Vorhaben bereits zum Winter 2025/2026 in die sogenannte Produktionsphase eintreten. Abgeschlossen ist das Projekt damit indes nicht, bis wirklich im gesamten Gemeindegebiet Fernwärme aus Geothermie zur Verfügung steht, könnte es bis ins nächste Jahrzehnt dauern.
Dies liegt am dazu nötigen Ausbau des Wärmenetzes, der zwar schon seit einigen Jahren verstärkt vorangetrieben wird, aber noch weit von einer Vollversorgung entfernt ist. Derzeit konzentriert sich der Ausbau vor allem auf die nördlichen und westlichen Teile der Kerngemeinde, ausgehend von dort vorhandenen kleineren Wärmenetzen, die nach und nach miteinander verbunden und erweitert werden. Seit 2017 ist das Heizkraftwerk beim Sportpark in Betrieb, dieses soll in einigen Jahren durch die Geothermie ersetzt werden.
Wie Klimaschutzmanager und technischer Vorstand der Gemeindewerke Tobias Aschwer nun ausführte, sei das Vorhaben derzeit in der sogenannten Explorationsphase. Wie der Name andeutet, geht es hier viel um Planung und Erkundung. So will man sich bis Jahresende mit den Nachbargemeinden Grasbrunn, Haar und Zorneding darüber verständigt haben, wer sich und in welcher Form an der zu gründenden Fördergesellschaft beteiligt.
Ebenfalls Teil der ersten Phase ist die Generierung von Fördermitteln. Diese gibt es laut Aschwer sowohl für die eigentliche Bohrung wie für den Netzausbau. Auch braucht es noch eine offizielle Genehmigung durch das Bergamt, der Bohrplatz muss notariell gesichert und für die Arbeiten vorbereitet werden, etwa durch Sicherstellung der Strom- und Wasserversorgung für die Baustelle. Bereits erledigt sei eine artenschutzrechtliche Prüfung für die Förderstelle, nötig sei allerdings noch der Nachweis von Ausgleichsflächen.
Bis Jahresende soll die Planung für den Ausbau des Nahwärmenetzes vorliegen
Auch noch bis Jahresende soll erfolgen, worauf zahlreiche Bewohner der Gemeinde schon länger warten: Eine verbindliche Planung für den weiteren Ausbau des Wärmenetzes. Wie Aschwer bereits in einer früheren Sitzung sagte, gibt es großes Interesse an den Nahwärmeanschlüssen und dementsprechend zahlreiche Anfragen, wann denn nun welche Straße an der Reihe ist.
Hier ist für viele allerdings noch etwas Geduld gefragt. Denn zwar sieht der Zeitplan mit dem kommenden Jahr den Eintritt in die Bohrphase vor - die Detailplanung dafür soll 2024, die eigentliche Bohrung dann 2025 erfolgen - und parallel soll ebenfalls im kommenden Jahr beginnend dank der Fördermittel das Nahwärmenetz verstärkt ausgebaut werden. Allerdings wird laut Zeitplan erst im Jahr 2030 das gesamte Siedlungsgebiet Vaterstetten und Baldham über ein Nahwärmenetz verfügen.
Wie Georg Kast, Wirtschaftsförderer der Gemeinde und kaufmännischer Vorstand der Gemeindewerke erläuterte, könnte der Ausbau auch länger dauern. In mehr als 200 Straßen müssten noch die Nahwärme-Rohre verlegt werden, schon alleine aus Gründen des Verkehrsflusses könne man nicht zu viele auf einmal ausbauen.
Kritik an dem Plan kam von FDP-Gemeinderat Klaus Willenberg. Er stellte in Frage, dass die Gemeindewerke den Netzausbau vornehmen müssten und forderte einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss. Einen solchen habe es bereits mit der Gründung des Kommunalunternehmens im Jahr 2015 gegeben, entgegnete Kast, damals seien die Gemeindewerke mit der Aufgabe betraut worden, Vaterstetten mit regenerativer Energie zu versorgen, dazu gehöre auch das Nahwärmenetz.
Weiteren Diskussionsbedarf gab es keinen, dies dürfte sich ändern, wenn in einer der kommenden Sitzungen über die Details der geplanten Fördergesellschaft beraten wird. Bereits im März fiel die Entscheidung, diese in Form einer GmbH oder eine GmbH & Co. KG anzulegen. Dadurch könnten auch Investoren aus der Wirtschaft einsteigen und sich zudem weitere Kommunen zu einem späteren Zeitpunkt anschließen. Dazu, wie hoch der Kapitalbedarf für die Fördergesellschaft ist, gibt es zumindest offiziell keine Zahlen, eine Schätzung vom vorvergangenen Jahr nennt die Summe von 25 Millionen Euro, inzwischen dürfte dies aber deutlich gestiegen sein.